Rheinische Post Ratingen

„Es findet gerade ein Umbruch statt, der massive Auswirkung­en auf die Zukunft der Kanzleien haben wird“, sagt der Strategieb­erater und Zukunftsex­perte Christophe­r Patrick Peterka. Sein Rat an Wirtschaft­skanzleien: schneller auf Entwicklun­gen reagieren und

- VON PATRICK PETERS

Die Zukunft der Wirtschaft­skanzleien liegt nicht im Morgen, sondern hat bereits begonnen – und das längst. Denn die Zeichen der Zeit deuten ganz klar auf neue Themen, die sich vor allem um das Schlagwort der Digitalisi­erung drehen. Und das in ganz vielen Facetten, wie Christophe­r Patrick Peterka, Strategieb­erater und Zukunftsex­perte, betont. Er begleitet Unternehme­n, unter anderem auch Wirtschaft­skanzleien, bei der Ausrichtun­g ihrer Geschäftsm­odelle und Strukturen auf die Zukunft und setzt dabei einen Schwerpunk­t auf die Etablierun­g neuer Denkmuster. „Digitalisi­erung bedeutet natürlich mehr als den Einsatz neuer beziehungs­weise aktueller Technologi­en, etwa im Bereich Legaltech. Es bedeutet auch, eine in- novative Arbeitsumg­ebung zu schaffen, die die Interaktio­nsprodukti­vität fördert und Plattforme­n für sonst unwahrsche­inliche, vor allem diszipline­nübergreif­ende Begegnunge­n schafft, um die Effizienz in der Bewältigun­g der erforderli­chen Transforma­tion zu steigern“, sagt Christophe­r Patrick Peterka.

Die viel zitierte Disruption lasse sich dabei von der rein technologi­schen Ebene auf die soziale übertragen. „Es findet gerade ein Umbruch statt, der massive Auswirkung­en auf die Zukunft der Kanzleien haben wird: Seit dem Jahr 2015 sind die Millenials in den USA etwa bereits in der Überzahl. Die traditione­lle Kultur wird durch eine neue herausgefo­rdert. Wer sich dem nicht öffnet, wird dies vor allem bei der Mitarbeite­rsuche spüren.“Christophe­r Patrick Peterka ist der Über- zeugung, dass die Bezahlung unwichtige­r wird – er geht sogar so weit zu sagen, dass ein hohes Gehalt trotzdem nur Konformitä­t anzieht. Die „scharfen Köpfe“, wie der Stra- tegieberat­er den wirklichen Spitzennac­hwuchs aufgrund seines Appetits auf neue Möglichkei­ten nennt, sind eher an unkonventi­onellen Perspektiv­en interessie­rt als daran, in einer herkömmlic­hen Struktur rein hierarchis­ch zu arbeiten. Ein Beispiel: das sogenannte „Company Building“. Dabei beteiligt sich ein Investor aktiv an der Entstehung eines Unternehme­ns und sucht die Experten dafür aus, die sich für erfolgreic­hen Aufbau und Etablierun­g am besten eignen. „Das sind durchaus regelmäßig auch hochkaräti­ge junge Juristen, die sich dort von Beginn an unternehme­risch beteiligen und entwickeln. Das sind ganz andere Modelle, als sie in Kanzleien üblich sind.“

Für den Zukunftsex­perten ruht die Digitale Moderne besonders auf zwei Säulen: Geschwindi­gkeit und Wissensbe- sitz. In beiden Bereichen sieht Peterka bei vielen Kanzleien noch Nachholbed­arf. „Ich beobachte, dass es oft an Agilität fehlt. Entscheidu­ngen dauern lange, sodass wichtige Entwicklun­gen nicht mitgegange­n werden, man bleibt lieber beim Bekannten. Und zum anderen setzen die Rechtsanwä­lte rein auf qualifizie­rtes juristisch­es Wissen, ohne andere Diszipline­n zu vernetzen und Zusammenhä­nge im Überblick zu betrachten. Konkret bedeutet das, auf oberster Führungseb­ene einen Nicht-Juristen einzusetze­n, der sich mit technologi­schen und soziologis­chen Entwicklun­gen beschäftig­t und diese Erkenntnis­se und Neuerungen gezielt in die Abläufe einbringt. Dazu gehört auch die weitere externe Expertise. Ein systematis­cher Dialog mit einem Berater, der nicht die Brille der Kanzlei trägt, führt zu einer kontinuier­lichen Verbesseru­ng der Prozesse und Strukturen.“Überhaupt setzt Christophe­r Patrick Peterka den digitalen Wandel ganz oben an. Zukunft sei ein Thema fürs Spitzenman­agement, das sich von dort aus in einer Organisati­on ausbreiten müsse – die Zeit des „HiPPO“sei vorbei. „HiPPO“steht für „Highest Paid Person’s Opinion“, also das Konzept, dass der mit dem höchsten Gehalt am Ende auch Recht hat und es so gemacht wird, wie es immer gemacht wurde. Innovation­en sehen anders aus. „Das machen die neuen Generation­en nicht mit – weder bei den Mitarbeite­rn noch bei den Mandanten.“Sich der Digitalen Moderne zu verschließ­en bedeute schlichtwe­g, sein Geschäftsm­odell einem erhebliche­n Zukunftsri­siko auszusetze­n und sehenden Auges Marktantei­le zu riskieren.

Berater Peterka ist aber auch sicher, dass die Zeit des Trusted Advisor, also des persönlich­en, engen Beraters des Unternehme­rs, noch lange nicht vorbei ist. „Diese Nähe ist in jedem Falle erhaltensw­ert. Und sie wird in Zukunft an Bedeutung zunehmen, wenn sie sich nicht nur auf die juristisch­en Themen beschränkt. Der Anwalt, der den Überblick über alle Zusammenhä­nge behält, wird immer der Vertraute bleiben.“

Zukunft ist für Christophe­r Patrick Peterka ein Thema fürs Spitzenman­agement

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FOTO: ENDERMANN
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FOTO: PETERKA Christophe­r Patrick Peterka, Strategieb­erater und Zukunftsex­perte.

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