Pempelfort, deine Perlen
Ein Efeu-Haus an der Moltkestraße, zwei Gründerzeitbauten und eine originelle Fassade – im Stadtteil gibt es einiges zu entdecken.
PEMPELFORT Eigentlich ist das Haus an der Ecke Derendorfer Straße/ Franklinstraße ein schmuckloser Nachkriegsbau. Irgendwann in den 50er oder 60er Jahren des 20. Jahrhunderts hochgezogen, „schnell musste es gehen nach dem Krieg“, sagt Christof Rose von der Architektenkammer NRW, Wohnraum wurde damals gebraucht. Umso origineller hat der Eigentümer die karge Fassade kaschiert, „das erinnert schon fast an Kunst auf Brandwänden“, sagt Rose.
Gusseiserne Gitarren, alte Violinen und Trompeten schmücken die graue Wand, aus Spiegelsplittern sind Instrumente geformt und aufgeklebt, Noten aus einem Stück von Bach in den oberen Etagen aufgemalt worden. Für einen Architekten gehört das Musikhaus in Pempelfort wahrlich nicht zu den Perlen des Stadtteils, wenngleich die Einzigartigkeit das Haus so originell mache, sagt der Sprecher der Handwerkskammer.
Zwischen faden Wänden und Blockbauten, hinter Werbetafeln und Parkbuchten finden sich im Stadtteil so manche hübsche Fassaden und einige Hingucker, wie zum Beispiel an der Prinz-Georg-Straße. Ein kobaltblaues Haus sticht sofort hervor, obwohl oder gerade weil es umgeben ist von kahlen Mauern. „Aus der Jahrhundertwende wird es sein“, sagt Christof Rose und meint damit die Zeit Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert. Dem Historismus oder der Gründerzeit zuzuordnen, durch den schicken Balkon und die neoklassizistischen Elemente, „die angelehnt sind an die griechische Antike“, sagt der Experte. Dreiecksziergiebel, die mit Kopfplastiken versehen sind, krönen die Fenster im Erdgeschoss und in der ersten Etage, der Eingang ist wie eine Art Triumphbogen angelegt. Das zweite Geschoss würde Rose in die Neoromantik einordnen, „durch die Rundbogenfenster“, sagt er.
Einen ähnlichen Stilmix findet sich an der Sternstraße, ein neoromantisches Erdgeschoss mit Rundbogen-Eingang und -Fenstern. Kombiniert sind diese Elemente mit einem neoklassizistischen Obergeschoss. Wie an der Prinz-GeorgStraße sind an diesem Haus auch Dreiecksgiebel über den Fenstern zu finden, die auf Blendsäulen gestützt sind – angelehnt an die Römerzeit.
Eine kleine Herausforderung für Christof Rose ist das Haus an der Moltkestraße. „Das Efeu macht es schwer, das Gebäude ganz wahrzunehmen“, sagt er. Vermutlich wird es aus den 1920er Jahren sein, ein bisschen später erbaut als die Objekte an Prinz-Georg- und Stern- straße. Der Erker ist schmucklos, die Deckenhöhe geringer als die des benachbarten Gründerzeithauses. Besonders allerdings macht das Gebäude nicht nur das Efeu, sondern das Mansardgiebeldach, das zwei unterschiedliche Neigungen zeigt. „Das Satteldach kommt ursprünglich aus dem Barock, nach François Mansart benannt“, sagt der Sprecher der Architektenkammer, der selbst so manches Mal staunt über die Architektur in Düsseldorf, vor allem aber über die „Möblierung im öffentlichen Raum“. Vor dem Musikhaus steht ein unschöner Stromkasten, „der Parkplatz ist fast im Schaufenster drin“, sagt Rose. „Das konterkariert oftmals die schöne Architektur.“Trotzdem sollten nicht nur Touristen die Augen offenhalten. Es gibt viel Spannendes zu entdecken, „man kann das Sehen auch lernen“, sagt er und meint, auch mal stehenzubleiben und einen Blick nach oben zu werfen. Genau dann finden sich solche Besonderheiten wie das Mansardgiebeldach.