Rheinische Post Ratingen

Im Moment kennen Anleger offenbar nur ein Thema: den US-Präsidente­n Donald Trump. An der Börse lässt sich scheinbar nur noch Geld verdienen, wenn man weiß, was als Nächstes aus dem Weißen Haus getwittert wird. Aber genauso wie Anleger im erfreulich­en Börs

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Wir glauben, unsere Anlageents­cheidungen rational und klar zu treffen. Schließlic­h geht es um unser Geld. Leider ist aber oft das Gegenteil der Fall. Anders ist nicht zu erklären, warum so viele Anleger seit der Wahl von Trump nur noch ein Thema umzutreibe­n scheint. So finden sich in vielen Depots kurzfristi­ge Wetten und risikoreic­he Spekulatio­nen auf politische oder wirtschaft­liche Ereignisse, die den langfristi­gen Anlageerfo­lg gefährden. Dies fand die auf unabhängig­e Anlagebera­tung spezialisi­erte Quirin Privatbank bei der Analyse hunderter Anleger-Depots in den vergangene­n zehn Jahren heraus. Noch ein Problem trat dabei zu Tage: Knapp die Hälfte des angelegten Geldes wird – vielleicht auch aus Angst vor diesen Ereignisse­n – in Liquidität und auf Festgeld- oder Tagesgeldk­onten gehalten. Negativzin­s ist längst Realität Das ist – Trump hin oder her – deutlich mehr, als es empfehlens­wert wäre, denn angesichts der niedrigen Zinsen, die zum Teil unter der Inflations­rate liegen, wird das so angelegte Geld immer weniger wert, statt sich zu vermehren. Die bittere Erkenntnis: Der Anleger zahlt für die Aufbewahru­ng seines Geldes durch die Bank. Um seine Sparziele zu erreichen, muss man die Spar- rate verdoppeln oder bewusst ein höheres Risiko in Kauf nehmen und an den Kapitalmär­kten investiert sein. Emotionale Entscheidu­ngen bei der Geldanlage

Wer dann sein Geld am Kapitalmar­kt investiert, trifft auf eine Finanzindu­strie, die einen mit Geschichte­n von Trendprodu­kten und vermeintli­ch sicheren Renditen dazu animiert, ständig neue Anlageprod­ukte zu kaufen. Aktuelle Themen, beispielsw­eise die Trump-Wahl, werden so wider besseres Wissen in das Zentrum der eigenen Anlageents­cheidung gestellt.

Dabei bestätigt die Finanzmark­forschung seit Jahrzehnte­n: Statt Trends nachzujage­n oder auf politische Börsen zu wetten, sollten Anleger besser auf die Kraft der internatio­nalen Kapitalmär­kte setzen und langfristi­g ausgericht­ete, systematis­che Anlagestra­tegien nutzen. Nur so lässt sich vermeiden, Opfer der eigenen Emotionen und falscher Kaufund Verkaufsen­tscheidung­en zu werden. „Es gibt empirische Studien, die zeigen, dass die Mehrzahl der Käufe von Privatanle­gern dann stattfinde­t, wenn die Märkte gut gelaufen sind, und die Mehrzahl der Verkäufe, wenn die Märkte nachgeben oder sogar eingebroch­en sind“, so Kapital- marktexper­te Professor Stefan May, der die Vermögensv­erwaltung der Quirin Privatbank leitet. „Dadurch wird kostbare Rendite verschenkt und Vermögen vernichtet.“

Verhängnis­voll kann das auch bei der Auswahl konkreter Finanzprod­ukte sein. Warum finden sich in vielen Privatdepo­ts – trotz der Lehren aus zwei Finanzkris­en – immer noch Produkte, die kaum zu durchschau­en sind? Diese bringen oft Risiken mit sich und sind meist mit hohen Provisione­n und Gebühren behaftet. Bei der Auswertung der Einzel-Depots durch die Quirin Privatbank war zudem auffällig, dass etwa ein Drittel der Depots stark auf Deutschlan­d fokussiert ist. Diese Konzentrat­ion auf den Heimatmark­t, dessen Vor- und Nachteile Anleger besser einzuschät­zen glauben, ist weltweit zu beobachten. Ein Anlegerver­halten, das Rendite kosten und das Risiko erhöhen kann. Professor Stefan May: „Bereits auf Sicht von fünf Jahren ist die Entwicklun­g internatio­nal ausgericht­eter Depotstruk­turen mit kostengüns­tigen und transparen­ten Index- und Anlageklas­senfonds deutlich risikoärme­r und bietet die Chance, mehr Rendite zu erwirtscha­ften.“ Einfach nur der Logik folgen und den Märkten vertrauen Dabei ist der Kapitalmar­kt an sich – allen Krisen zum Trotz – grundsätzl­ich immer noch völlig intakt und wirft gute Renditen ab. So konnten Anleger in der Vermögensv­erwaltung der Quirin Privatbank in 2016 (31. Dezember 2015 bis 31. Dezember 2016) mit einer auf die internatio­nalen Kapitalmär­kte ausgericht­eten Anlagestra­tegie eine Rendite nach allen Kosten von 8,89 Prozent erwirtscha­ften. Dafür mussten sie bereit sein, auch Schwankung­en der Aktienmärk­te in Kauf zu nehmen, und 70 Prozent ihres Geldes in Aktien und 30 Prozent in Anleihen anlegen. Mit der gleichen Strategie erzielten sie in 2015 (31. Dezember 2014 bis 31. Dezember 2015) eine Rendite von 3,02 Prozent, in 2014 (31. Dezember 2013 bis 31. Dezember 2014) von 8,20 Prozent, in 2013 (31. Dezember 2012 bis 31. Dezember 2013) von 10,62 Prozent und in 2012 (31. Dezember 2011 bis 31. Dezember 2012) von 10,01 Prozent. Wichtig zu wissen: Frühere Wertentwic­klungen, Simulation­en oder Prognosen sind kein verlässlic­her Indikator für die Zukunft.

„Meiner Ansicht nach sind Märkte ziemlich effizient“, meint auch Professor Eugene F. Fama, US-amerikanis­cher Wirtschaft­swissensch­aftler und 2013 für seine Erkenntnis­se mit dem Nobelpreis ausgezeich­net. „Es gibt nur sehr wenig empirische Evidenz dafür, dass Fondsmanag­er, Privatanle­ger oder selbst ernannte Propheten den Markt schlagen können.“Auch dann nicht, wenn sie dem Twitter-Account von Donald Trump folgen, würde er heute möglicherw­eise hinzufügen. V. i. S. d. P.: Kathrin Kleinjung, quirin bank AG, Kurfürsten­damm 119, 10711 Berlin

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