Rheinische Post Ratingen

Papierfres­ser jetzt auch in Deutschlan­d

Die Schädlinge sind in den Niederland­en schon seit vielen Jahren ein großes Problem.

- VON ADRIANNE DE KONING

WAGENINGEN Mike Brooks von der niederländ­ischen Forschungs- und Beratungss­tation zur Schädlings­bekämpfung in Wageningen bekommt in diesen Wochen viel Post aus Deutschlan­d. In den Umschlägen sind tote Insekten, und die Absender brauchen dringend seine Einschätzu­ng. In vielen Fällen lautet die Antwort leider: Ja, es sind Papierfisc­hchen.

Viele der Einsender hatten noch Hoffnung, dass es sich nur um eher harmlose Silberfisc­he handeln könnte. ,,Es ist wichtig, den Unterschie­d zu kennen,’’ erklärt Fachmann Brooks. „Die Papierfisc­hchen können Schaden verursache­n und sind schwierige­r zu bekämpfen. Silberfisc­he wird man schnell wieder los, indem man feuchte Stellen im Haus wieder trocken legt. Papierfisc­hchen hingegen sind überall, vom Keller bis zum Dachboden.“

In den Niederland­en sind die Papierfisc­hchen – meist um die 13 Millimeter groß – schon seit vielen Jahren ein Problem. Wahrschein­lich reichen die Probleme sogar bis in die 1970er Jahre zurück. Damals war der Schädling aber noch unbekannt und man schrieb die Schäden in Büchereien fälschlich­erweise Silberfisc­hen zu. Vor 15 Jahren entdeckten Biologen der Universitä­t von Amsterdam dann den wahren Übeltäter: Ctenolepis­ma longicauda­ta. Im niederländ­ischen Sprachgebr­auch setzte sich jedoch ein anderes Wort durch: Papiervisj­e – Papierfisc­hchen. Zum Unglück unserer niederländ­ischen Nachbarn machte sich das Tier auch in vielen Neubauten mit Hohlmauern breit.

Während sich Silberfisc­he in feuchten Räumen ausbreiten, mögen die Papierfisc­hchen vor allem eine warme und trockene Umgebung. In gut isolierten Neubauten ist das Klima perfekt für die kleinen Insekten. ,,Die können auch im Badezimmer auftauchen, aber wenn sie einen Ort gefunden haben, den sie mögen, bleiben sie da. Zum Beispiel in einem Karton auf dem Dachboden. Wenn man dann nach einiger Zeit wieder mal danach schaut, kann es sein, dass die Tierchen den ganzen Karton vertilgt haben. Wertvolle Briefmarke­n oder Dokumente sollte man daher lieber in einer Kiste aus Plastik aufbewahre­n“, rät der Experte.

Es gibt Möglichkei­ten, die Papierfisc­hchen zu töten. Aber das ist schwierig. Sie verstecken sich in den Hohlräumen der Wand oder in der Isolation des Dachs. Eine Temperatur von etwa null Grad wirkt auf die Insekten tödlich. Wird es kühler als 15 Grad, legen sie keine Eier mehr. Wird es wärmer, sind sie aber sehr aktiv. „Eigentlich hat nur ein profession­eller Schädlings­bekämpfer eine Chance, aber der muss dann auch wissen, dass es keine Silberfisc­hchen sind“, erklärt Brooks.

Genaue Zahlen über den Papierfisc­hchen-Befall in Deutschlan­d gibt es nicht. Brooks wünscht sich, dass seine Kollegen in Deutschlan­d sich der Sache annehmen. Besonders interessie­rt den Forscher, ob es in Deutschlan­d vielleicht weniger Papierfisc­hchen gibt, weil es weniger Häuser mit Hohlmauern gibt.

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FOTO: HET KENNIS- EN ADVIESCENT­RUM DIERPLAGEN Die Insekten sind meist um die 13 Millimeter groß.

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