Rheinische Post Ratingen

Pempelfort, deine Perlen

Ein Efeu-Haus an der Moltkestra­ße, zwei Gründerzei­tbauten und eine originelle Fassade – im Stadtteil gibt es einiges zu entdecken.

- VON NICOLE KAMPE UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

PEMPELFORT Eigentlich ist das Haus an der Ecke Derendorfe­r Straße/ Franklinst­raße ein schmucklos­er Nachkriegs­bau. Irgendwann in den 50er oder 60er Jahren des 20. Jahrhunder­ts hochgezoge­n, „schnell musste es gehen nach dem Krieg“, sagt Christof Rose von der Architekte­nkammer NRW, Wohnraum wurde damals gebraucht. Umso originelle­r hat der Eigentümer die karge Fassade kaschiert, „das erinnert schon fast an Kunst auf Brandwände­n“, sagt Rose.

Gusseisern­e Gitarren, alte Violinen und Trompeten schmücken die graue Wand, aus Spiegelspl­ittern sind Instrument­e geformt und aufgeklebt, Noten aus einem Stück von Bach in den oberen Etagen aufgemalt worden. Für einen Architekte­n gehört das Musikhaus in Pempelfort wahrlich nicht zu den Perlen des Stadtteils, wenngleich die Einzigarti­gkeit das Haus so originell mache, sagt der Sprecher der Handwerksk­ammer.

Zwischen faden Wänden und Blockbaute­n, hinter Werbetafel­n und Parkbuchte­n finden sich im Stadtteil so manche hübsche Fassaden und einige Hingucker, wie zum Beispiel an der Prinz-Georg-Straße. Ein kobaltblau­es Haus sticht sofort hervor, obwohl oder gerade weil es umgeben ist von kahlen Mauern. „Aus der Jahrhunder­twende wird es sein“, sagt Christof Rose und meint damit die Zeit Ende 18./Anfang 19. Jahrhunder­t. Dem Historismu­s oder der Gründerzei­t zuzuordnen, durch den schicken Balkon und die neoklassiz­istischen Elemente, „die angelehnt sind an die griechisch­e Antike“, sagt der Experte. Dreieckszi­ergiebel, die mit Kopfplasti­ken versehen sind, krönen die Fenster im Erdgeschos­s und in der ersten Etage, der Eingang ist wie eine Art Triumphbog­en angelegt. Das zweite Geschoss würde Rose in die Neoromanti­k einordnen, „durch die Rundbogenf­enster“, sagt er.

Einen ähnlichen Stilmix findet sich an der Sternstraß­e, ein neoromanti­sches Erdgeschos­s mit Rundbogen-Eingang und -Fenstern. Kombiniert sind diese Elemente mit einem neoklassiz­istischen Obergescho­ss. Wie an der Prinz-GeorgStraß­e sind an diesem Haus auch Dreiecksgi­ebel über den Fenstern zu finden, die auf Blendsäule­n gestützt sind – angelehnt an die Römerzeit.

Eine kleine Herausford­erung für Christof Rose ist das Haus an der Moltkestra­ße. „Das Efeu macht es schwer, das Gebäude ganz wahrzunehm­en“, sagt er. Vermutlich wird es aus den 1920er Jahren sein, ein bisschen später erbaut als die Objekte an Prinz-Georg- und Stern- straße. Der Erker ist schmucklos, die Deckenhöhe geringer als die des benachbart­en Gründerzei­thauses. Besonders allerdings macht das Gebäude nicht nur das Efeu, sondern das Mansardgie­beldach, das zwei unterschie­dliche Neigungen zeigt. „Das Satteldach kommt ursprüngli­ch aus dem Barock, nach François Mansart benannt“, sagt der Sprecher der Architekte­nkammer, der selbst so manches Mal staunt über die Architektu­r in Düsseldorf, vor allem aber über die „Möblierung im öffentlich­en Raum“. Vor dem Musikhaus steht ein unschöner Stromkaste­n, „der Parkplatz ist fast im Schaufenst­er drin“, sagt Rose. „Das konterkari­ert oftmals die schöne Architektu­r.“Trotzdem sollten nicht nur Touristen die Augen offenhalte­n. Es gibt viel Spannendes zu entdecken, „man kann das Sehen auch lernen“, sagt er und meint, auch mal stehenzubl­eiben und einen Blick nach oben zu werfen. Genau dann finden sich solche Besonderhe­iten wie das Mansardgie­beldach.

 ??  ?? An der Prinz-Georg-Straße steht das kobaltblau­e Haus mit dem schmucken Balkon und den Kopfplasti­ken in den Dreiecksgi­ebeln.
An der Prinz-Georg-Straße steht das kobaltblau­e Haus mit dem schmucken Balkon und den Kopfplasti­ken in den Dreiecksgi­ebeln.
 ??  ?? Verdeckt von Efeu und trotzdem speziell: Aus den 1920ern wird das Objekt an der Moltkestra­ße sein.
Verdeckt von Efeu und trotzdem speziell: Aus den 1920ern wird das Objekt an der Moltkestra­ße sein.
 ??  ?? Aus einem schlichten Nachkriegs­bau hat der Eigentümer einen echten Hingucker gemacht:Gusseisern­e Instrument­e schmücken die Fassade, Noten von Bach sind aufgemalt worden.
Aus einem schlichten Nachkriegs­bau hat der Eigentümer einen echten Hingucker gemacht:Gusseisern­e Instrument­e schmücken die Fassade, Noten von Bach sind aufgemalt worden.
 ??  ?? Einen Stilmix gibt es an der Sternstraß­e zu entdecken: Rundbögen aus der Neoromanti­k gepaart mit Neoklassiz­ismus im Obergescho­ss.
Einen Stilmix gibt es an der Sternstraß­e zu entdecken: Rundbögen aus der Neoromanti­k gepaart mit Neoklassiz­ismus im Obergescho­ss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany