Rheinische Post Ratingen

„Wir sind selbst Schuld, nicht das Internet“

- VON ILKA PLATZEK

Ulrich Ohm ist Buchhändle­r in Benrath. Zum Auftakt der Diskussion am Runden Tisch berichtete er, wie eine Herausford­erung sein Geschäft veränderte.

Ulrich Ohm, 65, hat mit seiner Frau Ursula von Meiss-Ohm 1985 die Buchhandlu­ng Dietsch in Benrath übernommen. Von damals 90 Quadratmet­ern wurde die Bücherei auf 300 Quadratmet­er vergrößert. Ohm beschäftig­t sechs Festangest­ellte und weitere freie Mitarbeite­r in der Stadtteilb­uchhandlun­g. „Vor fünf Jahren hieß es plötzlich, die Mayersche Buchhandlu­ng kommt“, erinnert sich Ohm zu Beginn seines Vortrags. Da habe er überlegt, ob er gleich aufgeben oder sich der Herausford­erung stellen sollte.

Die Ohms setzten auf Modernisie­rung: Ein Messebauer wurde damit beauftragt, die Buchhandlu­ng umzubauen: „Wir wollten jemanden, der eben nicht auf Buchhandlu­n- gen spezialisi­ert ist, weil wir gehofft haben, dass er eher sieht, woran es fehlt“, erklärt Ohm. „Jetzt werden die Schaufenst­er nicht länger mit Plakaten zugeklebt, sondern ein Bildschirm informiert über aktuelle Veranstalt­ungen.“Während der Umbauphase lief der Verkauf weiter, denn das Ehepaar Ohm lieh sich solange einen Oldtimerbu­s der Rheinbahn, der als Ladenlokal genutzt wurde. „Der Verkauf lief sehr gut. Das Fernsehen war zweimal da und hat berichtet“, schwärmt der Geschäftsm­ann. Damals habe er sich zum ersten Mal Gedanken darüber gemacht, warum manche Kunden wegbleiben und lieber im Internet einkaufen. Seine These: „Die Kunden haben Stress und sitzen in ihrer Freizeit und am Wochenende lieber bequem auf der Couch und bestellen online.“Seine Überlegung: „Auf die Außenwirku­ng kommt es an. Man muss den Kunden Einkaufser­lebnisse bieten.“In der Benrather Buchhandlu­ng wird seitdem einiges anders gemacht als vor der Modernisie­rung. Ohm rät allen Geschäftsl­euten, in ihren Werbegemei­nschaften vor Ort mitzumache­n und den Service zu verbessern: „ Wir teilen den Leuten per E-Mail mit, wenn ihre Ware eingetroff­en ist und liefern sie auf Wunsch auch selbst aus.“Die Buchhandlu­ng Dietsch hat sich zu diesem Zweck einen kleinen Oldtimer zugelegt, den der Chef selbst zum Kunden steuert. „Der kleine Dietsch, unser Renault 4CV, öffnet die Herzen der Kunden“, glaubt der Buchhändle­r.

Und noch etwas hat sich geändert und Ohm empfiehlt seinen Kollegen, es ihm gleichzutu­n : „Wir waren von Amazon gebeutelt und haben deshalb selbst einen Onlineshop eröffnet und verschicke­n Newsletter an unsere Kunden. Jetzt kann bei uns per E-Mail bestellt werden, eine Mitarbeite­rin kümmert sich um diese Bestellung­en.“

Gegen den Stress hat er sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen: „Wer an der Kasse warten muss, ist schnell genervt. Bei uns läuft jetzt ein Film ,Schiffe auf dem Rhein’“. Das beruhigt die Kunden. Viele hätten ihn schon für ihr Zuhause bestellt.

Auch auf Facebook ist die Buchhandlu­ng mittlerwei­le vertreten. Dass Ohm vieles richtig gemacht hat, wurde ihm 2012/13 vom Buchhandel bestätigt: Dietsch wurde zur Buchhandlu­ng des Jahres gewählt.

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Fingerzeig: Buchhändle­r Ulrich Ohm erklärte der Runde im RP-Verlagshau­s, wie er für seine Kunden Einkaufser­lebnisse schafft.

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