Rheinische Post Ratingen

Ein Hoch auf Sylt

Dieses kleine Eiland ist nicht bloß ein traumhafte­s Fleckchen Nordfriesl­and mit viel Wasser drum herum. Es ist viel mehr. Wenn aus einem Urlaubsfli­rt echte Liebe wird.

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Man sagt, Sylt sei die Königin der Nordsee, die Côte d’Azur Deutschlan­ds, schönstes Eiland weit und breit und beliebtest­es gleich noch dazu. Außerdem Kult, Mythos und Legende. Für viele Urlaubsgäs­te und nahezu jeden Einheimisc­hen bleibt es trotzdem einfach nur „die Insel“. Und damit wäre im Grunde auch schon alles gesagt. Zwei kleine Worte, mehr braucht es nämlich nicht, um dieses besondere Lebensgefü­hl auszudrück­en, das so viele Menschen landauf, landab mit ihrer Insel verbinden.

Sylt ist wie die Liebe. Stürmisch, prickelnd und leidenscha­ftlich zieht die Insel uns in ihren Bann. Auf sanften Wogen lassen wir uns mit ihr treiben, beseelt von Glück: Sie weitet unseren Horizont und berührt unser Herz. Ihre Nähe beruhigt unser Gemüt und berauscht uns die Sinne. Knapp 40 Kilometer Meeresufer aus feinkörnig­em Seesand begrenzen die westliche Küste. Ununterbro­chen, versteht sich. Der längste Strand Deutschlan­ds. Reichlich Gelegenhei­t für eine ausgedehnt­e Wanderung an der offenen See. Oder einen beherzten Sprung in die erfrischen­de Brandung.

Der Alltag fällt wetter- und jahreszeit­unabhängig garantiert spätestens dann von einem ab, wenn zu späterer Stunde die Sonne mit glitzernde­m Farbenspie­l in den Horizont taucht. Bis dahin vertreibt man sich die Zeit einfach ganz nach Lust und Lau- ne: Im Strandkorb, beim Schnack mit der netten Urlaubsbek­anntschaft vom Handtuch nebenan, beim Wolken beobachten, Surfen, Kiten oder Segeln. Einkehren in eines der vielen gemütliche­n Strandbist­ros längsseits der Dünen. Tagträumen am Lister Ellenbogen ganz oben im Norden oder an der legendären Buhne 16 dem Müßiggang frönen. Zu Fuß von Abessinien über Samoa nach Sansibar wandern, Richtung sonniger Süden. Oder doch lieber auf die andere Seite der Insel, der friesisch-herben? Ausgezeich­net! Das findet nämlich auch die UNESCO. Nicht ohne Grund zählt das Wattenmeer an der Sylter Ostküste als Teil des Nationalpa­rks SchleswigH­olstein zum Weltnature­rbe.

Was bei Niedrigwas­ser ein bisschen wie eine riesige Schlammpfü­tze aussieht, ist in Wirklichke­it eine regenerati­ve und vollkommen ökologisch­e Wasseraust­ausch- und Filteranla­ge für die Nordsee. Keine Angst falls das Wasser mal weg ist. Es kommt garantiert wieder und zwar in bester Badewasser­qualität. Die wird hier penibel überwacht.

Überhaupt steht die gesamte rund 107 Kilometer lange Küste unter wissenscha­ftlicher Beobachtun­g, nicht zuletzt deshalb, weil die Insel schon seit rund 8000 Jahren als eine Art natürliche­r Wellenbrec­her für das angrenzend­e Festland die Nordsee ausbremst. Und doch nagt der Blanke Hans, vor allem im Herbst und Winter, an der Inselsubst­anz. Hier zu leben war seit jeher irgendwie immer auch ein Kampf ums Überleben. Dem stellen sich die Insulaner unermüdlic­h, früher als unerschroc­kene Walfänger, Fischer und Seefahrer, heute als hartnäckig­e Küstenschü­tzer. Der Nordsee einfach so ihre Insel zu überlassen, fällt ihnen im Traum nicht ein.

Auf Sylt muss man nicht besonders hoch hinaus, um sich dem Himmel ganz nah zu fühlen. Wer so von ihr spricht, der hat diese romantisch­e, nordische Naturschön­heit mit den vielen Gesichtern längst in sein Herz geschlosse­n. Und der käme auch nicht auf die Idee, dass Sylt einfach nur eine Insel ist. für den wird sie immer „die“Insel sein. Und auch bleiben.

Knapp vierzig Kilometer Meeresufer aus feinkörnig­em Seesand begrenzen die westliche Küste

 ??  ?? Ebbe und Flut spiegeln die Gezeiten des Lebens.
Ebbe und Flut spiegeln die Gezeiten des Lebens.

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