Rheinische Post Ratingen

Trump bereist die weite Welt

Der US-Präsident bricht zu seiner erstem Auslandsre­ise auf und wählt als erste Station Saudi-Arabien. Das Königreich setzt auf eine Verbesseru­ng der Beziehunge­n, die unter Obama ziemlich frostig geworden waren.

- VON AYA BATRAWY

DUBAI (ap) Saudi-Arabien fährt ein schillernd­es Programm für seinen Besucher auf: Für die zwei Tage, an denen US-Präsident Donald Trump ab heute in Riad weilt, trommelte das Königreich eine bunte Mischung aus Gästen zusammen, darunter Moderator Bret Baier vom bei Trump und seinen Anhängern populären TV-Sender Fox News und US-Countrysän­ger Toby Keith, der vor einem ausschließ­lich männlichen Publikum auftreten soll.

Die Entscheidu­ng des US-Präsidente­n für Saudi-Arabien als erstes Ziel seiner ersten Auslandsre­ise sendet eine klare Botschaft an das ölreiche Königreich: Die Spannungen im US-saudischen Verhältnis unter Präsident Barack Obama gehören der Vergangenh­eit an.

Auch die Regierung in Riad hofft auf eine Annäherung – und zählt buchstäbli­ch die Sekunden bis zu Trumps Ankunft heute. Unter dem Motto „Gemeinsam siegen wir“startete sie eine Website mit einer Countdown-Uhr. Im Kampf gegen Extremiste­n werde „die Grundlage für einen Neuanfang gelegt werden“, heißt es dort auf Englisch, Arabisch und Französisc­h. Die Seite wirbt zugleich für ein von Kronprinz Mohammed bin Salman, dem ehrgeizige­n Sohn von König Salman, vorgelegte­s Reformvorh­aben mit dem Titel „Vision 2030“. Der Plan sieht eine Neuordnung der Wirtschaft und einen Umbau des Landes vor. Eine größere Unabhängig­keit von Öl soll durch mehr Investment in Tourismus und Unterhaltu­ng erreicht werden.

Entspreche­nd ist ein geplanter US-arabisch-islamische­r Gipfel aus Sicht der Gastgeber der Höhepunkt von Trumps Besuch. Hier will das Königreich seinen Einfluss und seine Zugkraft präsentier­en. König Salman hat dazu für morgen mehr als 50 arabische und muslimisch­e Staats- und Regierungs­chefs nach Riad eingeladen. Auf dem Programm stehen ein gemeinsame­s Bankett mit Trump und „das Schmieden einer neuen Partnersch­aft“im Kampf gegen Extremismu­s, wie der König ankündigte.

Saudi-Arabien sei hoch erfreut darüber, die erste Station auf Trumps Reise zu sein, sagt Simon Henderson, Experte für die Golfregion beim Washington Institute. Genauso entzückt sei das Land von der Rückkehr zu „starken diplomatis­chen Beziehunge­n zu den USA“und erfreut über die Möglichkei­t, vor der arabischen und der muslimisch­en Welt die saudische Führungsst­ärke zur Schau zu stellen, indem man es schaffe, jeden zu zahlreiche­n Gipfeltref­fen nach Riad zu holen.

Das Königreich gilt als einflussre­ichstes Zentrum der islamische­n Welt. Jedes Jahr pilgern Millionen Muslime zu den heiligen Stätten in Mekka und Medina. Das erwähnte auch Trumps Nationaler Sicherheit­sberater Herbert Raymond McMaster, als er die Reisepläne des Präsidente­n bekanntgab. Und obwohl die saudi-arabische Regierung den freundscha­ftlichen Aspekt von Trumps Besuch betont, stehen nach Ansicht von Kritikern doch klar strategisc­he Interessen im Vordergrun­d. „Präsident Trump wird nicht nach Riad kommen, weil er uns liebt“, schrieb der Autor Siad al Dris in der Tageszeitu­ng „Al Hajat“. Es seien die gemeinsame­n Interessen dieser internatio­nalen Führer, die sie in Riad zusammenbr­ingen. Als ein Beispiel nannte Al Dris die Bekämpfung des Terrorismu­s.

Der Iran und Syrien wurden zu den Treffen nicht eingeladen. Beide Länder gehören nicht einer islamische­n Militärall­ianz an, die SaudiArabi­en im Kampf gegen den Terror anführt. Das Königreich unterstütz­t Bemühungen zum Sturz der syrischen Regierung, die auf den Iran und auf Russland als ihre engsten Verbündete­n zählt. Mit auf der Gästeliste stand dagegen der von den USA seit zehn Jahren gemiedene sudanesisc­he Präsident Omar al Baschir, und dies obwohl der Internatio­nale Strafgeric­htshof gegen ihn Haftbefehl wegen mutmaßlich­er Kriegsverb­rechen in Darfur erlassen hat. Al Baschir sagte dann allerdings aus „persönlich­en Gründen“ab.

Trumps scharfe Rhetorik gegenüber Teheran stößt in Saudi-Arabien auf offene Ohren, steht sie doch in hartem Kontrast zu Obamas versöhnlic­heren Tönen, die schließlic­h zum Atomabkomm­en mit dem Iran führten. Der stellvertr­etende saudische Kronprinz Mohammed sagte kürzlich, Obama habe mit Blick auf Syrien „viele wichtige Chancen verschwend­et“. Das sunnitisch geführte Königreich sieht den Einfluss des schiitisch regierten Irans in Syrien, Bahrain, im Jemen, Libanon und Irak als Gefahr für seine Sicherheit. Prinz Mohammed hat jeden Dialog mit Teheran ausgeschlo­ssen und warf dem Iran vor, die islamische Welt kontrollie­ren zu wollen. Die Stiftung des Prinzen ist Gastgeber eines Forums, vor dem sich Trump morgen mit einer Rede an die muslimisch­e Welt wenden will.

Turki Aldachil, Betreiber des Nachrichte­nsenders Al Arabija, der im Besitz saudi-arabischer Investoren ist, schrieb, Trumps Besuch stelle das wieder her, „was Obama ruiniert hat“. Trumps frühere Kritik an Saudi-Arabien und sein Einreiseve­rbot gegen Muslime bezeichnet­e Adachil als Wahlpropag­anda, die „nichts mit seinen tatsächlic­hen politische­n Programmen zu tun hat“.

Auch Trump dürfte seinen Gastgebern kaum auf die Füße treten. Dass er das Thema Menschenre­chte ins Zentrum seiner Gespräche mit der Königsfami­lie rücken wird, gilt als unwahrsche­inlich. Stattdesse­n dürfte es nach Erwartung von Analysten vor allem um drei Dinge gehen: milliarden­schwere Waffengesc­häfte, engere Wirtschaft­sbeziehung­en und eine Isolierung des Iran.

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FOTO: REUTERS Donald Trump und seine Frau Melania verlassen das Weiße Haus und brechen zu ihrer Auslandsre­ise auf.

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