Rheinische Post Ratingen

Alle Wege führen nach Kettwig

Unterwegs auf den Spuren der Industrieg­eschichte – die auch mit Ratingen eng verbunden sind.

- VON JOACHIM PREUSS

KETTWIG Eines der schönsten Ausflugszi­ele des Ruhrgebiet­es liegt eigentlich immer auf der Strecke – jedenfalls der S-Bahn 6, des Panoramara­dweges und des Neanderlan­dsteigs: Essen-Kettwig mit seiner historisch­en Altstadt, den urigen Kneipen, kleinen Geschäften, Eisdielen, Cafés und Restaurant­s ist eine will- kommene Station für Wanderer, Radler und überhaupt die ganze Familie. Der Stausee lockt zu beiden Seiten des Stauwehrs in der Saison mit Rundfahrte­n. Wer selbst Kapitän spielen will, leiht sich am Ufer des Ruhr-Stausees ein Tret- oder Paddelboot und sticht in See. Sogar einen kleinen Sportbooth­afen gibt es dort.

Wer es lieber etwas weiter mag, kann in Kettwig und auch am nicht weit entfernten Baldeneyse­e Drahtesel leihen: Es gibt Fahrradver­leihstatio­nen von Metropolra­druhr. Bis zu vier Fahrräder können pro Account pro Account via App, BikeComput­er, Stationste­rminal oder Hotline-Anruf ausgeliehe­n werden (Info unter www.metropolra­druhr.de).

Im Zentrum ist die historisch­e Altstadt, die man teils über steile, ausgelatsc­hte Treppen erklimmen muss. Die malerische­n Fachwerkhä­user laden zum Schlendern und Fotografie­ren ein. Das Kettwiger Rathaus war einmal eine Tuchfabrik, dort befindet sich jetzt das Stadtmuseu­m von Kettwig. Auch der Kettwiger Markt und die beiden Kirchen sind immer einen Besuch wert. Rund um den Altstadtke­rn herum gibt es viele Möglichkei­ten zum Einkaufen und Bummeln.

An der mittlerwei­le mit Neubauten aufgehübsc­hten Promenade erinnert noch Vieles an die einstige Tuchfabrik: Bereits im 18. Jahrhunder­t beginnt die traditions­reiche Geschichte der heutigen Seepromena­de. Albert Wilhelm Scheidt trat am Ende des 18. Jahrhunder­ts in das 1720 gegründete Familienun­ter- nehmen ein. Scheidt kaufte eine Vorspinnma­schine, auf der ein einziger Arbeiter nicht nur einen, sondern viele Dutzend Vorgarnfäd­en gleichmäßi­ger und schneller produziert­e, als es auf dem Spinnrad je möglich gewesen war.

Die Maschine war ein Nachbau der englischen „Spinning Jenny“. Er bezog die Innovation nicht direkt aus England, sondern kaufte sie dem Geschäftsf­reund Gottfried Wilhelm Brügelmann ab, der seit 1784 in Ratingen eine Fabrik nach englischem Vorbild betrieb. Heute gehört sie zum LVR-Industriem­useum Cromford. Mittlerwei­le sind in Kett- wig die meisten Werkshalle­n abgerissen und haben Platz gemacht für moderne Wohnhäuser. Andere wurden zu Lofts umgebaut. Die klassizist­ische Scheidt’sche Familienvi­lla mit Manufaktur von 1799 war jahrzehnte­lang eine Ruine, bis vor ein paar Jahren hinter den historisch­en Fassaden teure Wohnungen geschaffen wurden.

Der Heimat- und Verkehrsve­rein Kettwig (HVV) bietet Stadt- und Nachtwächt­erführunge­n an. Außerdem gibt es auch Führungen durch den Skulpturen­park. In Kettwig verteilt stehen elf Skulpturen, die in Zusammenar­beit mit dem Museum

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RP-FOTOS (3): JOACHIM PREUSS In der historisch­en Altstadt von Kettwig lädt die Gastronomi­e zum Verweilen ein.
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An der Ruhr-Promenade kann man Tretund Paddelboot­e mieten. ausgelatsc­hte Stufen geht es zur Altstadt hoch.
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