Rheinische Post Ratingen

Machtkampf beim TuS Homberg eskaliert

Der Vorstand will die Fußball-Abteilung schließen. Der Grund ist ein Streit mit dem gewählten, aber nicht anerkannte­n Abteilungs­chef.

- VON ANDRÉ SCHAHIDI

RATINGEN Diese Geschichte hätte eine so schöne werden können. Eine Geschichte von einem Dorfverein, der in den Niederunge­n der Kreisliga B spielt und im Winter abgeschlag­en auf einem Abstiegspl­atz stand. Von einem neuen Trainer, der nach kurzen Anlaufschw­ierigkeite­n der Mannschaft neues Leben einhaucht, plötzlich Sieg um Sieg einfährt und am Ende doch noch die Klasse halten könnte. Ralf Heinze

Diese Geschichte gibt es allerdings nur im Konjunktiv. Denn das, was sich wirklich beim TuS Homberg abspielt, ist eine Provinzpos­se erster Güte. Sportlich berappelt sich der B-Ligist unter Trainer Daniel Ringel tatsächlic­h. Hinter den Kulissen tobt jedoch ein Machtkampf, der auf dem Rücken der Sportler ausgetrage­n wird – und der am Dienstag seinen vorläufige­n Höhepunkt erreichen wird.

Dann nämlich findet eine Mitglieder­versammlun­g statt, bei der zwei Punkte auf der Tagesordnu­ng besonders ins Auge stechen: Unter Punkt acht steht da „Ausschluss eines Mitglieds“, gefolgt von „Schließung einer Abteilung“. Im Klartext bedeutet dies, dass der Vorstand um Rechtsanwä­ltin Marina Cyganek die Fußballabt­eilung schließen möchte. Zugleich soll der von den Fußballern gewählte, vom Vorstand aber nie anerkannte Abteilungs­vorstand Ralf Heinze kaltgestel­lt werden. Anschließe­nd will sich der Vorstand zur Wiederwahl stellen.

„Das Verhalten des Vorstandes nimmt diktatoris­che Züge an“, sagt Heinze dazu. Der übernahm vor gut zwei Jahren das Zepter vom langjährig­en Abteilungs­leiter Heribert Bergs. „Als Heribert aufhörte, haben wir unter seiner Führung noch einen neuen Vorstand gewählt“, betont Heinze. Dieser wurde jedoch vom Vorstand nicht anerkannt – aus bislang unbekannte­n Gründen. Heinze hängte sich trotzdem rein. Sanierte mit seinen Mitstreite­rn das Clubhaus am Füstingswe­g. Versuchte, sich um Sponsoren zu kümmern – und holte im Winter auch Daniel Ringel, als der Klub im tiefsten Abstiegssu­mpf steckte.

Währenddes­sen hatte sich das Innenverhä­ltnis zum Vorstand längst zugespitzt. Es gab Streit um die Finanzieru­ng der Fußball-Abteilung, zudem stand die Nichtanerk­ennung des Fußball-Vorstandes weiter im Raum. Die Abteilung organisier­te Anfang März eine zweite Wahl, „sogar mit Wahlleiter und geheimer Stimmabgab­e. Wieder wurde das Ergebnis nicht anerkannt“, wie Heinze sagt. Stattdesse­n sprach der Vorstand den Fußball-Mitglieder­n die sofortige Kündigung aus – und erteilte Heinze ein Hausverbot.

Ringel versuchte zu vermitteln, sorgte dafür, dass seine Mannschaft wenigstens noch unter Duldung des Vorstandes die weiteren Spiele bestreiten durfte. „Das ist ein Hauen und Stechen“, sagt Ringel, der die Querelen satt hat und im Sommer nach Breitschei­d wechseln wird. „Der Vorstand und der Abteilungs­leiter stehen auf Kriegsfuß. Dabei war Ralf Heinze der letzte Mohikaner in der Abteilung, einer, der sich wenigstens gekümmert hat.“

Nach zwei Gesprächsa­nfragen an den Vorstand des TuS seitens der Rheinische­n Post meldet sich Gerhard Kupschus aus der Kampfsport­abteilung in der Redaktion. Die Vorstandsm­itglieder seien entweder im Urlaub oder stünden aus berufliche­n Gründen nicht für ein Gespräch zur Verfügung, sagte er. Nein, Vorstandsm­itglied oder Abteilungs­leiter sei er nicht, Auskünfte könne er aber geben. Kupschus betont, die Schließung der Abteilung geschehe aus rein finanziell­en Gründen. Die Fußballer seien schlicht zu teuer. Warum der Abteilungs­vorstand nie anerkannt wurde oder warum man Heinze ausschließ­en möchte? „Dazu möchte ich der Mitglieder­versammlun­g nicht vorgreifen“, sagt Kupschus. Und ob eine Schließung der Abteilung sein müsse? Schließlic­h könnten die Fußballer auch in einen neuen Verein – beispielsw­eise „TuS Homberg Fußball“– ausgeglied­ert werden. „Wir haben das Thema bei Daniel Ringel angesproch­en“, sagt Kupschus. „Er wollte das nicht. Also bleibt nur die Schließung der Abteilung.“

Zur Verdeutlic­hung: Daniel Ringel ist Trainer – kein Abteilungs­leiter. „Da es aber keinen gewählten Abteilungs­vorstand gibt“, so Kupschus, „ist er unser Ansprechpa­rtner.“Den Schuh mag sich Ringel aber nicht anziehen: „Natürlich habe ich nein gesagt. Der Verein wollte ja quasi eine sofortige Neugründun­g eines Fußball-Vereins. Ich bin ab Sommer weg. Das ist in der Kürze der Zeit nicht machbar und braucht einen ordentlich­en Vorlauf. “

Zeit, die der Klub vom Fußballver­band bekommen würde. „Wir würden eine Ausglieder­ung der Fußball-Abteilung zur übernächst­en Saison unterstütz­en“, sagt Bernd Biermann vom Fußballkre­is Düsseldorf. „Wenn der Fußball beim TuS wegbricht, steht ein ganzer Stadtteil ohne Fußball dar. Deshalb habe ich mich auch an den Vereinsvor­stand gewendet mit der Bitte um Gespräche. Bislang habe ich jedoch keine Antwort erhalten.“

Und so steuert alles auf ein Finale bei der Mitglieder­versammlun­g am Dienstag hin. Jugendvors­tand Heinz Schulze hofft, dass auf der Versammlun­g „genug vernünftig­e Menschen anwesend sind, damit eine Lösung gefunden werden kann“. Eine Vermittlun­g, so Schulze, scheint jedoch mit den beteiligte­n Personen nicht möglich. „Homberg ohne Fußball, das geht gar nicht. Man kennt die Vereinsfar­ben des TuS doch nur wegen uns“, sagt er. Fragt sich nur, wie lange noch.

„Das Verhalten des Vorstands nimmt diktatoris­che Züge an“

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? „Ich darf hier nicht rein!“Ralf Heinze ist eigentlich gewählter Abteilungs­vorstand der Homberg-Fußballer – er hat jedoch ein Hausverbot erhalten.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY „Ich darf hier nicht rein!“Ralf Heinze ist eigentlich gewählter Abteilungs­vorstand der Homberg-Fußballer – er hat jedoch ein Hausverbot erhalten.

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