Rheinische Post Ratingen

„Jedem stand es frei, wählen zu gehen“

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Frau Generalkon­sulin, wie verlief die Wahl zum türkischen Verfassung­sreferendu­m im Düsseldorf­er Konsulat?

GÜREL Bei uns haben 72.000 Menschen ihre Stimme abgegeben. Das waren gut 14.000 mehr als bei der letzten Parlaments­wahl im Jahr 2015. Erstmals durften in diesem Jahr übrigens die türkischen Wähler im Ausland entscheide­n, in welchem Land und in welcher Stadt sie wählen möchten. In Düsseldorf kamen deshalb auch viele Wählerstim­men aus dem naheliegen­den Belgien und den Niederland­en.

Inwiefern wurde die Wahl überwacht?

GÜREL An jeder Wahlurne waren zwei Staatsbeam­te sowie Vertreter der drei größten Parteien – AKP, CHP und MHP – zugegen. HDP-Vertreter (die Partei vertritt mehrheitli­ch Kurden, Anm. d. Red.) waren ebenfalls anwesend, aber nur als Beobachter. Die Wahlzettel wurden nach Schließung der Wahllokale in einem Raum im Konsulat gesammelt. Vertreter der drei größten Parteien und ich hatten dafür einen Schlüssel. Um den Raum zu öffnen, mussten alle Schlüssel zusammenko­mmen. Am Dienstag wurden die Stimmzette­l gesammelt per Flieger nach Ankara gebracht.

Einige Erdogan-Kritiker sollen sich nicht getraut haben, die Konsulate zu besuchen – aus Angst vor Repressali­en.

GÜREL Täglich kamen mehr als 5000 Wähler zur Wahl. Wir können nicht wissen, welche politische­n Ansichten diese Menschen haben. Wenn einige von ihnen nicht zur Wahl gekommen sind, ist das ihre eigene freie Entscheidu­ng. Ich habe aber beobachten können, dass viele unserer Landsleute kurdischer Herkunft zur Wahl erschienen sind. (jaco)

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FOTO: ENDERMANN Sule Gürel, 1969 in Istanbul geboren, ist seit 2015 türkische Generalkon­sulin in Düsseldorf.

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