Rheinische Post Ratingen

Der Zauber der Illusion

Was fasziniert uns so sehr am Magischen, und warum hat das Fantastisc­he solchen Erfolg? Das Forum Freies Theater widmet sich in einer neuen Reihe Phänomenen, die sich dem Verstand entziehen.

- VON KLAS LIBUDA

Jüngst rauschte es wieder im Zauberwald, Joanne K. Rowling hatte sich für einen Toten entschuldi­gt. Die Bestseller­autorin schrieb vorgestern beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter: „I’d like to apologise for killing (whispers) . . . Snape“, also so viel wie, tut mir leid, dass ich Snape umgebracht habe, und knapp 200.000 Menschen klickten bis jetzt auf „Gefällt mir“.

Nun muss man dazusagen, dass Joanne K. Rowling natürlich keinen Mord begangen hat. Severus Snape ist ein Hauslehrer in Rowlings Harry-Potter-Reihe, die sich bislang 450 Millionen Mal verkauft hat. Band eins erschien 1997, und seitdem denkt man an die Bücher und

„Das Theater kann magische Gefühle auslösen, die nicht rational erklärbar sind“

Maren Butte Professori­n für Theaterwis­senschaft die Filme, wenn man von Magischem hört. Die Zauberei hat Hochkonjun­ktur.

Natürlich aber gibt es das alles schon viel länger, das Fantastisc­he ist spätestens seit der Romantik im 18. Jahrhunder­t populär. Demnächst wird ja im Schauspiel­haus auch wieder E.T.A. Hoffmanns 200 Jahre alter „Sandmann“aufgeführt, und das Forum Freies Theater (FFT) bringt dieser Tage eine ganze Reihe auf die Bühne: „It’s a kind of magic“heißt sie und soll sich den Phänomenen widmen, die sich dem Verstand entziehen. Wenn man nun das Programm durchblätt­ert, reibt man sich erstaunt die Augen. Echt jetzt, Zauberei? Die Wirklichke­it ist doch schon irre genug.

„Wir haben einen anderen Zugang, es geht gerade nicht um Ge- flüchtete, Trump oder ökologisch­e Fragen“, sagt Stefanie Wenner, Professori­n für Angewandte Theaterwis­senschaft in Dresden und Mitglied des Künstlerko­llektivs Apparatus, das kommende Woche im FFT auftritt. „Wir glauben, dass Imaginatio­n, Magie und Visionen im Theater einen Raum haben“, sagt Wenner. Und ohnehin: „Die Kritik im Theater kann man auch als große Maschine der Affirmatio­n verstehen.“Ganz bewusst also gibt es mal keine Tagespolit­ik und keine Krisenstim­mung auf der Bühne, dafür ein „magisches Ritual“– das kündigen Apparatus an. „Magical. Acts. Matter.“heißt die Produktion, an der sieben Künstler aus Tanz, Performanc­e, Musik und bildender Kunst beteiligt sind. Unpolitisc­h sei „Magical. Acts. Matter.“dabei keineswegs, sagt Wenner. „Wir wollen in der theatralen Situation einen anderen Wahrnehmun­gsraum aufmachen.“

Die FFT-Reihe „It’s a kind of magic“beginnt schon heute, 20 Uhr, mit einer Aufführung der Gruppe „Showcase Beat Le Mot“. Das FFT kündigt einen „emotionale­n Abend“an, es wird um Gefühlswel­ten gehen. „Das Theater kann magische Gefühle auslösen, die nicht rational erklärbar sind“, sagt Maren Butte. „Man kann die Situation im Theater als magisches Ritual begreifen, Die Magie ist der Austauschp­rozess zwischen allen Anwesenden.“

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FOTO: FFT Fantastisc­he Tierwesen auf der Bühne: Szene aus „Showcase Beat Le Mot zeigen Gefühle“.

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