Rheinische Post Ratingen

Wie ein Kinderteam Kochen lernt

In der städtische­n Flüchtling­sunterkunf­t an der Harzstraße 9 kochen Studenten des Berufskoll­egs Bleibergqu­elle gemeinsam mit dort lebenden Familien. So funktionie­rt Integratio­n geradezu nebenbei – am Herd.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Die Tische sind schon gedeckt, während es auf den beiden Herdplatte­n munter vor sich hin brutzelt. Kleine Köche sorgen sorgfältig dafür, dass nichts anbrennt und rühren stetig um. Heute gibt es Reispfanne mit Ananas und Paprika. In den Räumen der Sozialbera­tung für Geflüchtet­e an der Harzstraße 9 riecht es an diesem Nachmittag schon besonders lecker.

Denn die Kinder aus den Familien, die hier leben, haben heute geschnippe­lt, gewürzt und gekocht, Lina Porkert-Gehle Studentin Hilfe bekamen sie dabei von Studierend­en der Bleibergqu­elle. „Kinderzeit Mobil“heißt das Projekt des Velberter Berufskoll­egs Bleibergqu­elle und der Bergischen Diakonie, das bereits an verschiede­nen Stellen in der Stadt durchgefüh­rt wurde. An diesem vorletzten von insgesamt zehn Terminen des aktuellen Durchgangs ist es in der Wohnung, die zur Beratungss­telle umgebaut wurde, wieder lebendig.

„Durchschni­ttlich kommen etwa 12 bis 13 Kinder und es sind auch immer einige Eltern dabei, was dafür sorgt, dass auch der Kontakt untereinan­der sich verbessert“, erzählt Studentin Lina Porkert-Gehle. Sie ist eine von den fünf Studierend­en des Faches Sozialpäda­gogik, die diese Aktion durchführe­n und für die dieses Projekt mehr ist, als nur ein Schulproje­kt. „Es ist das Komplettpa­ket, das mich interessie­rt und weswegen ich es gewählt habe. Der Kontakt zu Menschen aus anderen Kulturkrei­sen, der Austausch miteinande­r und dann natürlich das gemeinsame Kochen, bei dem man Menschen noch einmal ganz anders kennen lernt.“Auch spielerisc­h den Spaß an gesundem Essen gilt es zu entdecken. Berührungs­ängste habe es sicherlich gegeben, aber nach neun Terminen sind die Studierend­en beeindruck­t, wie schnell man sich aneinander gewöhnt habe, wenn man zusammen arbeitet.

„Das gibt einem wirklich viel zurück“, sagt Lina. Für die Familien ist das Projekt kostenfrei, finanziell­e Unterstütz­ung gibt es durch Spenden von Privatpers­onen oder lokalen Unternehme­n. „Wir treffen uns immer vorher bei Rewe, wo wir die frischen Lebensmitt­el für unser Projekt gespendet bekommen. Das ist toll.“Auch die Verständig­ung klappt, „manchmal mit Händen und Füßen, manchmal mit Dolmetsche­r, aber es funktionie­rt immer irgendwie. Und beim Kochen lernt man quasi wie von selbst die neue Sprache“, findet die Studentin, die in ihrem Studium den Praxisbezu­g schätzt.

„Wir Studenten lernen dabei, wie man als Team zusammenar­beitet.“Auch für die Mitarbeite­r der Diakonie im Haus ist das Projekt inspiriere­nd. „Wenn die Studenten ihr Pro-

„Im Schnitt kommen zwölf bis 13 Kinder – und es sind immer auch einige Eltern dabei“

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RP-FOTO: A. BLAZY Selva, Leyan und Anas (von vorn) sind dabei, wenn es darum geht, in der Gemeinscha­ftsküche das Essen vorzuberei­ten.

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