Stadt der Defizite
Es scheint, als ob die Politik in Ratingen, insbesondere die stärksten Fraktionen im Stadtrat, die Realitäten einer städtischen Weiterentwicklung aus dem Blickfeld verloren haben und bei ihnen auch durch die leidvolle Erfahrung mit dem versunkenen Großprojekt „Suitbertusquartier“kein fruchtbarer Lernprozess eingesetzt hat. Dabei ist die vom Investor Marx aufgezeigte Problematik eigentlich logisch und für aufgeschlossene Zeitgenossen keine Überraschung mehr. Sicher, ob es als Alternative zur hochwertigen Textilbranche dann unbedingt eine Bäckerei sein musste kann man zu Recht hinterfragen. Aber bereits das sehr umfangreiche „Integrierte Handlungskonzept für das Ratinger Zentrum“, im Auftrag der Stadt von den Planern Beckmann und Föhrer PartGmbB erarbeitet und vor 2 Jahren vorgestellt, lässt erahnen, wohin die Reise des Ratinger Einzelhandels geht. Bereits damals wurde in diesem Papier in aller Ausführlichkeit auf den bestehenden Rückgang des Einzelhandelsbestandes in Ratingen hingewiesen, immerhin seit 2007 bis 2015 bereits 50 Betriebe weniger, und auch bei der Gesamtverkaufsfläche wurde für den gleichen Zeitraum nach der Studie eine Minus von 7.700 qm festgemacht. Diese Fakten sowie die sehr schwierige Standortproblematik Ratingens zwischen den Zentren von Düsseldorf und Essen sowie in der Konkurrenz zu den Mittelzentren Heiligenhaus, Hilden, Mettmann, Mülheim/ Ruhr und den Supermärkten in Ost und auf der eigenen grünen Wiese scheinen jedoch den Stadtrat überhaupt nicht zu sensibilisieren, wiederholt sich doch jetzt das gerade durchlebte Suitbertus-Quartier-Fiasko in gleicher Weise beim Markthaus 20. Wer aber 250 Parkplätzen im Herzen der City, die Schlagader des Einzelhandelsumsatzes in der Oberstadt, für ein realitätsfernes Wunschobjekt gegen die Wand fährt und daraus nicht die richtigen Schlüsse zieht und in der Folge weiterhin keine realitätsbezogenen Vorgaben vertraglich formulieren kann, dem ist nicht mehr zu helfen. Eine für neue mobile Kunden attraktive City muss zunächst einmal für eine ausreichende und digital vernetzte Parkkapazität sorgen. Nicht die Marktbesucher an Samstagen und zufriedene Eventbesucher bei den Highlight-Veranstaltungen der Ratinger Marketing GmbH zählen auf Dauer, sondern nur neue hinzugewonnene Kunden, Joachim Frölich IG „Ratinger Altstadt aktiv“