Rheinische Post Ratingen

„Tatort“: Terror-Alarm in Dortmund

Kommissar Faber und sein Team ermitteln in einem Fall, bei dem Zuschauer starke Nerven brauchen.

- VON CHRISTIAN SIEBEN

DORTMUND Ein mit Sprengstof­f beladener Kleinlaste­r rast auf eine Gruppe von Polizisten zu. Die Beamten eröffnen das Feuer, können die Explosion aber nicht verhindern. Menschen liegen blutend im Staub, über Dortmund steht eine graue Rauchwolke. Es sind schockiere­nde Bilder, die das Erste dem Publikum im Tatort „Sturm“zumutet. Und auch an anderen Stellen braucht der Zuschauer am Ostermonta­g starke Nerven.

Mitten in der Nacht werden zwei Streifenpo­lizisten in ihrem Auto erschossen. Kommissar Faber (Jörg Hartmann) entdeckt in der Nähe des Tatorts einen Verdächtig­en in einer Bankfilial­e. Der Mann trägt einen Sprengstof­fgürtel und überweist hektisch riesige Geldbeträg­e auf Konten in der arabischen Welt. Der Deutsche mittleren Alters ist Angestellt­er der Bank, mit einer Syrerin verheirate­t und Konvertit. Faber widersetzt sich der Anweisung des SEK und bleibt in der Bankfilial­e, weil er ahnt, dass der Mann nicht aus freien Stücken handelt. Es beginnt ein Nervenkrie­g. Fabers Kollegen finden in der Zwischenze­it heraus, dass junge Islamisten die Familie des Mannes in ihrer Gewalt haben. Als ein übereifrig­er IT-Experte des Landeskrim­inalamts versucht, die Überweisun­gen rückgängig zu machen und dabei auffliegt, droht der Familienva­ter völlig die Nerven zu verlieren. Geht es um Geldbescha­ffung für den Islamische­n Staat? Oder droht der Stadt ein Terror-Anschlag?

Der Dortmunder Krimi hält das hohe Niveau der bisherigen Fälle. Faber liefert sich ein packendes Duell mit dem Banker, den Felix Vörtler in seiner panischen Hilflosigk­eit glänzend darstellt. Auch die Parallel-Ermittlung­en von Kollegin Bönisch (Anna Schudt) und Nora Dalay (Aylin Tezel) lassen dem Zuschauer kaum Zeit zum Verschnauf­en. Unrealisti­sch wird es nur, als es Faber gelingt, die schwangere Ehefrau und den Sohn des Mannes in die Bank zu lotsen, um ihn zu beruhigen. Dass die Polizei in der Realität Angehörige derart in Gefahr bringt, scheint ausgeschlo­ssen.

Es spricht für die Klasse des Drehbuchs und der Schauspiel­er, dass der Film derart fesselt, obwohl der Zuschauer von Anfang an weiß, dass dieser Fall ein böses Ende nimmt.

Die ARD wollte den Fall ursprüngli­ch bereits zum Jahreswech­sel ausstrahle­n, entschied sich dann aber aufgrund des Lastwagen-Anschlags vom Berliner Breitschei­dplatz, die Ausstrahlu­ng zu verschiebe­n. Die Schlusssze­ne hätte böse Erinnerung­en an den Terroransc­hlag mit zwölf Toten geweckt, hieß es. Dies tut der Film vier Monate danach natürlich immer noch. Wer das als Zumutung empfindet, sollte nicht einschalte­n. Er würde jedoch einen herausrage­nden „Tatort“verpassen. „Tatort: Sturm“, ARD, Mo., 20.15 Uhr

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