Alle Wege führen nach Kettwig
Unterwegs auf den Spuren der Industriegeschichte – die auch mit Ratingen eng verbunden sind.
KETTWIG Eines der schönsten Ausflugsziele des Ruhrgebietes liegt eigentlich immer auf der Strecke – jedenfalls der S-Bahn 6, des Panoramaradweges und des Neanderlandsteigs: Essen-Kettwig mit seiner historischen Altstadt, den urigen Kneipen, kleinen Geschäften, Eisdielen, Cafés und Restaurants ist eine will- kommene Station für Wanderer, Radler und überhaupt die ganze Familie. Der Stausee lockt zu beiden Seiten des Stauwehrs in der Saison mit Rundfahrten. Wer selbst Kapitän spielen will, leiht sich am Ufer des Ruhr-Stausees ein Tret- oder Paddelboot und sticht in See. Sogar einen kleinen Sportboothafen gibt es dort.
Wer es lieber etwas weiter mag, kann in Kettwig und auch am nicht weit entfernten Baldeneysee Drahtesel leihen: Es gibt Fahrradverleihstationen von Metropolradruhr. Bis zu vier Fahrräder können pro Account pro Account via App, BikeComputer, Stationsterminal oder Hotline-Anruf ausgeliehen werden (Info unter www.metropolradruhr.de).
Im Zentrum ist die historische Altstadt, die man teils über steile, ausgelatschte Treppen erklimmen muss. Die malerischen Fachwerkhäuser laden zum Schlendern und Fotografieren ein. Das Kettwiger Rathaus war einmal eine Tuchfabrik, dort befindet sich jetzt das Stadtmuseum von Kettwig. Auch der Kettwiger Markt und die beiden Kirchen sind immer einen Besuch wert. Rund um den Altstadtkern herum gibt es viele Möglichkeiten zum Einkaufen und Bummeln.
An der mittlerweile mit Neubauten aufgehübschten Promenade erinnert noch Vieles an die einstige Tuchfabrik: Bereits im 18. Jahrhundert beginnt die traditionsreiche Geschichte der heutigen Seepromenade. Albert Wilhelm Scheidt trat am Ende des 18. Jahrhunderts in das 1720 gegründete Familienunter- nehmen ein. Scheidt kaufte eine Vorspinnmaschine, auf der ein einziger Arbeiter nicht nur einen, sondern viele Dutzend Vorgarnfäden gleichmäßiger und schneller produzierte, als es auf dem Spinnrad je möglich gewesen war.
Die Maschine war ein Nachbau der englischen „Spinning Jenny“. Er bezog die Innovation nicht direkt aus England, sondern kaufte sie dem Geschäftsfreund Gottfried Wilhelm Brügelmann ab, der seit 1784 in Ratingen eine Fabrik nach englischem Vorbild betrieb. Heute gehört sie zum LVR-Industriemuseum Cromford. Mittlerweile sind in Kett- wig die meisten Werkshallen abgerissen und haben Platz gemacht für moderne Wohnhäuser. Andere wurden zu Lofts umgebaut. Die klassizistische Scheidt’sche Familienvilla mit Manufaktur von 1799 war jahrzehntelang eine Ruine, bis vor ein paar Jahren hinter den historischen Fassaden teure Wohnungen geschaffen wurden.
Der Heimat- und Verkehrsverein Kettwig (HVV) bietet Stadt- und Nachtwächterführungen an. Außerdem gibt es auch Führungen durch den Skulpturenpark. In Kettwig verteilt stehen elf Skulpturen, die in Zusammenarbeit mit dem Museum