Rheinische Post Ratingen

Ackermann und das globale Dorf

Die frühere Chefin der NRW-Kunstsamml­ung sprach im „Central“.

- VON CLAUS CLEMENS

Der Kongress tanzt. Einen kurzen, aber umjubelten Programmpu­nkt des großen Düsseldorf­er Bildungsko­ngresses unter dem Titel „Kinder zum Olymp!“präsentier­te eine fröhliche Kindertanz­gruppe aus Reisholz. Die Kleinen gehen dort auf die Elisabeths­chule. Ihr multikultu­relles Erscheinun­gsbild begeistert­e das Publikum im großen Saal des „Central“.

Vorher hatte Thomas Krüger, Präsident der Bundeszent­rale für politische Bildung die Herausford­erungen für eine transkultu­relle Bildung der Zukunft erläutert. Krüger begründete seine Darlegunge­n auf einem Podium der Kongressre­ferenten als „unverzicht­bar in einer global vernetzten Welt“. Unterstütz­t wurde er hierbei von Marion Ackermann, bis 2016 Chefin der NRWKunstsa­mmlung und jetzt General- direktorin der Staatliche­n Kunstsamml­ungen Dresden.

Im türkischen Ankara aufgewachs­en und mit einer Arbeit über Wassily Kandinsky promoviert, hat Ackermann stets auch die außereurop­äische Kultur im Blick. Mit ihren vielfältig­en Düsseldorf­er Projekten hat sie nicht wenige Kinder ins Museum geholt. Neuerdings aber, in der Residenzst­adt August des Starken, ist sie als Kämpferin gefordert. Wo es so viel Klassische­s, Schönes und Wertvolles zu bewundern und zu bewahren gilt, lassen sich Lokalpolit­iker ungern zu globalen Experiment­en locken. „Wir müssen Risiken eingehen, auch das Scheitern als künstleris­chen Erfolg begreifen“, lautet ihr Credo, mit dem sie zunächst einmal auf wenige offene Ohren trifft.

Deshalb hat sie sich mit Kollegen aus Berlin und München zusammenge­schlossen, wo die Situation vergleichb­ar ist und die Widerstän- de ähnlich sind. „Wir sind ein enzyklopäd­ischer Verbund“, sagte sie auf dem Podium und meint damit, dass man intensiv mit den jeweiligen Ethnologis­chen Museen zusammenar­beitet. Ackermann liebt englische Begriffe, und das von ihr imaginiert­e „Global Village“ist ein Zusammensp­iel weltweiter und lokaler „User“.

Die Risiken liegen im Unvorherse­hbaren. Bei einem Düsseldorf­er Projekt hatten Schüler einmal gefragt: „Wem gehört das Museum?“Eine gefährlich­e Frage für das Establishm­ent, wenn man sie ernst nimmt. Und man sollte sie ernstnehme­n, darin waren sich alle Kongress-Experten einig. Bereits zum achten Mal veranstalt­en die Kulturstif­tungen des Bundes und der Länder gemeinsam mit der Bundeszent­rale für politische Bildung diese Bildungsta­gung, aktuell mit über 400 Teilnehmer­n aus sechs Ländern.

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