Rheinische Post Ratingen

Laientheat­er ist auf vielen Bühnen zu Hause

- VON GABRIELE HANNEN

Das Ensemble der Gruppe „WIR“bewegt sich seit vier Jahrzehnte­n höchst erfolgreic­h zwischen Märchenspi­el und Mördergesc­hichten.

RATINGEN Sie ist vier Jahrzehnte her – am 23. März 1977 – und betrifft lauter Schüler des ehemaligen Geschwiste­r-Scholl-Gymnasiums: die Geburtsstu­nde der dortigen Theatergru­ppe. Kaum einer hat daran gedacht, dass man sich derartig beständig etablieren konnte – viele aber hofften schon auf eine gute Zukunft. Das hat sich erfüllt. „WIR“heißt die Gruppe, und sie spielt unverdross­en weiter.

Seit 1979 ist sie fester Bestandtei­l des VHS-Programms und hat seither alljährlic­h mit mindestens einer Inszenieru­ng ins Stadttheat­er eingeladen. Als Bilanz der guten Taten ist jetzt eine Ausstellun­g zu verstehen, die noch bis zum 4. Juni in der Hauptfilia­le der Sparkasse, Düsseldorf­er Straße 28, zu betrachten ist. (Öffnungsze­iten: Mo. bis Mi. und Fr. von 9 bis16 Uhr, Do. von 9 bis 18 Uhr, Sa. von 10 bis 13 Uhr).

Die Ausstellun­g zeigt vor allem Fotos der seit 1977 entstanden­en rund 70 Inszenieru­ngen, die es insgesamt auf mehr als 200 Aufführung­en gebracht haben. Von den ersten Anfängen mit „Jeanne oder die Lerche“oder „Die Physiker“über die ersten Weihnachts­märchen bis zur jüngsten Produktion „Mörderstun­d‘ ist ungesund“und zum letzten Weihnachts­märchen „Der verstaubte Schatz“gibt es reichlich attraktive Fotos. Außerdem können Interessie­rte Briefe, Kritiken und Textbücher sowie einige Requisiten betrachten.

Die beiden ersten Jahre agierten die Schauspiel­er noch unter der schützende­n Aufsicht der Schule; sie wirkten bis 1979 zunächst als freie Theatergru­ppe in Ratingen und erarbeitet­en Dürrenmatt­s „Die Physiker“und Frischs „Die chinesisch­e Mauer“. Doch schon ab 1979 gehörten sie ins Programm der Volkshochs­chule und lieferten wacker wenigstens eine jährliche Inszenieru­ng ab.

Und – nicht zu vergessen – lockten ab 1983 mit großem Erfolg pro Advent mehrere Tausend Besucher in die Aufführung­en der Weihnachts­märchen. Die brachten und bringen sie in Zusammenar­beit mit der Händlergem­einschaft City-Kauf auf die Beine. Was kommt da immer noch gut an: natürlich die Klassiker, von „Des Kaisers neue Kleider“, „Peterchens Mondfahrt“, „Hotzenplot­z“, „Jim Knopf“und „Peter Pan“.

WIR trat nicht nur in Ratingen auf, sondern auch in anderen Städten. Und WIR führt ein Internet-Archiv, das wirklich seinesglei­chen sucht: Von unglaublic­h vielen und guten Szenenfoto­s über die aufwendige­n Programmhe­fte, Presseverö­ffentlichu­ngen, Erklärunge­n der jeweiligen Stücke bis hin zu tiefschürf­enden Zitaten ist alles grundsolid­e und ordentlich festgehalt­en. („http://www.theater-wir.de/archiv.html“)

„Das Theater WIR besteht ausschließ­lich aus Laien. Ziel der Gruppe ist es, jedes Jahr neben dem Weihnachts­märchen eine weitere Theaterpro­duktion zu erarbeiten, wobei der Schwerpunk­t auf einer homogenen Gruppenlei­stung liegt. Auch neue Mitglieder erhalten die Möglichkei­t, in kleinen Rollen ihr Talent zu erproben und so systematis­ch in größere Rollen hinein zu wachsen“, erklärt Jens D. Billerbeck, der die Gruppe leitet, der Regie führt und das Bühnenbild entwirft. „Neben der schauspiel­erischen Betätigung gibt es auch hinter den Kulissen viel zu tun, da wir alle Bühnenbild­er und viele Kostüme selbst produziere­n“, heißt es.

Mit dem Bauen und Nähen ist es nicht getan; es muss oft geschweißt werden, die Beleuchtun­g ist zu regeln, die Maske zu machen, Ton und Video gehören zu jeder Inszenieru­ng, und dann gibt es noch die wunderbare Gestalt, die bei einem Hänger die fehlenden Worte flüstert.

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RP-FOTOS (2): ACHIM BLAZY Bilder aus der Aufführung „Die Prinzessin auf der Erbse“von 2006: Dies ist eine der Collagen in der aktuellen Ausstellun­g in der Sparkassen-Hauptfilia­le.
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Szenenbild aus der letzten Weihnachts­aufführung mit dem Stück „Der verstaubte Schatz“im Stadttheat­er.

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