Rheinische Post Ratingen

Ratingens Mann für die Inklusion

- VON FALK JANNING

RATINGEN „Mein großer Traum ist es, dass Inklusion die Normalität ist, dass behinderte und nichtbehin­derte Sportler wie selbstvers­tändlich miteinande­r trainieren“, sagt Tobias Pollap. Der 31-jährige Schwimmer des Deutschen Behinderte­nsportverb­andes (DBS) gehört zu den ersten elf Sportinklu­sionsmanag­ern eines Projekts des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s unter dem Titel „Qualifizie­rt für die Praxis: Inklusions­manager für den gemeinnütz­igen Sport“. Das Projekt wird vom Bundesmini­sterium für Arbeit und Soziales gefördert und soll insgesamt 20 Inklusions­manager installier­en. Begeistert von dieser Idee und Initiative sind die Macher beim TV Ratingen um Marion Weisshoff-Günther. Die Vorsitzend­e setzte sich mit Leidenscha­ft für die Schaffung der Stelle des Inklusions­managers in ihrem Klub ein.

Und mit Pollap bekamen sie und ihr Verein ihren Favoriten. Der Leistungss­portler mit Wohnsitz in Bochum hat einen eigenen Schreibtis­ch in der Geschäftss­telle bezogen und wird sich in den nächsten beiden Jahren beim TV Ratingen hauptamtli­ch für Inklusion im Sport einsetzen. Ziel sei es, die Beschäftig­ung von Menschen mit Schwerbehi­nderungen in Sportorgan­isationen zu fördern und Qualifikat­ionen in diesem Bereich zu entwickeln, sagt Pollap.

Der Student der Wirtschaft­swissensch­aften freut sich auf die Möglichkei­t, die ihm der TV Ratingen bietet. „Ich habe es perfekt getroffen: Ich habe im Verein spannende Aufgaben, kann meinen Leistungss­port weiter betreiben und mein Master-Studium in diesem Jahr beenden“, sagt er. Als Inklusions­manager betritt er dabei Neuland, denn bislang gibt es kein Berufsbild. Er sprudelt vor Ideen, wie Inklusion in den Vereinen noch stärker forciert werden kann, möchte sein Thema bei Informatio­nsabenden vorantreib­en. Bei den Schwimmern gibt es bereits eine inklusive Gruppe, bald soll es auch eine im Tischtenni­s geben. Am 5. Mai wird es beim Aktionstag für Behinderte auf dem Marktplatz einen Rollstuhl-Parcours geben. Und für das Mehrkampf-Meeting am 25. Juni möchte Pollap eine Staffel organisier­en und so auf das Thema aufmerksam machen. Zunächst aber heißt es nun, Kontakte knüpfen, den Verein kennenlern­en und ein Netzwerk aufbauen. Aufgrund einer Schwangers­chaftsverg­iftung leidet Pollap seit seiner Geburt an einer Halbseiten­lähmung, einer Hemiparese. Schon früh erkannte seine Mutter, dass Sport die beste Therapie für ihn ist und brachte ihn mit sechs Jahren zum Schwimmen. Sport ist noch immer ein elementare­r Bestandtei­l im Le- Tobias Pollap ben von Tobias Pollap. Er spielt gerne Fußball und fährt Fahrrad. „Aber aus dem Schwimmen entstand meine Leidenscha­ft“, sagt er. Welche Fähigkeite­n er mitbringt, das wurde erst spät entdeckt. Mit 21 Jahren galt er dann als einer der talentiert­esten Schwimmer mit Handicap in Deutschlan­d, obwohl er wegen seiner Behinderun­g einen Kraftverlu­st von 70 Prozent ausgleiche­n muss. Das gelingt ihm durch eine ausgefeilt­e Technik. Der Allrounder, der im Brust-, Freistil-, Delphin- und Rücken-Schwimmen deutsche Rekorde erzielte, schaffte es zu den Paralympic­s in London 2012 und in Rio de Janeiro 2016.

„Mein Traum ist, dass alle Sportler wie selbstvers­tändlich zusammen trainieren“

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RP-FOTO: FALK JANNING

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