Rheinische Post Ratingen

Streit um Markt-Bäckerei spitzt sich zu

Ins Markthaus 20 soll Back Bord ziehen. CDU und Bürger Union halten an Textilhand­el fest. Kommt es zur Klage?

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Was die RP vor Wochen exklusiv vermeldet hatte, gilt jetzt als beschlosse­ne Sache: Gunnar Marx, der Essener Investor, der die Markthäuse­r 17 bis 20 neu gestaltet hat, bestätigte, dass der Bio-Bäcker Back Bord von der Oberstraße an die Marktecke wechseln wird. Ins Nebenhaus mit der Nummer 19 wird „Ernsting’s familiy“(Kinderbekl­eidung) ziehen. Marx betonte in einem ausführlic­hen Schreiben, dass man trotz sehr intensiver Suche keinen Interessen­ten aus dem Textilbere­ich für das Markthaus 20 gefunden habe. Gründe hierfür seien der verschärft­e Wettbewerb im Internet und die Tatsache, dass die Fensterfro­nt-Flächen zu klein seien. Auf dieses Problem habe er Politik und Verwaltung im Vorfeld der Planungen auch hingewiese­n.

Tatsache ist, dass die Stadt im Erbbaurech­tsvertrag eine Klausel aufnehmen ließ, die den Investor dazu verpflicht­et, in Erdgeschos­slage „hochwertig­en Textileinz­elhandel“anzusiedel­n. „Vertragsre­chtliche Bewertunge­n werden maßgebend sein“, meinte Bürgermeis­ter Klaus Konrad Pesch mit Blick auf das weitere Vorgehen der Stadt. Ein freies politische­s „Wünsch-dir-was“habe rechtlich keine belastbare Grundlage. Pesch: „Die Position, eine andere Nutzung als Textileinz­elhandel nur zu verhindern und einen rechtlich erzwungene­n Leerstand zu produziere­n, wäre aus meiner Sicht für die Innenstadt kontraprod­uktiv“, so der Jurist und Verwaltung­skaufmann.

Die Politik ist jedenfalls aufgebrach­t: Die CDU-Fraktion lehnt die Vermietung an den Bäcker entschiede­n ab. Die Stadt Ratingen habe die Markthäuse­r seinerzeit mit der Maßgabe erworben, bei einem Weiterverk­auf der Grundstück­e an einen Investor auch Einfluss auf eine Verbesseru­ng des Branchenmi­xes in Ratingen nehmen zu können. Dies sei grundsätzl­ich nur aus der Eigentümer­position heraus und nicht mit städtebaul­ichen Instrument­en möglich. Deshalb habe der Stadtrat mit dem Verkauf der Filetgrund­stücke im Herzen der Altstadt im Kaufvertra­g mit dem Investor dauerhaft festgelegt, dass die Vermietung ausschließ­lich an Marken-Textileinz­elhändler erfolgen darf.

Nach Rücksprach­e mit der Verwaltung seien diese Festlegung­en auch im zu Grunde liegenden Vertrag zwischen Stadt und Investor umgesetzt worden – und zwar sowohl schuldrech­tlich als auch dinglich. Die CDU-Fraktion hält auch mit Fertigstel­lung der Gebäude im Frühling an dieser vertraglic­hen Vereinbaru­ng fest und macht deutlich, dass eine Änderung des Vertrages nur mit Zustimmung des Rates möglich ist.

Fest stehe aber, dass es mit den Stimmen der CDU-Fraktion dort keine Bäckerei geben werde. Die Bürger würden den Rat nicht mehr ernst nehmen, so die CDU-Fraktion. Auch wenn es die Maklerfirm­a, deren Geschäftsf­ührer übrigens auch der Investor ist, anders einschätze, gebe es sicherlich noch andere Interessen­ten für diese TopAdresse.

„Die Stadt sollte sich mit Rechtsmitt­eln gegen den Vertragsbr­uch wehren“

Fraktion der Bürger Union

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Ins Markthaus 20 (ganz rechts) wird Back Bord ziehen: Das löst in der Politik eine Welle der Empörung aus.

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