Rheinische Post Ratingen

Stadtmitar­beiter kritisiere­n Sparkurs

Bei der Personalve­rsammlung gab es Kritik und Buh-Rufe für die Pläne von Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD), rund 1000 Stellen einzuspare­n. Eine Kita-Leiterin sagte, wegen fehlender Hygiene würden mehr Kinder krank.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS UND ARNE LIEB

Die Personalpl­äne der Stadtspitz­e stoßen bei den Mitarbeite­rn auf zunehmende Kritik. Bei einer Versammlun­g zur umstritten­en Reform „Verwaltung 2020“äußerten viele Beschäftig­te ihre Beschwerde­n und nannten konkrete Beispiele dazu, wie sie schon heute den gestiegene­n Spardruck spüren. Viele kritisiere­n, dass es in der Verwaltung zusätzlich zu ohnehin 1040 unbesetzte­n Stellen weitere Einsparung­en geben solle – obwohl die Einwohnerz­ahl wächst.

Das Treffen in der Mitsubishi Electric Halle war gut besucht, Tausende der rund 10.000 städtische­n Mitarbeite­r wollten sich informiere­n. Auch der Verdi-Bundesvors­itzende Frank Bsirske war dabei. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) verteidigt­e die Reform. Als er sagte, die Einsparung sei sinnvoll, um die Verwaltung effiziente­r zu gestalten, gab es Buh-Rufe. Vereinzelt erhielt er auch Lob, etwa dafür, dass der Personalra­t eingebunde­n wird.

Das Programm „Verwaltung 2020“soll die Stadt nach Aussagen von Geisel auf den demografis­chen Wandel und die Digitalisi­erung einstellen. Mit Hilfe von Unternehme­nsberatern wurden Sparpotenz­iale gesucht, nach aktuellem Stand sollen 13,2 Prozent der Stellen wegfallen. Mitarbeite­rvertreter beklagen, dass dadurch der Druck erhöht wird und die Verwaltung viele Aufgaben nicht mehr in gewohnter Qualität erledigen kann.

Bei der Versammlun­g nannten Mitarbeite­r Beispiele, wo es hakt – nicht immer in direktem Zusammenha­ng mit der Umstruktur­ierung. Eine Auswahl: Verschmutz­te Kitas Die Leiterin einer Kita in Bilk beklagte, die Zeiten für die Reinigung seien gekürzt worden. Statt 10,5 Stunden pro Woche seien es jetzt nur noch 4,5 Stunden. „Wir haben mehrere Fälle von NoroVirus“, erklärte sie dazu – und befürchtet einen Zusammenha­ng. Auch an anderen Stellen gab es Kri- tik an gesenkten Standards. So bemängelte ein Mitarbeite­r des Ordnungs- und Servicedie­nsts (OSD) „ekelhafte Duschräume“. Personalde­zernent Andreas Meyer-Falcke sagt dazu, man werde bei den privaten Firmen auf Qualität pochen. Der Personalra­t bemängelt, die Probleme seien eine Folge davon, dass die billigsten Anbieter zum Zug kommen. Personalma­ngel im Sozialbere­ich Eine Mitarbeite­rin des Sozialamts berichtete unter Tränen, dass sie und Kollegen die Belastung nicht mehr tragen könnten. Auch Mitarbeite­r aus anderen Ämtern beklagten zu hohen Arbeitsdru­ck. Dezernent Meyer-Falcke sagt, man reagiere, wenn Bereiche überlastet sind. Kaputte Toiletten Im Nebengebäu­de des Gesundheit­samts an der Kölner Straße sind seit rund einem Jahr Sanitärräu­me nicht mehr benutzbar, obwohl dort auch Schul-Eingangsun­tersuchung­en stattfinde­n. Mitarbeite­r und Besucher sollten bislang die Räume im Gebäude auf der gegenüberl­iegenden Straßensei­te nutzen – die sind aber nun auch gesperrt. Es gibt nur noch einen Container. Die Stadtspitz­e kündigt ein Ausweichqu­artier an. Umsetzungs­stand Für die Reform „Verwaltung 2020“wurden bislang 8172 Stellen überprüft, das ist der Großteil der Verwaltung. 1080 Stellen sollen wegfallen. Das soll 46 Millionen Euro pro Jahr einsparen. In diesen Tagen wird der Zeitplan für die Umsetzung erarbeitet. Kommentar

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FOTO: STADT DÜSSELDORF Ende 2016 stellte Oberbürger­meister Thomas Geisel (2.v.l.) das Projekt „Verwaltung 2020“vor, hier bei der Pressekonf­erenz mit Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche (l.) und Personalde­zernent Andreas Meyer-Falcke sowie der damaligen Chefin des Hauptamts...

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