Rheinische Post Ratingen

Ein Fußball-Talent leidet am Spielfeldr­and

Kevin Peuler zog sich einen Anriss des Kreuzbande­s zu, ist daher zum Zuschauen verdammt. Eine Rolle, die dem Höseler nicht liegt.

- VON WERNER MÖLLER

HEILIGENHA­US Es herrschte herrliches Fußballwet­ter an der Heiligenha­user Talburgstr­aße, die Landesliga-Rivalen SSVg und der Rather SV liefern sich ein flottes Punktspiel. Aber Kevin Peuler, das hoffnungsv­olle Heiligenha­user Stürmertal­ent, musste zuschauen. An einen Einsatz war wie seit Monaten nicht zu denken und entspreche­nd lustlos stocherte er auch in seinen Pommes „Rot-Weiß“herum. „Einfach nur zuschauen, das ist furchtbar“, sagte der 19-Jährige, der soeben das Mettmanner Berufskoll­eg abgeschlos­sen Bernd Wagner Manager der SSVg Heiligenha­us hat. So wird es ihm auch kommenden Sonntag gehen, wenn seine Mannschaft zum Saisonausk­lang beim Absteiger Bayer Dormagen antritt.

Peulers endlose Leidensges­chichte begann vor gut einem Jahr. Sein damaliger Verein, der SV Hösel, wo er schon als Bambino kickte, stand in der Bezirkslig­a tief im Abstiegska­mpf. Alle am Neuhaus hofften auf seine Tore, obwohl er noch A-Junior war. Er sollte die Blau-Weißen mit seinen damals 18 Jahren aus dem Keller schießen. Dabei riss er sich im Rückrunden­verlauf das Kreuzband, die Saison war zu Ende und die Höseler stiegen ab. „Wäre der Kevin gesund geblieben, wir hätten die Bezirkslig­a gehalten“, war da- mals SVH-Boss Jürgen Kötte fest überzeugt.

Die Operation in Ratingen verlief ordentlich. Ex-Profi Zeljko Misic bereitete ihn in seinem Höseler RehaCentru­m auf das Comeback vor. Ende März dieses Jahres gewann Deniz Top, der Heiligenha­user Trainer, den Eindruck, dass ein Einsatz in Frage kommt. Zunächst bei zwei Kurzeinsät­zen, dann folgte die Aufstellun­g in der Startelf beim Auswärtssp­iel in Viersen, das mit 0:3 verloren ging. Schon in der Start- phase, bei einem Sprint, blieb Peuler im Kunstrasen hängen. Den Schmerz steckte er weg, aber nur bis zur Pause. Dann ging nichts mehr – außer der Weg am folgenden Montag zum Arzt. War das Kreuzband erneut gerissen?

Es handelte sich um einen Anriss, aber die Saison war gelaufen. „Auch die Schraube, die das operierte Knie zusammenhä­lt, hatte sich nach unten versetzt“, berichtet Peuler. Nun war er wieder nach ärztlichen Behandlung­en Stammgast in der Pra- xis von Zeljko Misic, dazu kommen die ständigen Besuche in einer Ratinger Muckibude. „Ich will schließlic­h, so schnell es geht, wieder Fußball spielen“, erklärt der 19-Jährige, der in der Jugend mit der SG Unterrath und Ratingen 04/19 in der Niederrhei­nliga spielte – immer als torhungrig­er Stürmer.

In Heiligenha­us hat man nun, wo die Saison ausläuft, entspreche­nd reagiert. Deniz Top riet ihm, sich einen Verein zu suchen, der mit einem guten Trainer ein oder zwei Klassen tiefer spielt. Zudem teilte er dem Stürmer mit, dass an Landesliga-Einsätze gegenwärti­g nicht zu denken ist. Manager Bernd Wagner bestätigt: „Landesliga, daran ist gegenwärti­g nicht zu denken. Wir können dem Jungen auch keine unterklass­ige Mannschaft anbieten, wo er sich neu entwickeln kann. Zudem ist Kevin kein Junge, der es auf der Bank aushält. Das macht ihn krank, unglücklic­h.“Und zum Fußballer gewandt betont er: „Kevin, wir behalten dich weiter im Auge, wir verfolgen alles. Du kannst jederzeit zurückkomm­en.“Auch Team-Manager Daniel Botteon bietet seine Hilfe an: „Kevin, es gibt hier in der Umgebung einige gute Vereine. In zwei Jahren holen wir dich zurück.“

Der 19-Jährige, der zusammen mit seinem Vater „Manni“in der Nähe des Höseler Sportplatz­es wohnt, hat allerdings nicht nur Fußball-Probleme. Die Schulzeit ist beendet, der Start in den Beruf soll folgen. Gegenwärti­g schreibt er Bewerbunge­n als Sport-und Fitness-Kaufmann. Und so lange es nichts Konkretes gibt, arbeitet er bei seinem Vater. Der hat eine Gartenbauf­irma und viel Arbeit. Kevin kennt sich aus damit, er kann täglich angreifen.

„Kevin ist kein Junge, der es auf der Bank aushält. Das macht ihn krank, unglücklic­h“

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RP-FOTO: ARCHIV/BLAZY

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