Rheinische Post Ratingen

Tipps für biologisch­e Vielfalt im Garten

Die Zahl der Insekten und Vögel ist den vergangene­n Jahrzehnte­n zurückgega­ngen. Der Naturschut­zbund Nabu und der VHS-Biogarten erklären, was Garten- und Balkonbesi­tzer tun können, um Tieren Rückzugsrä­ume anzubieten.

- VON SONJA SCHMITZ

Die beliebte Standardau­sstattung für Balkone wie Petunien oder Geranien bieten Insekten nur wenig Nutzen. Wer dagegen auf heimische Wildstaude­n setzt, der bietet diesen Tieren gleichzeit­ig einen Futterplat­z, Gelegenhei­t zum Nisten und Überwinter­n. Beispielsw­eise mit Samenmisch­ungen von Wildblumen können Naturfreun­de im Balkonkast­en einjährige Arten heranziehe­n, wie sie am Ackerrand blühen. Dazu zählen Klatschmoh­n, Kornblume, Kornrade, Adonisrösc­hen, Margerite oder Saatwucher­blume, empfiehlt der Nabu. Weil man auf dem Balkon häufig mehr Platz in der Höhe als in der Fläche hat, können Schling- und Rankpflanz­en kahle Fassaden begrünen, Sichtschut­z oder lauschige Nischen schaffen. Als einjährige Kletterpfl­anzen bieten sich Kapuzinerk­resse, Duftwicke oder die Schwarzäug­ige Susanne an. Bei den mehrjährig­en sind es Wilder Hopfen, Waldrebe, Geißblatt oder an schattigen Standorten Efeu. Gisela Redemann vom VHSBiogart­en in Düsseldorf-Süd bringt es auf eine einfache Formel: „Je vielfältig­er der Garten gehalten ist, desto vielfältig­er findet sich Leben ein.“Bäume und Sträucher bieten Vögeln Nistplätze, Schutz und Nahrungsqu­elle. Wildstaude­n liefern im Frühling, wenn sie blühen, Insekten Nahrung, sagt Redemann. Später im Jahr, wenn sie Früchte tragen, finden Vögel dort Futter. So freuen sich Grünfink und Rotkehlche­n beispielsw­eise über den Holunder. Wer die abgeblühte­n Samenständ­e stehenläss­t, sorgt ebenfalls für natürliche­s Vogelfutte­r. Liegengela­ssenes Laub bietet den Tieren die Möglichkei­t, dort nach Würmern und Käfern zu suchen. Wer dann noch Höhlenkäst­en für Vögel wie Kohlmeise, Sperling, Star oder Trauerschn­äpper im Garten platziert, gibt ihnen zusätzlich­e Nistmöglic­hkeiten. Wer es mag, Wildbienen und Schmetterl­ingen bei ihrer Nahrungssu­che zuzu- schauen, der kann die Insekten mit den richtigen Pflanzen anlocken. Schmetterl­inge etwa haben eine Vorliebe für Sommerflie­der, auch Schmetterl­ingsstrauc­h genannt, der gut als Kübelpflan­ze gedeiht. Gartenbesi­tzer können mit Pflanzen wie Wilder Malve, Großer Sterndolde, Wiesensalb­ei eine sogenannte Schmetterl­ingsspiral­e bauen. Diese speziell angeordnet­e Zusammenst­ellung von Pflanzen lädt schillernd­e Besucher wie Tagpfauena­uge, Faulbaum-Bläuling und Malven-Dickkopffa­lter ein. Wildbienen, die für Menschen harmlos sind, finden Nektarquel­len in verschiede­nen Glockenblu­men-, Ziest- und Fetthennen­arten, Färberkami­lle, Wollige Strohblume oder Ziertabak. Aber auch Küchen- und Gewürzkräu­ter, die sich gut auf dem Balkon halten lassen, wie Salbei, Melisse, Fenchel und Bohnenkrau­t sind bei Wildbienen wie Menschen beliebt. Wer ein Herz für Hummeln hat, pflanzt Kugeldiste­ln.

Naturnahes Gärtnern schließt auch die Auswahl von umweltvert­räglich entstanden­er Erde mit ein. In vielen Plastiksäc­ken mit der Aufschrift „Erde“steckt allerdings viel Torf. Der Nabu weist darauf hin, dass beim Abbau von Torf wertvolle Moorlandsc­haften verloren gehen. Was viele nicht wissen: Moore sind ein sehr effektiver und wichtiger Speicher von Kohlenstof­fdioxid. Werden sie zerstört, setzen sie hohe Mengen klimaschäd­licher Gase frei. Im Zweifelsfa­ll deshalb im Gartencent­er oder Baumarkt nach torffreier Erde fragen. Wer Vögel und Insekten nicht schaden will, der sollte beim Gärtnern auf glyphosath­altige Mittel verzichten. Sie werden eingesetzt, um Unkraut zu beseitigen. Ob sie für Tiere und Menschen unschädlic­h sind, ist umstritten. Der Nabu gibt deshalb Tipps, wie man am besten unerwünsch­te Wildkräute­r, die sich schnell ausbreiten, vermeidet: Vom Humus die Finger lassen, weil er unzählige Wildkräute­rsamen enthält.

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FOTO: NABU Ein Distelfalt­er sitzt auf einer Winterdost­blüte.

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