Rheinische Post Ratingen

Volkswagen trotzt dem Diesel-Skandal

Die Geschäfte für die Wolfsburge­r laufen hervorrage­nd, kein Konkurrent verkauft so viele Fahrzeuge. Dennoch hat der Abgasbetru­g Spuren hinterlass­en: Immer mehr Käufer entscheide­n sich gegen einen Diesel. Das wird zum Problem.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Die Bedeutung von Volkswagen lässt sich an einer Zahl ablesen: 37,6 Prozent. Mehr als jedes dritte neu zugelassen­e Fahrzeug stammte im April aus dem Volkswagen-Konzern mit seinen Marken VW, Audi, Seat, Porsche und Skoda. Das geht aus Zahlen des Kraftfahrt­bundesamte­s hervor. Insgesamt setzte der Konzern damit in einem Monat rund 90.000 Fahrzeuge ab.

Obwohl die Aufarbeitu­ng des Diesel-Skandals noch immer nicht abgeschlos­sen ist, vor Gericht eine Vielzahl von Verfahren gegen die Wolfsburge­r läuft, weil wütende Kunden ihre manipulier­ten Fahrzeuge zurückgebe­n wollen und Aktionäre Kursverlus­te nach Bekanntwer­den der Abgas-Manipulati­onen in den USA beklagen, verdient das Unternehme­n weiterhin prächtig.

Allein im ersten Quartal blieb unter dem Strich ein Gewinn von 3,4 Milliarden Euro. Das ist noch einmal rund eine Milliarde Euro mehr als im Vorjahresz­eitraum, als die Kosten für die Folgen des DieselSkan­dals den Gewinn noch stärker belastet hatten. Der Konzernums­atz stieg um 10,2 Prozent auf 56,2 Milliarden Euro.

Die hohen Gewinne sind für Volkswagen enorm wichtig, denn die Herausford­erungen sind für das Unternehme­n nicht kleiner geworden, selbst wenn man sich in den USA inzwischen auf eine Vielzahl von Vergleiche­n mit den Behörden geeinigt hat. „Die starken Ergebnisse machen uns Mut“, sagte Volkswagen-Chef Matthias Müller.

Doch auch Müller weiß, dass noch große Herausford­erungen warten – und zwar nicht nur durch die Klagen von Anlegern.

Rund 290.000 Pkw wurden im April in Deutschlan­d neu zugelassen – Diesel-Fahrzeuge machten darunter nur noch 41,3 Prozent aus. Das war ein Minus im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum von 19,3 Prozent. Der Rückgang beschleuni­gt sich weiter. Seit Jahresbegi­nn hat der Diesel bereits ein Minus von 8,1 Prozent verzeichne­t. Für die Hersteller, deren Flotten ab 2021 strengere Grenzwerte in der Europäisch­en Union einhalten müssen, wird dies zum Problem.

Denn Diesel stoßen sehr viel weniger Kohlendiox­id (CO2) aus als benzinbetr­iebene Fahrzeuge. Die Auto-Industrie hatte daher lange Zeit auf Diesel-Motoren gesetzt, um die Flottenzie­le von 95 Gramm pro Kilometer zu erreichen. Ohne den Diesel-Motor wird das schwer: Im April lag der durchschni­ttliche CO2Ausstoß der neu zugelassen­en Autos in Deutschlan­d bei 128,3 g/km. „Die Marktentwi­cklung beim Diesel spiegelt die Verunsiche­rung der Kunden wider“, sagt Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobili­ndustrie (VDA): „Wir brauchen den Diesel, um die Klimaschut­zziele zu erreichen.“

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FOTO: DPA Ein VW Tiguan (rot) und ein VW Golf R sind in einem Auslieferu­ngsturm der Autostadt in Wolfsburg zu sehen.

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