Rheinische Post Ratingen

Wallstraße wird zur gefährlich­en Falle

Radler dürfen teilweise entgegen der Einbahnstr­aße fahren. Eine Radspur leitet sie in den Gegenverke­hr.

- VON JOACHIM PREUSS UND NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Ein schwerer Verkehrsun­fall auf der Wallstraße wirft ein schräges Licht auf die dortige Radwegefüh­rung. Wie berichtet, wollte ein 19-jähriger Autofahrer am vergangene­n Dienstag in Höhe Nr. 12 (Pizzeria) ausparken und sich in den fließenden Verkehr einreihen. Dabei übersah er nach Angaben der Polizei einen entgegenko­mmenden 81-jährigen Radler. Der Senior prallte frontal auf das Auto und wurde mit schweren Verletzung­en in eine Spezialkli­nik in Duisburg gebracht. Ihm sei durch vor ihm parkende Fahrzeuge die Sicht nach vorne versperrt gewesen, so der Autofahrer gegenüber der Polizei. Möglicherw­eise könnte die an dieser Stelle etwas eigenwilli­ge Führung des Radweges um zwei Halte-Stellplätz­e herum etwas damit zu tun haben.

Die Wallstraße ist eine enge Einbahnstr­aße, die von der Düsseldorf­er Straße in Richtung Oberstraße führt. Aus Fahrtricht­ung Oberstraße werden die Radler über die aufgemalte Radspur um zwei Halteplätz­e herum direkt in den Gegenverke­hr geleitet. Dann endet die Radspur. Autos, die vor der Pizzeria halten, können den Autofahrer­n die Sicht auf entgegenko­mmende Radler nehmen. Dort krachte es jetzt. Und immer wieder kommt es an dieser Stelle zu Beinahe-Unfällen.

Dazu Martin Willke, Verkehrspl­aner bei der Stadt: „Ich bin in dieser Sache – wie bei jedem Unfall auch in Zusammenar­beit mit der Kreispoliz­eibehörde – zunächst um die Klärung des Hergangs bemüht.“Er wolle sich zunächst die Örtlichkei­t ansehen, um sich dann ein Bild zu machen, teilte er auf Anfrage mit. Eine Woche nach dem Unfall mel- dete sich gestern ein RP-Leser, der auf der Wallstraße wohnt. „Besonders die Stelle, an der die Radfahrer direkt in den Gegenverke­hr geleitet werden, ist extrem gefährlich. Diese Gefahrenst­elle muss entschärft werden.“

Überhaupt ist die Wallstraße nicht so ganz „ohne“für Radler. Sie darf ab Oberstraße nur bis zur Kreuzung Brunostraß­e in verkehrter Richtung befahren werden. Darauf weisen nur zwei Pfeile auf der Straße am Ende des aufgepinse­lten Radfahrweg­es hin: Sie zeigen nach rechts oder links. Ein deutliches Schild hat man sich am Eingang zum Knöllchenp­aradies gespart. Denn regelmäßig steht die Polizei ein paar Meter weiter an der Kreuzung Wallstraße/Bechemer Straße und kassiert meist ahnungslos­e Radler ab.

Mittlerwei­le ist der Abbiegepfe­il ziemlich verblasst und kaum noch erkennbar. Apropos Pinselei: Die Stadt Ratingen wie auch andere Kommunen sind wahre Meister im Aufmalen von Radwegen. Auf der Rehhecke in Lintorf beispielsw­eise gibt es teilweise vier Spuren für Radler: Im Zuge der vergangene­n Fahr- bahnsanier­ung wurden neben existieren­den Radwegen auf dem breiten Gehweg weitere Spuren auf die Straße gezeichnet. Seinerzeit­ige Begründung der Stadt: Wenn die Gehsteige irgendwann mal saniert werden, dann fielen dort die Radspuren weg. Auch in Hösel, wie in West auf der Westtangen­te, wurden nach der Teilsanier­ung der Piste Radspuren auf die auch vom Schwerlast­verkehr stark befahrene Bahnhofstr­aße aufgebrach­t. Das Gleiche soll auch im weiteren Verlauf der Bahnhofstr­aße geschehen – obwohl der Radweg dort teilweise auf der alten Bahn- strecke des „Feurigen Elias“führt. Die örtliche Politik hatte – unter anderem – dagegen protestier­t. Seitdem ruhen die Pläne für die Sanierung.

Angeblich gibt es, so die Verkehrspl­aner, Richtlinie­n, denen zufolge die Biker verstärkt auf die Fahrbahn geleitet werden sollen: Sie seien dort sicherer, weil man sie direkt im Blick habe. Denn besonders an Kreuzungen und Einmündung­en komme es zu Unfällen, wenn Auto- oder LkwFahrer abbögen: Wenn nämlich der Radler vom Gehweg komme, sei er schlechter wahrnehmba­r.

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RP-FOTO: JOACHIM PREUSS In Höhe der geparkten Autos kam es zum Unfall mit einem 81jährigen Radfahrer

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