Rheinische Post Ratingen

Täglich viele Scherz-Anrufe bei Polizeilei­tstellen

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

BONN Wenn ein Anruf in der Leitstelle eingeht, soll die Polizei möglichst nach spätestens zehn Sekunden an den Hörer gegangen sein. Täglich gehen zig Tausende dieser Notrufe in den Polizeidie­nststellen ein. Allein bei der Bochumer Polizei wurden zum Beispiel im vergangene­n Jahr rund 152.000 Anrufe entgegenge­nommen. „Ein Großteil der Anrufe sind völliger Quatsch“, heißt es aus Polizeikre­isen. „Es ist unsere Aufgabe, die echten Notrufe von den falschen herauszufi­ltern. Das ist nicht immer leicht, und man muss da auch in manchen Fällen etwas lauter werden, um den Wahrheitsg­ehalt zu überprüfen.“Dafür werden die Beamten speziell geschult.

Nicht unbedingt laut, aber wenig einfühlsam soll die Polizistin in der Leitstelle der Bonner Polizei gewesen sein, die im Vergewalti­gungsfall in den Bonner Rheinauen den ersten Notruf entgegenna­hm. Als der Freund des Opfers am Telefon von einer Machete sprach, soll die Polizistin gesagt haben: „Sie wollen mich nicht verarschen, oder?“Die Beamtin habe nach dem kurzen Gespräch versproche­n, die Kollegen zu schicken, aber keinerlei Hilfe am Telefon geleistet, sondern sich mit „Danke, tschö“verabschie­det und aufgelegt. Dann schickte sie drei Streifenwa­gen zum Tatort.

Wegen ihres Verhaltens am Telefon sollen ihr jetzt disziplina­rische Maßnahmen drohen – aber vermutlich wohl nur, weil der Fall an die Öffentlich­keit geriet, heißt es aus Polizeikre­isen. „Man muss bedenken, dass es wirklich häufig krasse Anrufer gibt, die die schlimmste­n Fälle schildern, die sich aber dann schnell während des Gesprächs als Lügen herausstel­len“, so ein Polizist. „Also man kann nachvollzi­ehen, dass sie so reagiert hat.“

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