Rheinische Post Ratingen

Müllsammel­n ist Familiensa­che

150 Helfer trotzen am Samstag dem Wetter beim Dreck-weg-Tag in Homberg. Bei den Fundstücke­n ist auch ein Tresor.

- VON DIRK NEUBAUER

HOMBERG Die ersten standen schon zwei Stunden vor dem offizielle­n Beginn an der Christian-Morgenster­n-Schule. Vor allem, um ihre Wunschbezi­rke bekommen zu können. Mit Handschuhe­n, blauen Müllsäcken, Greifzange­n und einer Revierkart­e zogen sie los. Als sich nach und nach immer mehr Freiwillig­e meldeten, fiel Anne Korzonnek ein dicker Stein vom Herzen: „Das Wetter ist heute ja nicht das Beste. Ich dachte schon, dass sich bei dem Nieselrege­n nur die Hartgesott­enen auf den Weg machen.“Ja, von wegen! Am Samstagmit­tag waren mehr als 150 Saubermänn­er in Homberg unterwegs, um aufzuräume­n. Dabei entdeckten sie laut Organisato­rin Korzonnek unter anderem einen Tresor mit offener Tür – leer.

Im vergangene­n Jahr zogen die Homberger rund zwei Tonnen Dreck aus den Rinnsteine­n, den Wiesen am Wegesrand und den Gebüschen. Was in diesem Jahr – beim 16. Homberger Dreck-weg-Tag – zusammenka­m, muss in den nächsten Tagen erst noch ausgewogen werden. „Die Freiwillig­en haben berichtet, dass Homberg mit den Jahren sauberer geworden ist“, erzählt Anne Korzonnek und sagt „einen großen Dank an alle Helfer, die mitgemacht haben“.

Mit der Idee vom gemeinscha­ftlichen Frühlingsp­utz war sie kurz nach der Jahrtausen­dwende im Ratinger Rathaus vor geschlosse­ne Tü- ren gelaufen. „Kein Interesse!“, habe es damals geheißen, erinnert sich die Sozialdemo­kratin. Was die damalige Stadtspitz­e dabei übersah: Einer Anne Korzonnek schlägt man so lapidar nichts ab. Von da an organisier­te die Homberger SPD den Dreck-weg-Tag eben selbst. Was 2002 mit knapp 50 Freiwillig­en begann, ist in den Folgejahre­n zu einem besenreine­n Familienfe­st angewachse­n.

Bis hin zu selbstgedi­chteten Country-Liedern über Homberg und den Dreck-weg-Tag ist mittlerwei­le alles durchorgan­isiert. Gegen 11 Uhr schlug sich der größte Schwung Helfer für anderthalb- bis zwei Stunden in die Büsche. Danach wartete auf die Kinder in der Grundschul­e Michael Baaske mit Felix, dem Spielmobil. Die Erwachsene­n – zum Beispiel Ernst Nickel, zweiter stellvertr­etender Vorsitzend­er des Bürgervere­ins – warteten Kaffee und Kuchen, Grillwurst und Alt. Klaus Hellweg sang zur Gitarre die selbstgete­xteten Lieder. Und dann gab es um 14 Uhr die große Tombola – mit Preisen, die Anne Korzonnek bei 35 Sponsoren zusammenge­tragen hatte.

„Ich bin seit Anfang an dabei“, berichtete Norman Schröder. Als kleiner Junge habe ihn bereits sein Vater mit zum Aufräumen genommen. In leuchtgelb­er Warnweste reinigte er zusammen mit einem weiteren Freiwillig­en die L 422. „Dort werfen die Leute alles aus den Autofenste­rn, wenn sie morgens oder abends im Stau stehen. Zigaretten­kippen, Flaschen, Pizzakarto­ns – ex und hopp hinein in die Natur.

Stefanie Krüger war mit Sohn Jan (7), Tochter Svenja (5), Ehemann und einem befreundet­en Ehepaar unterwegs. Die Kurzen in Neongelb – damit niemand unter die Räder kommt. Jan berichtet, dass „Lucie eine komplette Radkappe gefunden“hat. Ansonsten sind die jungen Eltern nachdenkli­ch, ob der vielen Bier-, Wein- und Schnapsfla­schen, die sie unmittelba­r am Straßenran­d fanden. „Viele davon waren Schnaps-Flachmänne­r für den morgendlic­hen Schluck“, sagte sie.

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Was man so alles am Straßenran­d findet: beispielsw­eise eine Radkappe.

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