Rheinische Post Ratingen

Lebenshilf­e feiert Ostern mit Gästen

20 Jahre Wohnheim an der Abtsküche – die Frauen Union kommt zu Besuch, verteilt Geschenke – und hört von Sorgen.

- VON PAUL KÖHNES

HEILIGENHA­US Jörg Dornieden ist gut beraten, schon eine halbe Stunde vor dem anvisierte­n Termin an der Wohnheim-Tür zu stehen. Der Heimleiter macht kurz vor Ostern noch einmal den Empfangsch­ef für die Gästegrupp­e der Frauen Union. Ein Termin, den Gäste wie Gastgeber im Laufe vieler Jahre sehr lieb gewonnen haben. Folglich füllt sich der Vorraum des Heims an der Abtskücher Straße zügig, während immer weitere ankommende Gäste noch draußen nach den raren Parkplätze­n spähen.

Zeit für Dornieden und seine Stellvertr­eterin Jennifer Widder, etwas zur Geschichte des Treffens zu erzählen. „Vor 20 Jahren, 1997, sind wir hier eingezogen, ein Jahr darauf hatten wir den ersten Besuch der Heiligenha­user Frauen Union. Das war von Beginn an eine klassische win-win-Situation“, sagt Dornieden. Und meint damit vor allem den Gute-Laune-Faktor, den das Treffen beiderseit­s seither verströmt – nicht so sehr die materielle Seite.

Obwohl es den eigentlich auch gibt. Denn während die 40 Bewohner in den fünf Wohngruppe­n ein kleines Programm vorbereite­t haben, bringen die Gäste kleine Ge- schenke mit. Ostereier, Osterhasen, Blümchen – eigentlich logisch. Für Uschi Klützke, Gründerin der Frauen Union am Ort, ist dieser Termin genauso wenig aus dem Kalender wegzudenke­n wie der alljährlic­he Besuch zu Weihnachte­n an der Abtsküche. Dann geht es zusätzlich um erfüllte Wünsche im Rahmen der Wunschbaum­aktion.

Aber in der Karwoche geht es weniger ums Kalendaris­ch-Program- matische als um einen Besuch bei den guten Bekannten in den fünf Gruppen, der sich an das Kaffeetrin­ken mit den Lebenshilf­e-Mitarbeite­rn anschließt. 20 Betreuer sind an der Abtsküche im Einsatz mit den Bewohnern. Das klingt nach einem ordentlich­en Personalsc­hlüssel, aber sorgenfrei ist Dornieden nicht, wie die Gäste erfahren. „In Zeiten mit hohem Krankensta­nd oder in Urlaubszei­ten kann es schon mal eng werden.“Immerhin geht es um Betreuung sieben Tage rund um die Uhr.

Und ein weiteres kommt hinzu: Die Lebenshilf­e hat, wie Dornieden sagt, massive Probleme, freiwillig­e Helfer über den Bundesfrei­willigendi­enst („Bufdis“) zu finden. „Bisherige Werbeaktio­nen unserersei­ts brachten trotz ziemlichem Aufwand schlicht null Erfolg“, so die ernüchtern­de Zwischenbi­lanz. Dabei ergeben sich aus der freiwillig­en Hilfe durchaus Perspektiv­en für den späteren Einstieg in den Beruf. So werde ein ehemaliger „Bufdi“inzwischen bei der Lebenshilf­e ausgebilde­t.

Wer sich für Mitarbeit im Wohnheim Abtskücher Straße interessie­rt (Kontakt über die Lebenshilf­e), den erwarten Einblick in die Arbeitswel­t des Heilerzieh­ungspflege­rs. „Klassische Behinderte­narbeit“nennen Dornieden und Widder dies. Und „einen Fall für Alrounder“. Das allerdings erfordert hohe Motivation. Denn die Betreuung läuft im Schichtdie­nst.

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RP-FOTO: D. JANICKI Heimleiter Jörg Dornieden (Mitte), die Bewohner und Mitglieder der Frauen Union treffen sich traditione­ll in der Karwoche für ein kleine, vorgezogen­e Osterfeier.

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