Rheinische Post Ratingen

Kunst im Haus und auf der grünen Wiese

In Erkrath bringen gleich zwei Vereine Kunst und Publikum zusammen, und das ganz unabhängig vom ohnehin mageren Stadtsäcke­l. Um an das dafür nötige Geld zu kommen, ist auch wieder Kreativitä­t gefragt.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH „Wir gehen nicht zur Stadt, um zu betteln, sondern mieten ganz normal etwas an und renovieren selbst“, das stand für Bildhauer Wolfgang Sendermann von Anfang an fest, als er vor ein paar Jahren mit einer Hand voll Gleichgesi­nnter auf der Suche nach einem festen Raum für freie Ausstellun­gen war. Die Erkrather Stadtverwa­ltung hatte allerdings gleich ein offenes Ohr für sein Anliegen. Ihr gefiel das von Sendermann vorgelegte Konzept und schlug ihm zwei Objekte vor, von denen schließlic­h die alte Dorfschule Millrath an der Dorfstraße das Rennen machte.

„Ein toller Ort“, schwärmt Sendermann, aber auch eine große Herausford­erung. Denn die ihnen zugewiesen­en Räume der alten, denkmalges­chützten Schule, die zum Teil schon damals auch von anderen Vereinen genutzt wurde, waren in schlechtem Zustand. Allerdings wurde die Miete auf diese Weise für den bald von Sendermann gegründete­n Fördervere­in Kunst- und Kulturraum Erkrath erschwingl­ich. Dennoch: „Wir zahlen nach dem Mietspiege­l und haben keine Sonderkond­itionen.“

Jetzt ist alles blitz und blank. Der Förderkrei­s hat alle ihm zur Verfügung stehenden handwerkli­chen Talente spielen lassen und den 60Quadratm­eter-Ausstellun­gsraum kernsanier­t, mit neuem Boden, neuem Anstrich, neuer Heizung und einem ebensolche­n Beleuch- tungssyste­m. Örtliche Sponsoren gaben Geld oder packten mit an, wie etwa die Kreisspark­asse oder der Wirtschaft­skreis. Es hilft eben, wenn man sich schon vorher wie Wolfgang Sendermann mit regelmäßig­en Ausstellun­gen einen Namen in der Stadt gemacht hat. Sein Verein hat mittlerwei­le 56 Mitglieder, die einen Jahresbeit­rag von jeweils 60 Euro zahlen (Paare 100 Euro), außerdem vermietet er einliegend­e Ateliers und eine Wohnung zum Festpreis.

Generell ist die Dorfschule offen für freie Ausstellun­gen von Künstlern, die sich beim Verein bewerben müssen. Über mangelnde Nachfrage können die Erkrather nicht klagen: Bis einschließ­lich 2018 steht die Planung. Ausstellen­de Gastkünstl­er zahlen für drei Wochenende­n 170 Euro für die Raumnutzun­g und für Plakate, für Mitglieder ist das Ausstellen günstiger. Für junge Künstler ohne Geld, AkademieSc­hüler zum Beispiel, hat der Verein zwar auch ein Herz, doch müssen die Arbeiten für eine Gratis-Ausstellun­g dann schon überragend sein. „Wie machen das hin und wieder, müssen aber auch Geld hereinhole­n, denn wir haben ja laufende Kosten“, sagt Sendermann.

Während der Förderkrei­s im Kunsthaus sesshaft geworden ist, führt die 2009 von Ralf Buchholz gegründete freie Erkrather Künstlergr­uppe „Neanderart Group“ein Nomadenleb­en und ist stets auf der Suche nach kostenlose­n Ausstellun­gsmöglichk­eiten: leerstehen­de Industrieg­ebäude, Arztpraxen, Geschäfte, einmal im Jahr auch unter freiem Himmel im Park von Haus Morp oder im Garten des Gästehause­s Wahnenmühl­e. Übergreife­ndes Motto der rund 30 Aktiven: „Lasst uns die Kunst- und Kulturszen­e beleben.“Wer das unterstütz­en will, kann ab einer Spende von zehn Euro pro Jahr Ehrenmitgl­ied werden. Für fünf Euro gibt es eine von den Mitglieder­n gestaltete Aktie.

 ?? RP-AF: A. BLAZY ?? Ausstellun­g im Kunsthaus Erkrath mit Arbeiten von Wolfgang Sendermann und Gabriele Ley. Der Eintritt ist immer frei. Auch Schulklass­en kommen.
RP-AF: A. BLAZY Ausstellun­g im Kunsthaus Erkrath mit Arbeiten von Wolfgang Sendermann und Gabriele Ley. Der Eintritt ist immer frei. Auch Schulklass­en kommen.
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FOTO: N. GROLSCH Ralf Buchholz, Gründer der „Neanderart Group“und der FreiluftAu­sstellung „Art in the Park“.

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