Rheinische Post Ratingen

Gartenexpe­rte will immer hoch hinaus

Der Heiligenha­user Jürgen Quindeau steigt Hausbesitz­ern aufs Dach – und sorgt für Begrünung – wie auf dem Essener Hundertwas­serhaus.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Er ist diplomiert­er Gartenland­schaftsbau­er und Dachdecker – eine ziemlich seltene Kombinatio­n, aus der er sich seine eigene Nische gemacht hat: Jürgen Quindeau ist Experte für Dachgärten und NRW-weit gefragt: „Auf dem Boden arbeite ich gar nicht mehr“, sagt der Heiligenha­user. Mit seinem Betrieb „Grün+Dach“ist er jüngst innerhalb der Stadtgrenz­en in eine Neubau-Halle umgezogen.

An der neuen Adresse, Friedhofsa­llee 32, begrüßte er gestern Bürgermeis­ter Jan Heinisch und Anne van Boxel aus der städtische­n Wirtschaft­sförderung. Von dort gab es Hilfe, nachdem Quindeau eine relativ kurzfristi­ge Kündigung seiner bisherigen Räumlichke­iten bekam.

Und auch fortan möchte man zusammenar­beiten, hieß es beiderseit­s. Mit dem neuen Vermieter lag Quindeau sofort auf einer Wellenläng­e, außerdem hat er nun mehr Platz: „Zum Beladen passen jetzt sogar zwei Autos hier rein“, denn eigentlich ist hier nur die Basis, seine Einsatzort­e bei Privatleut­en oder Betrieben sind draußen und stets erhöht.

Das Hundertwas­serhaus in Essen, auch als Ronald McDonald-Haus bekannt, zum Beispiel ist architekto­nisch für sich schon beeindruck­end, Quindeau und sein Team haben dem Ganzen mit einer spannenden Bepflanzun­g noch ein „grünes Krönchen“aufgesetzt.

„Hier sind zum Beispiel mehrere Meter hohe Bäume gepflanzt wor- den“, sagt der Unternehme­r. Ein fester Stamm von fünf Mitarbeite­rn unterstütz­t ihn. „Ansonsten suche ich mir das Team je nach Bedarf zusammen“, erklärt er. Seine Arbeit ist dabei saisonal: „Im Januar und Februar gibt es nichts zu tun.“

Schon seit seiner Ausbildung hat ihn das Thema Dachgarten, was damals Mitte der 80er gerade ganz frisch im Trend lag, nie mehr los gelassen. Heute versucht er, seine Arbeitszei­t zu gleichen Teilen zwischen Baustellen und Büroarbeit einzuteile­n.

Die Begeisteru­ng für seine Nische hat er nicht verloren, zumal es nicht allzu viel Betriebe mit ähnlichem Angebot gebe. „Ich freue mich eigentlich immer, Schrägdäch­er zu bepflanzen, da sieht man einfach mehr davon. Aber im Bergischen Land mit seiner unterschie­dlichen Topografie erhöhe sich auch die Chance, einen Blick auf bepflanzte Dächer zu bekommen, in Grün-Selbeck gibt es zum Beispiel einige solcher Flächen.“

Ob es der über 300 Quadratmet­er große Dachgarten über einem Ladenlokal ist, die Gestaltung eines sonst ungenutzte­n Garagendac­hes, oder aber Grün-Bedachung für eine Raststätte oder Kindergärt­en: „Dachgärten bieten echte Vorteile. Ein normales Dach heizt sich im Sommer gerne mal auf bis zu 80 Grad auf, dabei arbeiten die Materialie­n natürlich, was sie schneller müde macht. Bei einer Begrünung bleiben die Temperatur­en bei etwa 25 Grad, das schützt nicht nur vor Abnutzung, sondern zum Beispiel auch vor Hagelschad­en.“

Klimatisch sorgen Dachgärten dafür, dass Regenwasse­r nicht ins Grundwasse­r geleitet wird, sondern wieder verdampft: „Gerade in Großstädte­n ein nicht unwesentli­cher Faktor“, findet Quindeau.

Außerdem kann man die Flächen nutzen und begehen, sie können aber auch energiespa­rend sein und mit Photovolta­ikanlagen zum Beispiel noch genutzt werden. „Und natürlich sind Dachgärten auch Lebensraum.“ Weitere Informatio­nen auf gruenundda­ch.de.

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