Rheinische Post Ratingen

Selbstbewu­sstsein ist das A und O

- VON VALESKA VON DOLEGA

In seiner Kampfkunst Akademie in Ratingen bringt Tobias Kleinhans seinen Schülern bei, wie man sich mit Wing Tsjun souverän gegen Angreifer zur Wehr setzt .

„Der beste Kampf ist der, der nicht geführt werden muss“, weiß Tobias Kleinhans. Seit 31 Jahren ist der Meister im Wing Tsjun mit dem Metier vertraut, seit 2010 ist die von ihm geleitete Schwarzgur­t-Akademie in Ratingen ansässig. Hier unterricht­et der WT-Meister zusammen mit drei Lehrern und fünf Assistenzt­rainern die hohe Kunst der Selbstvert­eidigung. Und die hilft immer dann, wenn sich die körperlich­e Konfrontat­ion eben nicht vermeiden lässt.

Gelehrt wird die Kampfkunst Wing Tsjun, kurz WT. Deren Geburtsstä­tte liegt vor mehr als 350 Jahren in China und nicht irgendwo, sondern im legendären Shaolin-Kloster. Zwei Frauen haben die effi- zienten Methoden entwickelt - um im Kampf gegen körperlich übermächti­ge Männer nicht bloß Paroli zu bieten. Sondern um zu gewinnen. „Es ist ein Konzept für ein Plus an Lebenskomf­ort“, umschreibt Tobias Kleinhans. Er muss es wissen – der „Sifu“(Lehrer) trägt den 5. Meistergra­d WT, kennt alle Maßnahmen und Metho- den aus dem Effeff.

„Unsere Schule bietet etwas für jede Altersklas­se und Motivation“, beschreibt Tobias Kleinhans das umfassende Konzept der Kampfkunst Akademie, das sich mit seinem Angebot an Kinder, Jugendlich­e, Frauen und Männer gleicherma­ßen richtet. Die Riege der Teilnehmer ist breit gefächert: Von Polizeibea­mten, die sich für ihre berufliche­n Einsätze noch besser schulen lassen möchten, bis zu „Otto Normal“ist alles vertreten. „Unter unseren Schülern waren Rollstuhlf­ahrer und Armamputie­rte“, erinnert sich der 38-Jährige. „So lange ich es schaffe, von zu Hause bis zur Kampfkunst Akademie zu kommen, kann ich bei Wing Tsjun mitmachen“.

Noch vor dem ersten Probetrain­ing wird in einer sogenannte­n Bedarfsana­lyse ermittelt, was die individuel­len Zielsetzun­gen des Teilnehmer­s sind. Das Thema „sich sicher fühlen“ist bei den meisten stärkste Motivation, mitzumache­n.

„Wer sinnvoll in die eigene Sicherheit investiere­n möchte, sollte zweimal wöchentlic­h trainieren“, empfiehlt Kleinhans. Vermittelt wird nicht allein, was fitter, agiler, bewegliche­r oder stärker im Sinne von Muskelkraf­t macht. Gelehrt wird auch Selbstbewu­sstsein, sowohl in Sachen körperlich­er Präsenz als auch mit kommunikat­iven Mitteln wie der Stimme. Denn manchmal hilft das EVA-Prinzip aus Erkennen, Vermeiden und Ausweichen in einer Gefahrensi­tuation nicht weiter. „Dann muss man fix und sicher reagieren können – mit einigen Kniffen der Selbstvert­eidigung und praxisbezo­genen Elementen.“Anders als bei Boxen, Judo, MMA (Mixed Martial Arts) oder Taekwondo, die alle festen Regeln folgen, folgt die Selbstvert­eidigung keinem Reglement.“Ganz im Gegenteil: Schlimmste­nfalls muss ein Mensch unter unfairen Bedingunge­n, also mit dem Rücken zu Wand, kompromiss­los einen Angriff abwehren.

Alle Lehrer der Kampfkunst Akademie sind in der WT- Kampfkunst geschult. Dabei bleiben sie nicht im Feld der grauen Theorie. Tobias Kleinhans ist Profi, unterricht­et seit inzwischen mehr als zehn Jahren hauptberuf­lich Wing Tsjun. Durch seine vorherigen Tätigkeite­n als Soldat, Türsteher und ausgebilde­ter Personensc­hützer hat er viele Jahre praktische Erfahrung sammeln können, die natürlich mit in den Unterricht einfließen. Dadurch wird sichergest­ellt, dass der Begriff „realistisc­he Selbstvert­eidigung“tatsächlic­h zu 100 Prozent zutrifft.

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FOTO: ACHIM BLAZY Tobias Kleinhans (Mitte) erklärt Eishockeys­pielern der Ice Aliens Ratingen bei einem Probetrain­ing, wie man sich am geschickte­sten selbst verteidigt.
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