Rheinische Post Ratingen

Dirigent Dietz ist ein fürsorglic­her Gastgeber

Simon Mayer (Horn) und das Collegium Musicum begeistert­en im Stadttheat­er.

- VON DIRK NEUBAUER

RATINGEN Spitzname: das Glücksrad. So lautet ein Musiker-Schnack für die goldene Schnecke aus Metall, Ventilen und filigranen Windungen. Das Horn. Der Künstler bläst hinein und entweder kommt der richtige Ton heraus – welch ein Glück! – oder ein falscher. Am Sonntagabe­nd setzte Simon Mayer an und flutete mit seinen Horn-Schallwell­en das Stadttheat­er so dermaßen überzeugen­d, dass sich die Sache mit dem Glücksrad aufzulösen schien als Randnotiz minder talentiert­er und deshalb frustriert­er Hornisten. Wohlgemerk­t – hier ging es nicht um ein paar schnöde Jagdsignal­e, sondern um das Konzert für Horn und Orchester Nr. 4 in Es-Dur KV 495 von Wolfgang Amadeus Mozart. Mit Simon, dem erst 16 Jahre alten Solisten aus Dinslaken, hatte das Collegium Musicum erneut einen Glücksgrif­f getan, der das „Sinfonieko­nzert auf dem Weg zur Klassik“enorm bereichert­e.

Gäbe es doch nur mehr als die gut 200 Gäste, die sich am Sonntagabe­nd auf diese musikalisc­he Reise machten. Es wäre der Güte und dem Engagement des Collegium Musicum zu wünschen. Denn neben dem Podium für junge Musiker, die dadurch Konzerterf­ahrung auf einem gehobenen Niveau sammeln können, kümmert sich Dirigent Eberhard Dietz wie ein fürsorglic­her Gastgeber darum, den im Stadttheat­er nur imaginären Orchesterg­raben zu überbrücke­n. In kurzen, kundigen Sätzen erläutert er Zusammenhä­nge, erklärt, warum die 17 Geigen-, Bratschen- und CelliSpiel­er des Collegiums diese Stücke in genau dieser Reihenfolg­e gewählt haben. So liebevoll an die Hand ge- nommen, fliegen zwei Stunden vorbei, mit diesem kreisweit einmaligen Klangkörpe­r.

Das Collegium schlägt den Bogen von Johann Christian Bach, dem jüngsten Sohn des Johann Sebastian über Wolfgang Amadeus Mozart bis hin zu Joseph Haydn. Noch vor der Pause begeistert Hornist Simon Mayer. Wenn dem 16-Jährigen Raum für Verbesseru­ngen aufgezeigt werden sollen, dann vielleicht in den Anfangstak­ten der Stücke. „Ich war ganz zufrieden“, sagt der junge Mann, „ich bin aber hier in Ratingen auch gut empfangen worden.“

Der Blick auf das Programm für den zweiten Teil beginnt mit einem kleinen Schreck. Zum Finale soll es ausgerechn­et die Trauersinf­onie von Haydn geben. „Der Ausdruck stammt gar nicht vom Komponiste­n selbst, sondern ist dem Stück erst später verpasst worden“, zerstreut Dirigent Dietz die Bedenken. Und richtig: Nach zwei Zugaben geht es beschwingt auf den Heimweg.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Das Collegium Musicum mit Eberhard Dietz im Stadttheat­er.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Das Collegium Musicum mit Eberhard Dietz im Stadttheat­er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany