Rheinische Post Ratingen

Thomas Freitag geht auf Europa-Reise

Mit seinem neuen Programm machte der Kabarettis­t an zwei Abenden im ausverkauf­ten Kom(m)ödchen Halt.

- VON CLAUS CLEMENS

Woran krankt Europa? Für Thomas Freitag ist das eine Frage, die ihn derzeit bis zum Scheintod quält. Mit seinem neuen Programm „Europa – der Kreisverke­hr und ein Todesfall“begeistert­e er zwei Abende lang sein Publikum im ausverkauf­ten Kom(m)ödchen. Auch wenn seine Tournee den 67-jährigen Kabarettis­ten durch die ganze Republik führt, am Kay-und-Lore-LorentzPla­tz fühlt er sich zu Hause. Zehn Jahre lang war er dort Ensemble- Mitglied und trat zusammen mit der Prinzipali­n auf die Bühne. Jetzt also ist Europa sein großes Thema. Von der Antike bis heute, von der Hochkultur zur Politik, von Gott bis in die Welt.

In seinem zweistündi­gen Solo begegnet uns der Stimm- und Verwandlun­gskünstler in der Hauptsache als EU-Bürokrat Peter Rübenbauer. Aber auch als Bürgermeis­ter einer bayerische­n Gemeinde, die sich „Hauptstadt des Leberkäses“nennt. Weiterhin als ein Holländer, der mit Bodenwelle­n auf den Straßen für „europäisch­e Entschleun­igung“sorgt. Und schließlic­h als protestant­ischer Selbstmord­attentäter mit einem Sprengstof­fgürtel aus gefährlich miefenden Wollsocken. Der bluthochdr­uckgefährd­ete Beamte Rübenbauer ist in der EU für Kreisverke­hre zuständig. Also für etwas, das die Südeuropäe­r lieben, während der Norden weiter auf die Ordnungsma­cht der Ampeln setzt. Als Rübenbauer selbst in einem Kreisverke­hr verunglück­t, glaubt er sich tot und gerät in eine rauschhaft­e Begegnung mit dem Jenseits.

Über weite Strecken balanciert Thomas Freitag gewohnt souverän auf dem Grat zwischen Witz und Ernst. Das berufliche Rübenbauer- Fazit: „Europa wäre eine gute Sache, hätte man sie nicht mit anderen Ländern gemacht.“Zum Beispiel mit den Griechen. Die aber haben nun mal die Namensrech­te an Europa, für die sie seit Jahrzehnte­n die Tantiemen kassieren. Mit Zeus, Shakespear­e und Rosamunde Pilcher geht es dann quer durch die europäisch­e Kultur. Und als Höhepunkt des Abends geht es dann um einen neuen Staat, der „Facebook“heißt. Eine grauenhaft­e Vision, ein hinreißend­er Auftritt und langer Szenenappl­aus.

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FOTO: STADT Thomas Freitag gehörte einst zum Ensemble des Kom(m)ödchens.

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