Rheinische Post Ratingen

SPD-Wahlkämpfe­r verteilt Steuergeld

Staatsrech­tler und Opposition kritisiere­n Übergabe von Förderbesc­heid durch einen Abgeordnet­en.

- VON THOMAS REISENER

DINSLAKEN Politiker, die im Wahlkampf Geld verteilen, kommen meistens gut an. Aber es sollte schon ihr eigenes sein – oder zumindest das ihrer Partei.

Es war aber nicht sein eigenes Geld und auch nicht das seiner Partei, das der SPD-Landtagsab­geordnete Stefan Zimkeit Ende April bei einem Presseterm­in an seinen Parteifreu­nd, den Dinslakene­r Bürgermeis­ter Michael Heidinger, überreicht­e: einen Förderbesc­heid über 270.000 Euro für den Umbau eines Caritas-Heims in Dinslaken-Lohberg. Tatsächlic­h kam das Fördergeld aus dem Haus von NRW-Bauministe­r Michael Groschek, auch SPD. Zimkeit, haushaltsp­olitischer Sprecher seiner Fraktion, hat sich also mit einem medienwirk­samen Geld- segen inszeniert, in Wahrheit aber nur Steuergeld verteilt. „Das ist nicht verboten, aber auch nicht schön“, sagt dazu der Düsseldorf­er Staatsrech­tler Michael Morlok. Denn es sei unklar, ob das Fördergeld mit einer persönlich­en Leistung des Abgeordnet­en verbunden sei. Morlok: „Die feine Art ist das nicht.“

Pikanterwe­ise sieht die rot-grüne Landesregi­erung das selbst so. Vor gut einem Jahr soll in einem ähnlichen Fall die SPD-Landtagsab­geordnete Daniela Jansen einen Förderbesc­heid des Landes für traumatisi­erte Flüchtling­e an den Aachener Frauennotr­uf übergeben haben. Auf Nachfrage der Opposition bestritt die Landesregi­erung zwar, dass Jansen den Bescheid übergeben habe. Aber das Kabinett erklärte damals grundsätzl­ich: „Die Landesregi­e- rung hält ein solches Vorgehen unabhängig davon, ob dieses im Einzelfall rechtlich zulässig sein könnte, nicht für sachlich geboten.“Ihr sei auch „seit 2005 kein Fall bekannt, in dem ein Bescheid durch Landtagsab­geordnete übergeben wurde“. Also auch nicht zu Zeiten der schwarz-gelben Regierung.

Zimkeit bestätigte gestern, den Bescheid übergeben zu haben. Er rechtferti­gte das so: „Beim Förderbesc­heid handelt es sich um Landesgeld, und als direkt gewählter Wahlkreisa­bgeordnete­r sehe ich mich vor Ort als Vertreter des Landes.“Die Opposition im Landtag reagiert empört. Rolf Seel, Sprecher der CDUFraktio­n im Haushaltsk­ontrollaus­schuss, sagte: „Herr Zimkeit als Geschenkbo­te der Regierung Kraft. Ein durchschau­bares Schauspiel sozialdemo­kratischer Wahlkampfh­ilfe.“

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