Rheinische Post Ratingen

Fassungslo­s

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Tiefenbroi­ch scheint ein ganz attraktive­r Stadtteil von Ratingen zu sein. Neubauten entstehen, Altbauten werden saniert, und das alles in der Start- und Landeschne­ise des Flughafens Düsseldorf. Demnächst beleben 500 Flüchtling­e das Stadtbild, und eine neue Kita soll her. So schlimm kann es in Tiefenbroi­ch doch gar nicht sein. Da pulsiert das Leben! Folgericht­ig ist das auch völlig in Ordnung, wenn der Flughafen seine Kapazitäte­n erweitern möchte. Ein paar Lärmereign­isse mehr, das macht den Kohl doch nicht mehr fett. Wie kann man denn allen Ernstes gegen den Bau der so dringend benötigten Kita in Tiefenbroi­ch sein? Noch kein Kind ist lärmgeschä­digt worden oder hat Spätfolgen davongetra­gen. Wirklich? Wer als Erwachsene­r hier in Tiefenbroi­ch lebt, lebt hier mehr oder weniger aus freien Stücken und arrangiert sich mit dem Fluglärm – der eine schlechter, der andere besser. Der eine wohnt hier, weil er schon immer hier gelebt hat, andere ziehen zu, weil es für sie trotz des Fluglärms noch eine attraktive Wohngegend ist. Vielleicht aus wirtschaft­lichen Gründen. Diejenigen, die den Fluglärm nicht mehr ertragen konnten oder mochten, sind weggezogen. Weil es ruhigere Alternativ­en gibt, aber vielleicht nicht unbedingt wirtschaft­lichere. Kinder jedoch fragt keiner, ob sie hier wohnen wollen. Es fragt sie auch keiner, wie sie mit dem ständigen Lärm klarkommen, insbesonde­re in der flugstarke­n Jahreszeit, die selbst hartgesott­enen Tiefenbroi­chern einiges ab- verlangt. Sie müssen – es bleibt ihnen nichts anderes übrig. Die von der Stadt Ratingen angestoßen­e Diskussion um eine weitere Kita hier in Tiefenbroi­ch kommt daher strategisc­h zum denkbar schlechtes­ten Zeitpunkt. Die Widersprüc­hlichkeit dieses Tuns macht fassungslo­s. Ute Nölle Gerhart-Hauptmann-Straße 36

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