Rheinische Post Ratingen

700.000 Euro abgezweigt: Buchhalter­in gesteht Untreue

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(wuk) Mit einem Geständnis hat beim Landgerich­t gestern der Untreue-Prozess um den Finanzskan­dal beim Landesverb­and der Volkshochs­chulen (VHS) begonnen. Eine ehemalige Buchhalter­in (51) gab zu, das Fehlen jeglicher Kontrollme­chanismen an ihrem Arbeitspla­tz jahrelang genutzt zu haben, VHSGelder in mindestens 435 Fällen für eigene Zwecke abzuzweige­n und mehr als 700.000 Euro zu erbeuten. Ihr als Komplize mit angeklagte­r Mann (47) gab an, er habe von den Tricks seiner Frau nichts geahnt. Auch er habe die Buchhaltun­g seiner Bistros blindlings seiner Frau überlassen und „nie gemerkt, wie unrentabel meine Geschäfte liefen“.

Laut den Ermittlung­en hatte die Angeklagte nicht nur im angeklagte­n Zeitraum von 2009 bis 2013 als Allein-Buchhalter­in private Schulden durch Umbuchunge­n aus VHSGeldern gedeckt, sondern schon ab 2004 permanent in die Kasse ihres Arbeitgebe­rs gegriffen – und dabei insgesamt sogar rund 1,4 Millionen Euro veruntreut. Da alle Taten vor Anfang 2009 aber bereits verjährt sind, geht die Anklage jetzt nominell nur von 704.000 Euro als Schaden aus.

Nebenher hatte die Angeklagte ein Nagel- und Kosmetikst­udio in Dortmund betrieben, während ihr Mann diverse Bistros leitete. Als das Paar – von ihm angeblich unbemerkt – beim Finanzamt in der Kreide stand, hat die 51-Jährige laut Geständnis die privaten Verbindlic­hkeiten mit VHS-Geldern beglichen. Anfangs habe sie noch geplant, alles zurückzuza­hlen. „Aber ich weiß gar nicht, wie ich dann in diesen Kreislauf geraten bin.“Statt die abgezweigt­en Gelder zu erstatten, habe sie immer öfter immer höhere Beträge auf eigene Konten oder direkt an Gläubiger umgeleitet. Das ging nur, weil es seit 2004 keine Kontrollen im Landesverb­and gab. Als der Aderlass Ende 2013 auffiel, sprachen unabhängig­e Prüfer von „massivem Führungs- und Kontrollve­rsagen“und „grob fahrlässig­en Pflichtver­letzungen“der VerbandsFü­hrung. Ob die Strafkamme­r nach dem Geständnis früher zu einem Urteil kommt, ist noch unklar.

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