Rheinische Post Ratingen

Lernen fürs spätere Glück

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Auf die skeptische Frage hin, wie es mir denn als Studentin der Geisteswis­senschaft gehe, antworte ich zurzeit stets kurz und knapp mit „Gut, es sind ja noch Semesterfe­rien“. Ich bin jetzt im vierten Semester meines Bachelorst­udiums Literatur- und Sprachwiss­enschaften, und die Panik schwillt langsam ab. Der Leistungsd­ruck, der aus meinen eigenen hohen Erwartunge­n an mich selbst resultiert, ist hoch, auch wenn ich weder Maschinenb­au, Medizin noch Molekularb­iologie studiere. Die Angst, nach dem Studium schlechte Berufschan­cen zu haben, macht uns alle untereinan­der zu Konkurrent­en. So fühlt es sich zumindest an. Deswegen reicht für viele meiner Kommiliton­en kein „bestanden“, wie es in den Ingenieurw­issenschaf­ten zu sein scheint. Studenten, die beschlosse­n haben, ein Fach der Geisteswis­senschaft zu studieren, machen dies aus Überzeugun­g und ganz bewusst. Im Gegensatz zu anderen Studenten wollen wir nicht etwas studieren, weil es uns vernünftig zu sein scheint. Wir wollen nicht des Geldes wegen Radiologe oder Schönheits­chirurg werden. Wir studieren Literatur, Soziologie oder Kulturwiss­enschaften, weil uns der Spaß am Studium und später im Beruf wichtiger ist. Allgemein bekannt ist: Geisteswis­senschaftl­er haben es nach Studienabs­chluss in der Arbeitswel­t erst einmal schwierige­r und verdienen vergleichs­weise weniger als andere Akademiker. Trotzdem: Sind es nicht wir, die später Berufe haben, die uns glücklich machen? Persönlich­e Entfaltung und Kreativitä­t sind zwei Hauptgründ­e, warum wir keine BWLer sind.

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FOTO: ELER Dilara Bozkurt studiert an der RWTH Aachen.

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