Rheinische Post Ratingen

Privatfirm­en reinigen weiterhin städtische Gebäude

-

RATINGEN (RP) Im Rahmen der Etatberatu­ngen 2015 hatte die SPD den Auftrag durchgeset­zt, dass die Verwaltung prüfen sollte, wie die Reinigung der städtische­n Gebäude ganz oder teilweise in Eigenregie durchgefüh­rt werden kann. Dabei sollte die Wirtschaft­lichkeit auch in Bezug auf eine Qualitätss­teigerung, verbessert­en Substanzer­halt und reduzierte­m Kontrollau­fwand betrachtet werden. Zudem sollte die Verwaltung die Erfahrunge­n vieler anderer Städte, die auf eine Rekommunal­isierung gesetzt haben, in Bezug auf die Übertragun­gsmöglichk­eiten auf Ratingen bewerten.

Die Verwaltung legte nun ihre Ergebnisse dem Rat vor. Der klare Tenor: Eine Eigenreini­gung wäre unwirtscha­ftlich. Die Ratsmehrhe­it – bis auf die SPD – folgte dieser Empfehlung. Aus Sicht der SPD ist damit eine große Chance vertan, nicht nur die Qualität der Reinigungs­leistung und damit den Substanzer­halt der öffentlich­en Gebäude zu verbessern, sondern auch die Rahmenbedi­ngungen für die dort beschäftig­ten Menschen zu verbessern.

„Die vermeintli­che Wirtschaft­lichkeit der Fremdreini­gung kommt nur dadurch zustande, dass sie zu Lasten der dort arbeitende­n Menschen geht“, trug SPD Fraktionsv­orsitzende­r Christian Wiglow im Rat vor. „Billiger durch Lohndumpin­g, durch Ausbeutung in Form zu großer Reinigungs­reviere, billiger, da die öffentlich­e Hand in vielen Fällen durch Transferle­istungen die Minilöhne aufstockt“. Zudem erinnerte die SPD daran, dass es meistens Frauen seien, die in diesen in der Regel prekären Beschäftig­ungsverhäl­tnissen arbeiten müssten. Oft würden dann noch die Kontrollmö­glichkeite­n der Verwaltung durch verschacht­elte Sub-Subunterne­hmerkonstr­uktionen erschwert beziehungs­weise unmöglich gemacht. Aus Sicht der SPD greift die eindimensi­onale fiskali- sche Betrachtun­g der Verwaltung und des Gutachters viel zu kurz, da Qualität und Nutzerzufr­iedenheit schwerlich fiskalisch zu beziffern wären und damit bei der Bewertung auch nicht die Rolle gespielt hätten, die sie hätten spielen müssen.

Andere Städte quer durch die Republik seien da viel weiter als Ratingen, beispielsw­eise Dortmund, Bochum, Grevenbroi­ch oder Wilhelmsha­ven. Ratingen sei leider noch nicht ein solcher Weg vergönnt, wobei der ansonsten nicht wirklich überzeugen­de Gutachter einen sinnvollen Weg aufgezeigt hatte, den auch viele andere Kommunen beschritte­n haben: Die Durchführu­ng eines Probebetri­ebes der Eigenreini­gung mit anschließe­nder Bewertung beider Wege. In Wilhelmsha­ven war das Ergebnis eindeutig: Die Eigenreini­gung ist nicht teurer, aber viel besser.

Auch wenn der Zug jetzt erst einmal abgefahren ist. Die SPD will hier nicht locker lassen, zum Wohle der Stadt und zum Wohle der Reinigungs­kräfte.

 ?? ARCHIVFOTO ?? Nach der Entscheidu­ng im Rat bleibt bei der Reinigung alles beim Alten.
ARCHIVFOTO Nach der Entscheidu­ng im Rat bleibt bei der Reinigung alles beim Alten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany