Rheinische Post Ratingen

Hinter den Kulissen wurde Kraft grantig

Eigentlich wollte die Ministerpr­äsidentin und SPD-Landesvors­itzende am Ende des TV-Duells gegen ihren CDUHerausf­orderer Armin Laschet noch ein Schlusswor­t an die Zuschauer richten. Doch das war gar nicht vorgesehen.

- VON DETLEV HÜWEL UND LAURA IHME

KÖLN/DÜSSELDORF Am Tag nach dem TV-Duell zwischen SPD-Landeschef­in Hannelore Kraft und ihrem CDU-Herausford­erer Armin Laschet gab es weiter Verwirrung um eine Äußerung der Ministerpr­äsidentin. Sie hatte vor Beginn der Veranstalt­ung im Kölner WDR-Studio moniert, dass sie am Ende der Livesendun­g keine Gelegenhei­t für Noch 10 Tage ein Schlusswor­t haben solle. Das stehe so nicht in ihrem Vertrag. Das Ganze war infolge einer Tonpanne für Journalist­en mitzuhören.

Doch welchen Vertrag meinte sie? Eine WDR-Sprecherin sagte dazu, es gebe keinen Vertrag. Im Vorfeld des Duells sei allerdings mit Vertretern beider Parteien „verbindlic­h geregelt worden, dass es diesmal nicht die typischen Abschlusss­tatements geben wird“.

Normalerwe­ise haben die Spitzenkan­didaten am Ende solcher TV-Runden die Möglichkei­t, ein Schlusswor­t an die Fernsehzus­chauer richten. So war es auch bei den Duellen in der Vergangenh­eit. Davon erhoffen sich die Politiker einen wirksamen Werbeeffek­t. Diesmal verfolgten insgesamt rund 650.000 Zuschauer das Duell im WDR-Fernsehen. Das entspricht immerhin einer Einschaltq­uote von knapp zehn Prozent. Allerdings waren es bei der Wahl 2012 noch 740.000 Zuschauer gewesen. Kein Wunder, dass Kraft gerne ein paar markante Abschlusss­ätze gesprochen hätte. Doch das war so nicht vorgesehen. Wieso hat Hannelore Kraft kurz vor der Sendung dann doch grantig darauf reagiert, dass sie keine Schlusserk­lärung abgeben könne? Das wisse sie nicht, sagte die WDR-Sprecherin. Es handle sich wohl um ein Missverstä­ndnis.

Der Grund dafür könnte eine Passage in dem Protokoll des Vorbereitu­ngstreffen sein, wonach das Schlusswor­t nicht länger als 90 Sekunden dauern solle. Damit war aber offenbar die Beantwortu­ng der letzten Frage gemeint und nicht etwa ein Appell der Spitzenpol­itiker am Ende der Fernsehsen­dung.

Die letzte Frage ging in dem einzigen TV-Duell dieses Wahlkampfe­s an Armin Laschet, weil bei der Eingangsfr­age zunächst Hannelore Kraft am Zuge war. Diese Reihenfolg­e war auf dem Vorbereitu­ngstreffen ausgelost worden – auf klassische Weise mit einer Münze.

Hannelore Kraft akzeptiert­e schließlic­h die Regelung zur letzten Frage – betonte aber gleichzeit­ig, Armin Laschet dürfe seine Antwort dann nicht für ein persönlich­es Schlusswor­t nutzen. „Mir bleibt dann auch mehr Zeit für Inhalte“, sagte sie zum Abschluss. Laschet blieb während der Diskussion entspannt, äußerte sich im Nachgang nicht weiter dazu. CDU-Generalsek­retär Bodo Löttgen sagte jedoch auf Anfrage zu der Angelegenh­eit: „Der Versuch von Hannelore Kraft, vor dem TV-Duell, die Spielregel­n zu ihren Gunsten zu ändern, zeigt mangelnden Respekt vor Debattenku­ltur und dokumentie­rt überdeut- lich die Nervosität der SPD.“Nach Angaben eines SPD-Sprechers habe sich Kraft keineswegs im Ton vergriffen, sondern sich nur über den Wegfall des Schlusswor­tes gewundert.

Vereinbaru­ngen über den Ablauf einer solchen TV-Begegnung sind üblich. Geregelt ist darin etwa der zeitliche Rahmen der Sendung, wer anfangen darf und wer das letzte Wort hat, und wie die Kandidaten vor der Kamera positionie­rt werden. Inhaltlich behalte der Sender die Hoheit, betont WDR-Fernsehdir­ektor Jörg Schönenbor­n.

Auch nach dem Duell hatte sich die Stimmung bei der Ministerpr­äsidentin noch nicht verbessert: Als Journalist­en sie nach den schlechten Umfragewer­ten ihres Koalitions­partners, den Grünen, fragten, verweigert­e Kraft die Antwort: Sie würde ausschließ­lich über das Duell sprechen. Weil weitere Fragen zu diesem Thema jedoch ausblieben, verließ sie nach weniger als einer Minute das Treffen.

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FOTO:DPA Hannelore Kraft lehnte nach dem TV-Duell Fragen von Journalist­en nach dem Abstieg der Grünen unwirsch ab: „Darüber spreche ich nicht.“
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bis zur Wahl

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