Turbo-Abi: Bürgermeister gegen ihre Parteien
CDU und SPD lehnen eine Komplett-Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium ab. Nicht alle Rathauschefs folgen dieser Linie.
Achtung! Lassen Sie sich vom Mainstream-Wetterbericht nicht täuschen! Heute ab etwa 20.13 Uhr ist in ganz Südwesteuropa mit heftigen Schneefällen zu rechnen. Daher wird das Champions-League-Achtelfinalrückspiel Atlético Madrid gegen Bayer Leverkusen auf den berühmten Kartoffelackersumpf von Sporting Lotte verlegt. „Das sichert uns das Weiterkommen“, sagte Bayer-Trainer Tayfun (!) Korkut: „Wenn die knietief im Schlamm stehen, haben die keine Chance.“Gerechnet wird mit einem 7:1, mindestens. Das Viertelfinale gegen Barcelona will Bayer dann am Niederrhein austragen – bei Rheingold Emmerich oder dem SV Hönnepel-Niedermörmter. „HöNie“hätte einen Vorteil: Dann hätte der Gegner schon vor Anpfiff muskuläre Probleme. In der Zunge. fvo DÜSSELDORF Eine Reihe von Bürgermeistern der Region hegt Sympathien für das Volksbegehren zur flächendeckenden Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9). Das ergab eine Umfrage unserer Redaktion. Die Zustimmung kommt aus beiden großen Parteien. Zu den Befürwortern gehört Mönchengladbachs Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners (CDU). Er sagte: „Die gleichen Lerninhalte in acht statt neun Jahren zu vermitteln, bedeutet nicht nur mehr Lerndruck, sondern auch weniger Zeit für individuelle Aktivitäten außerhalb der Schule.“Er werde das Volksbegehren „bei nächster Gelegenheit“unterschreiben.
Noch bis 7. Juni liegen in den 396 NRW-Kommunen Listen aus. Unterstützer des Volksbegehrens können sich dort eintragen. Zudem darf die Initiative „G9 jetzt“in eigener Regie ein Jahr lang Unterschriften sammeln. Das Begehren hat Erfolg, wenn acht Prozent der deutschen Stimmberechtigten unterschreiben – etwa 1,1 Millionen Menschen. Lehnt der Landtag dann den mit dem Volksbegehren verbundenen Gesetzentwurf ab, kommt es zu einem bindenden Volksentscheid.
Für G9 ist auch der Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer (CDU). „Als überzeugter Sportler, Vereinsmensch und Ehrenamtler begrüße ich eine längere Schulzeit“, sagte er bereits Anfang Februar, als er sich in die Listen eintrug. Zu den Unterzeichnern gehört außerdem der von der CDU aufgestellte Klaus Kleinenkuhnen aus Rheurdt im Kreis Kleve. Sein Kollege aus Brüggen im Kreis Viersen, Frank Gellen (CDU), sagte: „In NRW muss Michael Stock (SPD) Bürgermeister von Wegberg Schluss sein mit dem Hin und Her der Schuldiskussionen. Wenn die Initiative dazu beiträgt – klasse!“
Wermelskirchens Bürgermeister Rainer Bleek (SPD) beklagte „die Verdichtung des Schulalltags“. Deshalb werde er unterschreiben. Noch unentschieden, was eine Unterschrift angeht, ist sein Parteifreund aus Wegberg im Kreis Heinsberg, Michael Stock. „Nach meiner persönlichen Meinung ist G8 gescheitert“, sagte er; die Ziele der Initiative könne er „in großen Teilen nachvollziehen“. Düsseldorfs Rathauschef Thomas Geisel (SPD) wollte sich nicht äußern. Er hatte allerdings 2014 Unterstützung für die Unterschriftensammlung gegen das „Turbo-Abi“bekundet.
Die Bürgermeister stellen sich damit gegen ihre Landesparteien – von den Parteien im Landtag unterstützen nur die Piraten „G9 jetzt“. Die SPD favorisiert ein zweigleisiges Modell an jeder Schule mit einem G8- und einem G9-Zug; die CDU will die Schulen entscheiden lassen.
Andere Bürgermeister formulierten deutliche Ablehnung. Uwe Rich- rath (SPD) aus Leverkusen etwa kritisierte, die G9-Initiatoren wollten zu „festen Strukturen eines Halbtagsgymnasiums“zurück. Sabine Anemüller (SPD) aus Viersen fürchtet, G9 bestrafe die Schulen, die die verkürzte Gymnasialzeit gut umgesetzt hätten. Ähnlich äußerten sich die CDU-Rathauschefs aus Straelen, Geldern, Xanten und Weeze.
Marcus Hohenstein von „G9 jetzt“zeigte sich erfreut: „Offenbar sind die Bürgermeister wirklich näher an den Bürgern als die Abgeordneten in Düsseldorf.“Hohenstein warf CDU und SPD vor, Druck auf ihre Mitglieder auszuüben: „Nur wer frei von landespolitischen Ambitionen ist, kann sich in einer solchen Umfrage ungefährdet äußern.“Leitartikel Seite A2
„Nach meiner Meinung ist G8 gescheitert“