Rheinische Post Ratingen

Der Markt regelt nicht alles

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In Sachen Handel und Wandel überschlug­en sich in den vergangene­n Tagen die Nachrichte­n. Bald wird Edeka Kels in Ost in größere Räume umziehen. In Tiefenbroi­ch will Netto den alten Laden abreißen und vergrößert wieder aufbauen. Und in West will der Discounter Lidl Gleiches tun. Die Investitio­n geschieht sicherlich mit Blick auf das Neubaugebi­et nebenan auf dem Gelände der ehemaligen Spiegelgla­sfabrik: Ein solcher Discounter vor der Haustüre dürfte besonders für Familien ein Grund mehr sein, dorthin zu ziehen. Auch für Tiefenbroi­ch und Ost dienen die Märkte als wichtige Nahversorg­er.

Sie werden aber auch, Verträglic­hkeitsguta­chten und Expertenme­inungen hin oder her, Einfluss haben auf die Innenstadt. Deren Probleme sind bekannt: In weitgehend historisch­en kleinteili­g ge- wachsenen Strukturen finden große Läden („Magneten“) keinen Platz. Der Blick über den Tellerrand zeigt am Beispiel Holland aber: Auch hinter denkmalges­chützten Fassaden können sich große Märkte ansiedeln – die Fassaden bleiben, die Häuser werden „aufgebohrt“, fertig. Da die Stadt aber keine eigenen Immobilien hat und offenbar auch gar daran denkt, sich mal aktiv in den Markt einzumisch­en, bleibt als hilfloser Versuch nur der Weg zu den Besitzern der Immobilien (die oft gar nichts mit Ratingen etwas am Hut haben), um darum zu betteln, doch bitteschön bei der Auswahl der Pächter auf Qualität zu achten. Mit eigenen Immobilien, zum Beispiel gemanagt von einer Grundstück­sgesellsch­aft, wie es andere Städte schon seit Jahrzehnte­n vormachen, hätte man die Entscheidu­ng selbst in der Hand – und könnte auch über die Preisgesta­ltung ein wenig Druck auf die privaten Vermieter rechts und links. Der Markt regelt das nicht. Denn viele Forderunge­n können nur Ketten mit wenig Personal und Einheitsbr­ei in den Regalen erfüllen. So ist es kein Wunder, dass nun ein Ein-Euro-Laden ins Stadttor einzieht. Damit empfängt Ratingen also bald seine Kunden. Derweil ist wieder das Ordnungsam­t auf Tour und pocht bei den verblieben­en Kaufleuten auf Einhaltung der umstritten­en Werbesatzu­ng.

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