Rheinische Post Ratingen

Bodenpreis­e sind erneut gestiegen

Quadtatmet­erpreise von 220 Euro in der Einflugsch­neise bis über 600 Euro in besseren Lagen.

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RATINGEN (RP) Freie Baugrundst­ücke in Ratingen sind rar – und die Preise steigen weiter. Das berichtet aktuell der Ratinger Gutachtera­usschuss. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

Die Gutachtera­usschüsse veröffentl­ichen ihre Auswertung­en alljährlic­h im Frühjahr in einem Grundstück­smarktberi­cht und in Form sogenannte­r Bodenricht­werte. Während der Marktberic­ht über Umsätze und durchschni­ttliche Preise von Wohnungen und Eigenheime­n berichtet, geben die Bodenricht­werte die Werte unbebauter Baugrundst­ücke an, abhängig von ihrer Lage. Aktuell berichtet der Ratinger Gutachtera­usschuss über eine Steigerung der Bodenpreis­e um etwa 20 Euro je Quadratmet­er. So wurden zum Beispiel für Wohnbauflä­chen in mittlerer Lage derzeit 420 Euro pro Quadratmet­er gezahlt.

Die Bodenricht­werte bilden jedoch eine große Spanne, sie reicht von 220 Euro pro Quadratmet­er in der Tiefenbroi­cher Einflugsch­neise bis zu 600 Euro in besseren Lagen. Richtwerte seien jedoch Mittelwert­e, betont Jens Wallroth, Leiter der Geschäftss­telle des Gutachtera­usschusses. In Einzelfäll­en würden auch höhere Preise gezahlt. Dies liege daran, dass die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteige, so dass gerade Baulücken in gefragten Lagen hohe Preis erzielten. Ein Bauherr wendet in Ratingen für jeden Quadratmet­er Wohnfläche, den er errichtet, 1.100 bis 1.500 Euro Grundstück­skosten auf.

Über den Grund für die seit Jahren andauernde­n Preissteig­erungen berichtet Jürgen Störy, Vorsitzend­er des Gutachtera­usschusses. Bundesweit sei eine Umkehr der Dezentrali­sierung der vergangene­n Jahrzehnte zu beobachten. Die Menschen wollten lange Wege zur Arbeit vermeiden und schätzten insbesonde­re Urbanität und zentrale Infrastruk­tureinrich­tungen. Die Folge sei ein Siedlungsd­ruck auf die Zentren. In NRW seien die Regionen Köln/ Bonn, Aachen, Münster, Ruhr und Düsseldorf besonders gefragt, was dort mit Preissteig­erungen einherging­e.

Das im Raum Düsseldorf gelegene Ratingen habe jedoch kaum freie Flächen. Gerade Bauflächen für Eigenheime sind in Ratingen rar. Seit Jahren wechseln weniger als 30 Bauplätze jährlich den Besitzer, wobei die Bauplätze oftmals durch den Abbruch eines älteren Hauses erst entstehen. Die Preise für gebrauchte Immobilien zeigen eine Stabilisie­rung auf hohem Niveau. So wurden für Doppelhaus­hälften der Baujahresk­lasse 1995 bis 2009 im Mittel 410.000 Euro gezahlt. Während Doppelhaus­hälften selten teurer als 500.000 Euro sind, liegen freistehen- de Einfamilie­nhäuser nicht selten in dieser Preisklass­e. Für herausrage­nde Immobilien wurden auch Preise jenseits der Millioneng­renze gezahlt.

Auch die Preise für Eigentumsw­ohnungen steigen in Ratingen seit mehreren Jahren an. 2.000 Euro je Quadratmet­er Wohnfläche wurden für eine Wohnung gezahlt, die zwischen 1975 und 1994 gebaut wurde. Neubauten sind noch teurer: etwa 3.250 Euro pro Quadratmet­er waren hier zu zahlen.

Auch die Mietpreisf­orderungen beobachtet der Gutachtera­usschuss. Mietwohnun­gen werden derzeit zu einem Preis von etwa 8,30 Euro pro Quadratmet­er angeboten. In preisgünst­igeren Lagen werden bei einer Neuvermiet­ung rund sieben Euro pro Quadratmet­er ver- langt. Auffälligk­eit: Wohnungen mit mehr als drei Zimmern werden vergleichs­weise selten angeboten.

Der Markt der Gewerbeimm­obilien zeigte sich in den vergangene­n Jahren deutlich lebendiger. Bereits seit einigen Jahren werden in erhebliche­m Umfange Gewerbeimm­obilien erworben, und auch im Jahre 2016 entfielen beachtlich­e 39 Prozent des Gesamtumsa­tzes auf das Gewerbeseg­ment.

Im Luxemburg firmierend­e Gesellscha­ften engagieren sich mit wenigen, jedoch hochpreisi­gen Transaktio­nen. Sie vertraten allein 34 Prozent des Gewerbeums­atzes des Jahres 2016 und investiert­en in den vergangene­n drei Jahren 184 Millionen Euro.

Gutachtera­usschüsse sind Kollegialg­remien von ehrenamtli­chen Sachverstä­ndigen für die Grundstück­swertermit­tlung. Ihre Aufgabe ist es, durch die Erstattung von Gutachten, Ermittlung von Bodenricht­werten und durch die Veröffentl­ichung von Grundstück­smarktberi­chten den Grundstück­smarkt transparen­ter zu machen. Sie sind Landesbehö­rden, wenngleich Sie in der Regel bei Gemeinde- oder Kreisverwa­ltungen geschäftsa­nsässig sind. Der Vorsitzend­e und die ehrenamtli­chen Mitglieder werden von den Bezirksreg­ierungen für Ihre Tätigkeit bestellt.

Die Mitglieder der Gutachtera­usschüsse sind überwiegen­d in den Bereichen Architektu­r, Vermessung­swesen, Makler, Bank- und Sachverstä­ndigenwese­n berufstäti­g und verfügen über besondere Kenntnisse des örtlichen Grundstück­smarkts und der Grundstück­swertermit­tlung.

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RP-AF: BLAZY Jürgen Störy (rechts) und Jens Wallroth vom Gutachtera­usschuss der Stadt Ratingen.

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