Als Schnellboot im Markt unterwegs
Immer vorneweg, möglichst der Zeit voraus – dieses Ziel verfolgen viele Unternehmen, auch Wirtschaftskanzleien. Doch was heißt das in der Praxis? Ein Beispiel aus Düsseldorf.
Wenn eine Kanzlei, die gerade mal 20 Jahre besteht und mit zwei Anwälten startete, heute mit 65 Anwälten unterwegs ist und sich bereits seit mehreren Jahren in der Top 50-Liste des renommierten Fachmagazins Juve findet, dann kann man das durchaus eine Erfolgsgeschichte nennen. Die Rede ist von der Sozietät Orth Kluth.
Beim Redaktionsbesuch im Düsseldorfer Hafen erläutern gleich fünf Anwälte und Partner nicht ohne Stolz, wie es dazu kam und welche Voraussetzungen der Erfolg hat. Dr. Robert Orth, Dr. Christiane Hoffbauer, Dr. Philipp Mels, Dr. Marc Henze und Boris Körner demonstrieren damit bereits einen Teil der guten Performance: Die Juristen entscheiden im Team, schnell und möglichst auf kurzem Dienstweg.
„Wir sind jung geblieben und legen immer Wert darauf, der Zeit voraus zu sein“, sagt Orth. Diese Einstellung sollte heute in Zeiten rasanten technischen Wandels eigentlich für jedes Unternehmen selbstverständlich sein, doch offenbar kann man mit einer solchen Grundausrichtung in der Kanzleiwelt nach wie vor punkten. Der technische Fortschritt beeinflusst drei Ebenen, erläutert Mels: Die Mandanten stellen sich der Digitalisierung und haben da Beratungsbedarf. Die Kommunikation zwischen Mandant und Kanzlei ändert sich. Und die Anwälte können selbst ihre Arbeit durch neue Hilfsmittel effizienter ausüben.
Beispiele verdeutlichen am besten, um was es geht. Wenn Einzelhändler statt papierner Treuepunktekarten elektronische Systeme einführen, dann sind durch den Datenverkehr plötzlich neue Rechtsgebiete involviert, erinnert Dr. Christiane Hoffbauer: Datenschutz und Beziehungen zu den technischen Dienstleistern etwa. „Erfolgt die Zahlung mittels elektronischem Geld, stellen sich zudem aufsichtsrechtliche Anforderungen“, erklärt die Juristin.
Drum arbeiten die Anwälte eng vernetzt zusammen. Man ist durchaus stolz darauf, als mittelgroße Kanzlei für alle re- levanten Bereiche Spezialisten zu haben. Der Mandant hat aber einen Ansprechpartner, der die Expertise in der Kanzlei in Teams zusammenführt. Große Kanzleien stehen da in der Gefahr, schwerfälliger zu sein. Sie können ihre Vorteile insbesondere in den ebenso komplexen großen Mandaten ausspielen. Kleine Sozietäten sind hingegen häufig als Boutique auf ausgewählte Bereiche spezialisiert. Die Besonderheit von Orth Kluth liegt in der Kombination von Spezialisierung und Rundumbetreuung in einer Full Service-Kanzlei. „Von diesem Zuschnitt gibt es nicht viele am Markt“, ist Boris Körner überzeugt.
Bei der Digitalisierung legen die Anwälte Wert darauf, auch auf den anderen Ebenen vorneweg zu sein – sowohl in der Kommunikation mit den Mandanten wie in der internen Arbeit. Selbstverständlich sind bei Orth Kluth heute beispielsweise Doc-Factories, Plattformen für den Austausch von Dokumenten. „Wir müssen über die gleiche Infrastruktur verfügen wie unsere Mandanten“, sagt Mels, „man muss da viel investieren, um vorne zu bleiben“.
Das lohnt sich: „Ein gutes Know-how-Management verbessert die Ergebnisse unserer Arbeit und macht uns schneller“, erläutert Mels. Die Anwälte arbeiten zum Beispiel mit elektronischen Aktensystemen. Was früher im Archiv mühsam zusammengesucht werden musste, findet sich heute durch die digitale Recherche rasch und vollständig. Die Ergebnisse stehen allen Kollegen zur Verfügung, was auch die interdisziplinäre Arbeit fördert.
Ebenfalls vorneweg im Markt bewegen sich die Anwälte bei der Ausgestaltung der Geschäftsmodelle. Üblich bei Wirtschaftsanwälten ist eine Vergütung nach Zeit, die auch bei Orth Kluth in der Mehrzahl der Vereinbarungen zum Tra- gen kommt. Doch zunehmend werden Produkte zu vorab vereinbarten Preisen nachgefragt. „Das Einkaufsverhalten der Mandanten ändert sich“, erklärt Henze. Orth Kluth bietet daher entsprechende Modelle an, zum Beispiel für Standardaufgaben bei Verträgen oder Due Diligence-Prüfungen. Hier kommt wiederum die Vorreiterrolle bei der Digitalisierung zum Tragen, die die Ausgestaltung solcher Modelle erleichtert. Oft wählen Mandanten solche Standardlösungen und vereinbaren zusätzlich weitere Leistungen, zum Beispiel eine kontinuierliche Betreuung. Im Markenrecht zum Beispiel wird nach der
„Ein gutes Knowhow-Management verbessert die Ergebnisse unserer Arbeit“
Markenanmeldung eine Markenüberwachung gerne nachgefragt.
Ihre Mandanten gewinnen die Anwälte häufig durch Empfehlung, ebenso den Nachwuchs. Das Kanzleigeschäft ist eben nach wie vor ein „People’s Business“, sagt Orth und betont: „Wir bieten den Mandanten praktische Lösungen und kommen schnell auf den Punkt.“Das wird offenbar geschätzt – ebenso die jugendliche und am Fortschritt orientierte Kultur, die den Nachwuchs interessiert. Neue Anwälte kommen mehr als einmal auf Empfehlung von Mitarbeitern, die selbst von der Uni den Weg in die Kanzlei gefunden hatten, beschreibt Hoffbauer die Talentfindung. Eines müssen die Kandidaten aber mitbringen: „Zum Anforderungsprofil zählt ein gutes technisches Verständnis“, erklärt Henze. Damit die Kanzlei auch in Zukunft die technologische Schnellboot-Funktion wahrnehmen kann.