Die Angst vor dem Achtbeiner
Während der Fahrt entdeckt eine Frau eine Spinne in ihrem Auto und fährt vor Schreck ihr Fahrzeug zu Schrott. Was kürzlich in Kaiserslautern passierte, ist kein Einzelfall. Doch es gibt Mittel gegen die Angst vor Spinnen.
DÜSSELDORF Für viele ist es die Horrorvorstellung schlechthin: Eine Spinne seilt sich während der Fahrt vom Autodach ab, direkt auf den Schoß des Fahrers. Keine Möglichkeit zu fliehen, keine Zeit, das Tier zu verjagen. Und wenn man es doch versucht, kann das passieren: Eine junge Frau ist am Montag in Kaiserslautern mit ihrem Auto gegen den Bordstein gefahren, das Fahrzeug überschlug sich. Sie hatte sich vor einer Spinne erschreckt. Totalschaden für das Auto, Schleudertrauma für die Frau.
Der Unfall ist kein Einzelfall. Im Sommer 2015 zum Beispiel erschrickt eine junge Frau in Hessen vor einer Spinne und fährt auf der Gegenspur gegen ein Auto. Ein Paar und ihre beiden Kinder kommen ins Krankenhaus. Im selben Jahr prallt ein 18-Jähriger in Thüringen mit seinem Wagen gegen einen Baum, weil eine Spinne über die Seitenscheibe krabbelte. Er bleibt unverletzt, sein Auto ist Schrott. Die Liste ließe sich ergänzen.
„80 Prozent der Menschen empfinden Ekel oder Angst vor den Tieren“, erklärt Spinnenexperte Stephan Loksa vom Düsseldorfer Aquazoo. Der Biologe besucht Menschen, die Angst vor Spinnen haben, zu Hause, um ihnen den Ekel zu nehmen. Dabei setzt er auf behutsame Konfrontation: Im Garten oder der Wohnung sucht er zusammen mit dem Betroffenen ein Tier. Das wird genau betrachtet, dann wird mit ihm gesprochen. „Man kann die Spinne auch beschimpfen und sagen: Geh weg!“, erklärt er. Später nimmt man das Tier auf die Hand. Oft gehe der Ekel dann in Faszination über, „der Grat ist sehr schmal“.
Auch Psychotherapeuten setzen oft auf Konfrontation. Ein Team an der Universität des Saarlandes zum Beispiel forscht an einer virtuellen Therapie, bei der der Patient der Spinne per Datenbrille begegnet.
Woher das Unbehagen gegenüber Spinnen überhaupt kommt? Loksa erklärt es mit deren acht Beinen. „Das ist Chaos!“, sagt er. Kein Mensch könne sehen, in welcher Reihenfolge sich die Beine bewegen. „Das passt nicht zu unserem Ordnungssinn“, sagt er. Psychologen hingegen sehen den Grund für die Angst im Leben unserer Vorfahren: Wer von den damals giftigen Spinnen gebissen wurde, starb. Für die anderen wirkte die Furcht wie ein Schutzmechanismus. Wer dank seiner Angst überlebte, gab diese an seine Nachfahren weiter. Heute gibt es laut Naturschutzbund übrigens keine giftigen Spinnen in Deutschland. Nur wenige beißen als Abwehrreaktion. Ihr Bisse würden maximal ähnliche Symptome wie bei einem Wespenstich hervorrufen.
Um eine krankhafte Phobie handelt es sich bei dem Ekel vor den Achtbeinern aber meist nicht. Denn auch wenn die Grenze zwischen Angst und Phobie fließend ist, zeigt sich letztere häufig durch Panikatta-