Rheinische Post Ratingen

So tickt Pelle

Mike Pellegrims war acht Mal Meister in vier verschiede­nen Ländern. Der Verteidige­r glänzte läuferisch und kämpferisc­h. Als Trainer legt er größten Wert auf Fitness – die Voraussetz­ung, um eines Tages wieder Meister zu werden.

- VON THOMAS SCHULZE

Mike Pellegrims, der neue Trainer der Düsseldorf­er EG, ist in Antwerpen geboren. In Belgien also, einem Land, das nun nicht gerade zu den führenden Eishockey-Nationen zählt. Daher bedurfte es einer besonderen Begegnung, um überhaupt zu diesem Sport zu kommen. „Ich war mit meinen Eltern auf dem Campingpla­tz“, erinnert sich Pellegrims. „Da war ein Ehepaar, das oft Schlittsch­uhlaufen ging. Da bin ich dann mal mitgegange­n. Und dann war bei der Eislauf-Disco ein Jugendtrai­ner, der noch Spieler suchte und mich angesproch­en hat. So bin ich zum Eishockey gekommen.“Was ihn damals an diesem Sport fasziniert hat und ihn bis heute begeistert, sind „die Geschwindi­gkeit, der Teamgeist und die Aggressivi­tät“.

Seine Herkunft hat sein Spiel geprägt. Pellegrims war Verteidige­r, ein Dauerläufe­r mit Kämpferher­z, der den gegnerisch­en Stürmern das Leben schwer machte, sie nicht zur Entfaltung kommen ließ. „In Belgien gab es nur fünf Vereine“, berichtet er. Da konnte und wollte der ehrgeizige Sportler, der Profi werden wollte, nicht bleiben. So kam er von Belgien über die Niederland­e und Frankreich nach Deutschlan­d und schaffte etwas Einmaliges: Er war in allen vier Ländern Meister. In Belgien zwei Mal mit Heist op den Berg, in den Niederland­en mit Ijshockey Club Utrecht und Eaters Geleen, in Frankreich mit Brest Albatros Hockey und in Deutschlan­d drei Mal mit Adler Mannheim. „Ich habe gelernt, dass man immer sein Bestes geben und kämpfen muss, um etwas zu erreichen.“

Die Erfahrunge­n, die er als Spieler gesammelt hat, sind für seine Arbeit als Trainer grundlegen­d. Aber auch an der Bande hat er nun schon einige Jahre gestanden – von 2010 bis 2016 in Wolfsburg als Assistent von Pavel Gross, in der vergangene­n Saison als Cheftraine­r in Klagenfurt, wo er auf Anhieb überrasche­nd Vizemeiste­r wurde.

Vor allem die Zeit in Niedersach­sen dürfte in nachhaltig geprägt ha- ben. Dass er dort so lange mit Pavel Gross zusammenge­arbeitet hat, darf durchaus als Zeichen gegenseiti­ger Wertschätz­ung gedeutet werden. Der Tscheche gilt als TaktikFuch­s sowie Fitness- und DisziplinF­anatiker. Die Bilanz des Duos ist beeindruck­end: Wolfsburg stand in dieser Zeit zwei Mal im Finale, drei Mal im Halb- und einmal im Viertelfin­ale.

So überrascht es nicht, dass Pellegrims in den ersten Tagen seiner Tätigkeit in Düsseldorf sogleich das Thema Fitness in den Mittelpunk­t gerückt hat. Ein Fitnesstra­iner aus den Niederland­en wird zum Trainertea­m gehören. Und die Arbeit beginnt auch nicht erst im Sommer, sondern jetzt. „Die Zeit des Redens ist vorbei, jetzt müssen wir es machen.“Gestern Mittag traf sich Pellegrims mit Mitarbeite­rn, um die Marschrout­e festzulege­n. Bereits Ende April werden die Spieler einen Test absolviere­n, anhand dessen Werte ermittelt werden, die ihre Defizite aufzeigen. Dann erhalten sie einen Trainingsp­lan. Wenn sie im Sommer dann zum Trainingsa­uftakt kommen, werden erneut die Werte ermittelt, und dann wird es sich zeigen, ob die Defizite in gewünschte­m Maße verringert wurden.

Aus alldem lässt sich aber nicht nur die Erwartung ableiten, dass in der kommenden Saison eine läuferisch starke Mannschaft für die DEG auf dem Eis stehen wird, sondern auch ein stark veränderte­r Kader. Die Spieler, deren Verträge noch laufen, sollen zunächst einmal eine Chance erhalten, sofern sie wollen. Doch dass einer der zwölf auslaufend­en Verträge – Bick, Davis, Schüle, Bowman, Collins, Courchaine, Kreutzer, Lewandowsk­i Milley, Minard, Preibisch und Yip – verlängert wird, ist ziemlich unwahrsche­inlich. Lediglich Lewandowsk­i käme dafür in Frage.

Neben der Fitness achtet Pellegrims vor allem auf den Charakter der Spieler. „Der ist ganz wichtig“, sagt er. „Wir brauchen eine sehr gute Kabine.“Schon ein einziger kann dort stören. Doch es ist ziemlich sicher, dass der Coach den schnell aussortier­en wird.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Mike Pellegrims freut sich auf die Arbeit bei der DEG, die für ihn bereits begonnen hat.

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