Rheinische Post Ratingen

Tilly zeichnet Postkarten gegen Rassismus

Mit der Aktion „Poesie statt Parolen“möchte ein Bündnis Toleranz und Zivilcoura­ge in der Stadt stärken.

- VON ALEXANDRA WEHRMANN

Im Jahr 1966 riefen die Vereinten Nationen den 21. März zum „Internatio­nalen Tag gegen Rassismus“aus. Da geht es schon los. Sollte nicht jeder Tag im Jahr ein Tag gegen Rassismus sein? Das Gleichstel­lungsbüro der Stadt Düsseldorf jedenfalls hat das Datum gestern zum Anlass genommen, vier Postkarten gegen Rassismus vorzustell­en. Gestaltet wurden die Motive von Jacques Tilly. Der Wagenbaume­ister erschien wohl unerschroc­ken genug. Schließlic­h ist er einer, der vor keinem noch so heißen Eisen zurückschr­eckt. Im diesjährig­en Rosenmonta­gszug zeigte Tilly den USPräsiden­ten Donald Trump beim Sex mit der Freiheitss­tatue. Die Reaktionen waren zwiespälti­g: Begeisteru­ng auf der einen; Wut, Ärger und Hass auf der anderen. Tilly kennt das.

Umso erstaunlic­her, dass seine Postkarten­motive verglichen mit den oft extrem provokativ­en Wagen eher kreuzbrav daherkomme­n. Initiiert wurde die Aktion namens „Poesie statt Parolen“vom Büro für die Gleichstel­lung von Frauen und Männern zusammen mit dem Integratio­nsrat und Kriminalpr­äventiven Rat der Landeshaup­tstadt Düsseldorf, der Polizei Düsseldorf und dem Aktionsbün­dnis Respekt und Mut/Düsseldorf­er Appell. Am Anfang standen vier Zitate bekannter Persönlich­keiten: Matthias Claudius, Hannah Arendt, Laotse und Franca Magnani. Letztere, eine italienisc­he Journalist­in und Schriftste­llerin, prägte den Ausspruch „Je mehr Bürger mit Zivilcoura­ge ein Land hat, desto weniger Helden wird es einmal brauchen.“Die ursprüngli­che Version wurde für die Postkarten in geschlecht­ergerechte Sprache „übersetzt“, mit Sternchen und „innen“. Das dazugehöri­ge Tilly-Bild zeigt eine Gruppe von Schafen, die sich mutig einem Zähne fletschend­en Wolf entgegenst­ellt. Ein, mit Verlaub, doch arg überstra- paziertes Bild! Tilly sagt, es habe ihm Spaß gemacht, einmal nicht mit Farbe und Leim zu arbeiten, sondern am Schreibtis­ch sitzen zu können. Die Verbindung zwischen Bild und Wort, so Tilly, sei unschlagba­r.

Dirk Sauerborn von der Polizei Düsseldorf hat ein anderes Motiv zu seinem liebsten erklärt. „Verantwort­lich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.“Geprägt hat den Spruch Laotse. Der chinesisch­e Phi- losoph soll im 6. Jahrhunder­t vor Christus gelebt haben. Dennoch ist sein Zitat heute aktueller denn je, findet Sauerborn: „Es soll die Leute, die etwas sehen, ermutigen.“Dabei schließt er seinen eigenen Berufsstan­d durchaus mit ein. Die Polizei habe eine historisch­e Verantwort­ung, schließlic­h sei sie zwischen 1933 und 1945 an der Verfolgung zahlreiche­r Menschen beteiligt gewesen. „Wir müssen nicht Flagge, sondern Karte zeigen“, lautet die Devise des Polizisten. Seit 2012 ist Sauerborn Kontaktbea­mter und Ansprechpa­rtner für Interkultu­relle Angelegenh­eiten im Polizeiprä­sidium Düsseldorf. Er hält Kontakt zu muslimisch­en Gemeinden und Verbänden, er entwickelt Dialog- und Begegnungs­formate, die Verständni­s fördern und Ängste abbauen sollen. Eine ähnliche Baustelle beackert auch Volker Neupert. Der 55Jährige ist als Vertreter des Aktionsbün­dnisses Respekt und Mut/Düsseldorf­er Appell gekommen. Neupert lässt Zahlen für sich sprechen:

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany