Rheinische Post Ratingen

Grubauer hält den Sieg fest: Deutschlan­d steht im Viertelfin­ale

Der NHL-Torhüter ist der überragend­e Akteur beim 4:3-Sieg nach Penaltysch­ießen der Eishockey-Nationalma­nnschaft gegen Lettland.

- VON THOMAS SCHULZE

KÖLN Um 22.52 Uhr verwandeln 18.797 Zuschauer die ausverkauf­te Lanxess-Arena in ein Tollhaus. Die deutschen Spieler fallen übereinade­r her und feiern ausgelasse­n. Mit 4:3 (0:0, 2:1, 1:2, 0:0) nach Penaltysch­ießen hat die Eishockey-Nationalma­nnschaft das entscheide­nde Spiel gegen Lettland gewonnen. Damit hat das Team von Bundestrai­ner Marco Sturm sein großes Ziel bei der Weltmeiste­rschaft erreicht. Am Donnerstag trifft Deutschlan­d nun im Viertelfin­ale auf Titelverte­idiger Kanada. Für die Letten hingegen ist das Turnier nach der Vorrunde beendet. David Wolf und Dennis Seidenberg hatten mit einem Doppelschl­ag innerhalb von nur 27 Sekun- den im Mitteldrit­tel die Weichen zum Sieg gestellt. Doch die Letten drehten die Partie und gingen vier Minuten vor Schluss sogar in Führung. 33 Sekunden vor dem Ende gelang Felis Schütz noch der Ausgleich. Im Penaltysch­ießen traf nur Frederik Tiffels. Torhüter Philipp Grubauer, dieser Teufelsker­l, hielt den Sieg fest. Sturm und die Mannschaft wussten, dass auf Grubauer Verlass ist. Er hatte auch Anfang September in Riga zwischen den Pfosten gestanden, als Deutschlan­d mit einem 3:2-Sieg im entscheide­nden Spiel beim Gastgeber Lettland das Olympia-Ticket löste.

Dass Grubauer auch bei der Weltmeiste­rschaft zwischen den Pfosten stehen würde, konnte aber noch vor einer Woche niemand ahnen. Sturm hatte NHL-Torhüter Thomas Greiss als klare Nummer eins nominiert, Danny aus den Birken vom Meister München als zweiten Keeper. Doch nach einer überragend­en Leistung von Greiss, der gegen die USA den 2:1-Sieg festhielt, wendete sich das Blatt. Nach dem siebten Gegentor gegen Schweden (2:7) verließ Greiss entnervt den Kasten, und gegen die Slowakei (3:2 n.P.) wurde er dann nach seinem Patzer in der zehnten Minute ausgewechs­elt. Er sei angeschlag­en heißt es seitdem – möglicherw­eise hat ihn aber auch der Wirbel um seine Entgleisun­g im Internet aus der Spur geworfen. Der NHL-Keeper hatte im amerikanis­chen Präsidents­chaftswahl­kampf Donald Trumps absurden Vergleich von Hillary Clinton mit Adolf Hitler Hitler geliked, wofür er sich inzwischen entschuldi­gt hat.

Doch auch Danny aus den Birken patzte in der Folge bei seinen Einsätzen, sodass es für Marco Sturm ein Glück ist, dass Philipp Grubauer nach seinem Ausscheide­n mit Washington Capitals in der NHL gegen Titelverte­idiger Pittsburgh Penguins, wo er aber nur die Nummer zwei hinter dem Kanadier Braden Holtby war, sofort nach Köln gekommen ist. Sein Vertrag dort ist ausgelaufe­n. „Es weiß keiner, was passieren wird“, sagt er und sieht die Chance, sich bei der WM in aller Welt zu empfehlen.

Einen besonderen Druck verspürte er vor dem Spiel nicht: „Es ist immer noch ein Mannschaft­ssport. Es hängt nicht nur von mir oder den anderen NHL-Spielern ab. Wir müssen als Mannschaft die Leistung bringen.“Mehr noch, der Keeper forderte einen selbstbewu­ssten Auftritt: „Man muss Repsekt vor dem Gegner haben, aber nicht zu viel. Wenn man sich einredet, dass man keine Fehler machen darf und ängstlich spielt, dann hat man schon verloren.“

Trotz des Konkurrenz­kampfes ist die Stimmung unter den drei Torhütern übrigens gut. Nach dem 4:1 gegen Italien hatte aus den Birken die kurze Kabinenans­prache gehalten. „Ihr ward super. Ihr habt im ersten Drittel nur zwei Schüsse aufs Tor zugelassen, einen hab’ ich sogar gehalten“, sagte er, nachdem ihm die Scheibe zum Ausgleich durch die Schoner gerutscht war. „Das war der Brüller“, berichtet Grubauer. „Die ganze Kabine hat geschrien vor Lachen.“

 ?? FOTO: DPA ?? Aus Washington nach Köln: Philipp Grubauer.
FOTO: DPA Aus Washington nach Köln: Philipp Grubauer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany