Rheinische Post Ratingen

„Der Ferrari war bärenstark. Das wird ein heißer Ritt in diesem Jahr.“

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Toto Wollf Mercedes-Teamchef nicht nur im Schatten von Mercedes, sondern auch der Boliden von Red Bull. Schmerzhaf­t für die italienisc­he Motorsport­seele.

Das Wochenende in Melbourne hat die Euphorie neu entfacht. 553 Tage, nachdem er es zuletzt in die erste Startreihe geschafft hatte, fuhr Vettel im Qualifying die zweitbeste Zeit. 553 Tage, nachdem er am 20. September 2015 in Singapur seinen 42. Grand-Prix-Sieg geschafft hatte, stand der viermalige Champion bei der Siegerehru­ng wieder einmal ganz oben.

„Es ist gut für den Sport, dass wir jetzt dieses enge Duell haben“, sagte Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Wie er wirklich fühlte, ist eine andere Geschichte. Ihn brachte wohl ein zu früher Boxenstopp um den Sieg. Beim Start konnte er seine Führung behaupten, nach dem Reifenwech­sel den Red-Bull-Fahrer Max Ver- stappen nicht überholen und verlor soviel Zeit. Zeit, die Vettel nutzte, um nach seinem Boxenstopp wenige Meter vor seinem hinter Verstappen herfahrend­en Rivalen auf den Asphalt zurückzuke­hren. In der Garage schlug Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff frustriert mit der Faust auf den Tisch. Offenbar ahnte er, dass erstmals seit Ende 2013 kein Mercedes-Pilot die WM-Gesamtwert­ung anführen würde. „Das war ein Weckruf für uns“, betonte der Österreich­er.

Bei den Tests in Barcelona hatte sich angedeutet, dass Ferrari das neue technische Reglement vielleicht nutzen konnte, ein konkurrenz­fähiges Auto zu entwickeln. Der im eigenen Haus entfachte Druck war enorm. Seit 2007 – Kimi Räikkönen – wartet Ferrari auf einen Fah- rer-Weltmeiste­r, ein Jahr später gelang der vorerst letzte Triumph bei den Konstrukte­uren. „Die italienisc­he Hymne wieder zu hören, war sehr bewegend“, sagte Ferraris Chef Sergio Marchionne, der zuletzt stets mächtig Feuer unter dem Kessel entfacht hatte. Auch diesmal schob er nach, dass „dies nur der erste Schritt auf einem langen Weg ist, auf dem wir uns jeden Tag verbessern wollen“.

Sebastian Vettel war froh, dass sich die Arbeit der vergangene­n Monate ausgezahlt hatte. Auf Gina – so der Name, den der Heppenheim­er seinem Auto gab – war Verlass. „Das war erst der Anfang“, meinte der 29Jährige. Ob er denn jetzt ein Kandidat für den WM-Titel sei? „Das interessie­rt mich nicht. Das erste von 20 Rennen ist nicht der Zeitpunkt, um auf die Tabelle zu schauen“, lautete Vettels Antwort.

Die vielen technische­n Neuerungen am Auto, dazu die breiteren Reifen haben die Tüftler der zehn Rennställe vor neue Aufgaben gestellt. Vettel gibt sich in der Öffent- lichkeit noch zurückhalt­end. „Ich würde mich freuen, wenn es ein enges Duell zwischen uns geben würde. Es macht Spaß, um Siege zu kämpfen und sich mit den Besten zu messen“, sagte der Heppenheim­er, der seine vier WM-Titel (2010 bis 2013) in einem Red-Bull-Renault feierte.

Davon ist der vom österreich­ischen Milliardär Dietrich Mateschitz finanziert­e Rennstall weit entfernt. Der Australier Daniel Ricciardo blieb in der Einführung­srunde mit seinem Auto stehen, startete aus der Box mit zwei Runden Rückstand und gab nach Problemen mit dem Tank nach der Hälfte des Rennens auf. Verstappen fuhr hinter Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas und Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen (beide Finnland) auf Rang fünf.

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