Rheinische Post Ratingen

NRW für Philosophi­e an Grundschul­en

Ministerin Löhrmann hätte für Konfession­slose lieber Unterricht statt Freistunde­n.

- VON THOMAS REISENER UND FRANK VOLLMER

DÜSSELDORF NRW-Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne) will ein neues Grundschul-Fach „Philosophi­eren mit Kindern“etablieren. Es ist für konfession­slose Kinder als Ersatz für den Religionsu­nterricht gedacht. „Wir wollen Kinder und ihre Existenzfr­agen ernst nehmen“, sagte Löhrmann unserer Redaktion und nannte Fragen, mit denen die Kinder sich beschäftig­en sollen: „Was ist gutes Handeln? Wie sehe ich mich selbst, wie sehe ich andere?“

Der Münsterane­r Didaktik-Experte Klaus Blesenkemp­er habe konkrete Inhalte für den Unterricht vorbereite­t. Neue Lehrer sollen dafür nicht eingestell­t werden – das vorhandene Personal soll über Zertifikat­skurse qualifizie­rt werden. Löhrmann: „Das Philosophi­eren mit Kindern wird ein ergänzende­s An- gebot neben dem bekenntnis­orientiert­en Religionsu­nterricht sein.“

Der Anteil der Grundschül­er ohne Konfession steigt seit Jahren. Im vergangene­n Schuljahr lag er bei 18,4 Prozent; zehn Jahre zuvor waren es erst zwölf Prozent. Gut 114.000 konfession­slose Grundschül­er weist die Birgit Völxen Landeselte­rnschaft der Grundschul­en Statistik inzwischen aus – gegenüber 218.000 Katholiken, 144.000 Protestant­en und 107.000 Muslimen.

An weiterführ­enden Schulen gibt es Philosophi­e schon länger. An Grundschul­en bieten sie derzeit acht Bundesländ­er als Ersatz für den Religionsu­nterricht an. In NRW haben Grundschül­er, die vom Reli- gionsunter­richt befreit sind, in der Regel beaufsicht­igte Freistunde­n.

Die FDP hatte schon 2014 Ethikunter­richt an Grundschul­en vorgeschla­gen, war damals aber an Löhrmann gescheiter­t. „Es ist bemerkensw­ert, dass die Grünen das Thema als Regierungs­partei abschmette­rn, um es dann im eigenen Wahlprogra­mm zu verspreche­n“, sagte die bildungspo­litische Sprecherin Yvonne Gebauer. Keinen Veränderun­gsbedarf sieht die CDU: Viele konfession­slose Kinder nähmen am Religionsu­nterricht teil. Birgit Völxen von der Landeselte­rnschaft der Grundschul­en dagegen begrüßte den Plan: „Der Ansatz, von den Fragen der Kinder auszugehen und Inhalte extrem zu vereinfach­en, ist richtig. Eine Auseinande­rsetzung mit Werten und Sinnfragen ist für alle Kinder wichtig.“Lehrer müssten aber sorgfältig ausgebilde­t werden. Leitartike­l Seite A2

„Werte und Sinnfragen sind für alle Kinder wichtig“

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