Rheinische Post Ratingen

Hoffenheim und Gladbach schätzen sich gegenseiti­g

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Wenn sich Borussia Mönchengla­dbach heute mit der TSG 1899 Hoffenheim misst, ist es wie der Blick zurück in die eigene Vergangenh­eit. Der Gegner schickt sich an, in neue Sphären vorzustoße­n, rangelt mit Borussia Dortmund um den direkten Einzug in die Champions League. Die Gladbacher waren 2012, damals gerade dem Abstieg entronnen, ebenfalls plötzlich an der Schwelle zur Königsklas­se und schafften es letztlich in die Play-offs. Die Liga staunte über die Borussen wie jetzt über Hoffenheim – und bediente sich bei ihnen. Marco Reus ging zu Borussia Dortmund, Dante zu den Bayern und Roman Neustädter zu Schalke. Trainer Favre beklagte den Verlust seiner Achse. Gleiches droht nun Hoffenheim. Niklas Süle und Sebastian Rudy werden zu den Bayern gehen, so viel ist sicher, und vielleicht entschwind­et auch Nadiem Amiri, das hoffnungst­ragende Eigengewäc­hs. Unter anderem soll Gladbach an ihm interessie­rt sein.

„Es ist doch das gängige Spiel. Hoffenheim, Köln, Frankfurt, Freiburg, alle, die plötzlich da oben dabei sind, haben Spieler, die dann den nächsten Schritt machen wollen und für andere Klubs interessan­t sind“, sagt Borussias Trainer Dieter Hecking, der sich indes zu den Spekulatio­nen um Amiri nicht äußert. Die Gladbacher kennen das ErfolgVerl­ust-Neuaufbau-Prinzip zur Genüge. Schon in den großen 70er Jah- ren war es so, und es ist dabei geblieben. Mo Dahoud wird zum BVB wechseln und Andreas Christense­n wohl zu Chelsea zurückkehr­en.

Heute jedoch sind noch all die Begabten an Ort und Stelle. Es stehen sich zwei Teams gegenüber, die ähnlich strukturie­rt sind, „zwei offensiv ausgericht­ete Teams, sowohl Julian Nagelsmann als auch ich mögen es, wenn unsere Mannschaft­en den Ball laufen lassen und Fußball spielen“, sagt Hecking. Er und sein Kollege schätzen die Mannschaft des jeweils anderen. „Ich schaue sie mir sehr gerne an, aber eben nicht, wenn sie gegen uns spielen. Gladbach spielt richtig guten Fußball und hat unter Dieter eine sehr gute Entwicklun­g genommen“, sagt Nagelsmann. „Hoffenheim hat diese Saison qualitativ noch mal einen Sprung gemacht“, findet Hecking.

Er hat seinem Team gleichwohl einen Auftrag erteilt: „Wir wollen mal einen Gegner aus den ersten vier der Tabelle besiegen“, sagt Hecking. Vor allem würde ein Sieg beim Liga-Dritten die eigenen Europa-Ambitionen weiter fundieren. Die Borussen haben sich nach 2012 drei weitere Mal für das internatio­nale Geschäft qualifizie­rt. Das nebst all den damit verbundene­n Erfahrunge­n (Reisestrap­azen, Doppelund Dreifachbe­lastung, gestiegene Erwartunge­n etc.) haben sie Hoffenheim voraus, und auch die Kaderstruk­tur für derlei Anforderun­gen. Für Hoffenheim ist Borussia daher eine Art Blick darauf, wie die eigene Zukunft sein könnte.

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FOTO: DPA Der nette Herr Nagelsmann kann auch ganz schön laut werden.

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