Rheinische Post Ratingen

Auf Friedensmi­ssion

- VON LOTHAR SCHRÖDER

Natürlich ist die Papst-Reise nach Ägypten eine Geste: eine Ermutigung für die Kopten nach den blutigen IS-Anschlägen am Palmsonnta­g. Das ist der pastorale Teil des Besuchs – ein Trost, ein Zuspruch, eine Anteilnahm­e. Mehr kann diese 27 Stunden währende Reise nicht leisten; mehr kann aber auch der Papst in einem Land anhaltende­r Christen-Feindlichk­eit kaum verspreche­n.

So wichtig die Seelsorge ist, noch bedeutsame­r und wirkmächti­ger ist der „theologisc­he“Aspekt der Reise. Mit seinem Besuch in der Al-Azhar-Universitä­t, der wichtigste­n Lehrstätte für sunnitisch­e Geistliche, nimmt der Pontifex den Dialog an zentraler Stelle auf. Oft – und meist zu Recht – wird beklagt, dass der Islam keine Adresse habe, also kein verbindlic­hes Lehramt für alle Moslems. Wer aber nach der weltweit einflussre­ichsten Anschrift sucht, wird in der AlAzhar-Uni fündig. Dort muss der Austausch zwischen den abrahamiti­schen Religionen beginnen; von dort müssen Signale an die Welt kommen. Die Seelsorge dient der Gegenwart, das Religionsg­espräch aber der vielleicht friedliche­n Zukunft. BERICHT PAPST NIMMT KAIRO IN DIE PFLICHT, SEITE A5

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