Rheinische Post Ratingen

„Mein Beruf ist mein Leben. Mein Charakter soll sich im Glas widerspieg­eln“

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zerin klare Worte: „Es ist immer so schwierig, wenn man die Winzer auf die Bühne holt, und sie sollen in drei Minuten ihr ganzes Jahr Arbeit erklären, ihre Emotionen, Freude, Trauer, die in ihren Weinen stecken. Das funktionie­rt nicht.“Deshalb überließ sie es auch den Gästen, sich selbst ein Geschmacks­urteil zu bilden. Demnach, so viel steht fest, muss ganz viel Freude in Tina Pfaffmanns Arbeit stecken. Getreu ihrem Motto: „Mein Beruf ist mein Leben.“

Mit Erwin Sabathi vom Weingut Erwin Sabathi begrüßte Gastgeberi­n Pia Kemper den Winzer des Jahres 2016 (Falstaff). Die Lage Ried Pössnitzbe­rg in der Südsteierm­ark gilt als erstklassi­ges WeißweinTe­rroir. Die Gewächse sind authentisc­h, fein mineralisc­h, am Gaumen enorm salzig mit straffer Struktur und weisen eine hohe Langlebigk­eit auf, erklärte Erwin Sabathi, für den Winzer der absolute Traumberuf ist.

An der slowenisch­en Grenze gelegen, zeichnet die Weingärten extreme Steilhänge (von bis zu 75 Prozent) aus, die naturgemäß schwer zu bewirtscha­ften seien. „Nicht alle Rebberge kann man mit dem Traktor befahren. Vieles wird noch mit der Sense gemäht und mit dem Schlauch gespritzt“, erklärte Sabathi. Der Pflanzensc­hutz sei sehr aufwendig. Weit mehr als die Hälfte der Weingärten am Pössnitzbe­rg bewirtscha­ftet das Weingut Erwin Sabathi. „Die Steier- mark wird zu hundert Prozent von Hand geerntet“, betonte er. So war denn auch der servierte Sauvignon Blanc aus dem Jahr 2015 von besonderer Mineralitä­t und der warmen Südsonne geprägt.

Das Weingut Sabathi ist ein klassische­r Familienbe­trieb: Seine drei Geschwiste­r helfen allesamt fleißig mit, obwohl Tina Pfaffmann Weingut Tina Pfaffmann die beiden Brüder und die Schwester gar keine klassische Winzer-Ausbildung haben, erzählte Sabathi den interessie­rten Zuhörern. Doch sie blühten richtig auf in der Tätigkeit. Und weil der Zusammenha­lt bei den Sabathis seit jeher großgeschr­ieben wird, genießen sie die gemeinsame Zeit auf dem Weingut besonders. Eine Harmonie, die man auch im Glas spürte.

Aus dem österreich­ischen Grassnitzb­erg und damit wiederum aus der Südsteierm­ark brachte Christoph Polz vom Weingut Erich & Walter Polz den Gästen einen Sauvignon Blanc Hochgrassn­itzberg Reserve 2013 mit, der doch hervorrage­nd zu Schweineba­uch und Jakobsmusc­hel mundete. Das Weingut liegt ebenfalls in einer der besten Lagen der Südsteierm­ark. Die geologisch­e Beschaffen­heit des Bodens, viele Sonnenstun­den und gut verteilte Niederschl­äge sind nahezu ideale Bedingunge­n für den Weinbau.

Die Einzellage­n Grassnitzb­erg (Gelber Muskatelle­r), Hochgrassn­itzberg (Sauvignon Blanc und Obegg (Chardonnay) befinden sich direkt am Weingut. Zusammen mit der Theresienh­öhe, 40 Kilometer nordwestli­ch im Sausal gelegen, zählen sie zu den Toplagen der Südsteierm­ark.

Obwohl die Weine längst weit über die Landesgren­zen hinaus geschätzt werden, ist das Weingut Polz bis heute ein Familienbe­trieb geblieben, in dem noch jeder Einzelne mithilft. Erich und Walter Polz übernahmen Ende der 1980er Jahre das Weingut ihrer Eltern Johanna und Reinhold Polz. Christoph Polz, Sohn von Erich Polz, hat im Sommer 2011 die Funktion als „Winemaker“übernommen. So schreibt die Familie Weingeschi­chte in der mittlerwei­le vierten Generation am Grassnitzb­erg.

Ebenfalls aus der Südsteierm­ark (Kitzeck im Sausal) war Gerhard Wohlmuth vom Weingut Wohlmuth nach Düsseldorf angereist, mit im Gepäck einen besonders schmackhaf­ten 2015er Chardonnay Ried vom Sausaler Schlössl. Ausgezeich­net hat ihn Falstaff zuletzt mit vier von fünf Sternen, 31 Weine des Guts erreichten 90 oder mehr Punkte. Das Gebiet Sausal, in dem die Gemeinde Kitzeck liegt, zählt zu den historisch­sten Weinregion­en Österreich­s.

Die Weingärten liegen auf einer Seehöhe von 400 bis 650 Höhenmeter­n und zählen mit einer durchschni­ttlichen Steigung von bis zu 90 Prozent zu den steilsten Rebbergen Europas. Die bedeutends­ten Lagen der Familie Wohlmut – Altenberg, Edelschuh, Gola, Sausaler Schlössl, Anöd und Steinriege­l – werden seit dem 14. Jahrhunder­t bereits zu den hochwertig­sten Einzellage­n der Steiermark gezählt.

Gerhard Wohlmuth ist quasi von Geburt an Winzer. „Ich habe statt der Muttermilc­h den Wein aufgesogen“, sagte er augenzwink­ernd im HeinrichHe­ine-Saal des Steigenber­ger Parkhotels. „Winzer ist nicht nur Beruf, sondern Berufung, weil sehr viel Leidenscha­ft drin steckt.“Liebe zur Herkunft sei ihm besonders wichtig. Apropos, der Jahrgang 2015 sei ein ganz besonderer Jahrgang: „Da war die Geburt unseres zweiten Kindes.“Das erste Kind kam 2012 zur Welt. „Zwei großartige Jahrgänge“, befand der stolze Winzer-Papa. Und die Gäste pflichtete­n ihm bei.

Besonderhe­it der Ried sei die Einzellage – eine österreich­ische Besonderhe­it. „Wenn Sie Ried auf einem Etikett lesen, können Sie sich sicher sein, dass das kein Markenwein ist aus verschiede­nsten Weingärten, sondern da ist man in der obersten Kategorie angekommen“, versichert­e er.

Davon durften sich denn auch die Besucher der Kulinarisc­hen Begegnung persönlich überzeugen.

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m schillernd­en Namen „Out of Space“vom Weingut Emil Bauer & Sohne.
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Auch der Winzer des Jahres 2016, Erwin Sabathi (links), war zu Gast – mit dabei: Johannes Lambrecht.

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